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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Kamin führte die Treppe nach oben; er ging mit Janice hinauf, die pausenlos redete.
    Zwei Schlafzimmer, dazwischen ein Bad, das war alles. Die Tapeten zeigten überall anspruchslose Blumenmuster. Ein Bild im Flur, ebenfalls Blumen, von der Art, wie sie in Hotelzimmern hingen.
    »Sie wohnen zur Miete?« sagte Tom auf dem Weg nach unten.
    »Ach so, ja. Wir wissen nicht, ob wir hier bleiben wollen. Oder gerade in diesem Haus. Aber schauen Sie nur, diese Spiegelung! Wir haben die Fensterläden weit geöffnet, um Ihnen das zu zeigen.«
    »Ja. Wie hübsch!« Auf der Treppe stehend, knapp unter Höhe der Decke, bemerkte Tom die Spiegelung des Teiches an der Wohnzimmerdecke der Pritchards, ein weißgrau geriffeltes Muster.
    »Wenn der Wind weht, wogt es natürlich noch lebhafter!« Janice kicherte schrill.
    »Und die Möbel haben Sie selbst gekauft?«
    »Ja. Aber einiges ist geliehen, von unseren Vermietern. Die Eßzimmergarnitur zum Beispiel. Ein bißchen schwer, finde ich.«
    Tom sagte nichts dazu.
    Pritchard hatte die fertigen Drinks auf den klobigen neu-auf-alt-gemachten Sofatisch gestellt. Und die Kanapees: überbackene Käsewürfel auf Zahnstochern. Dazu gab es Oliven mit Paprikafüllung.
    Tom setzte sich in den Lehnsessel, das Paar auf das Sofa, das wie der Sessel mit geblümtem, chintzähnlichem Stoff bezogen war – nicht ganz so abstoßend wie alles andere im Haus.
    »Prost!« Pritchard, nun ohne Schürze, hob sein Glas. »Auf unsere neuen Nachbarn!«
    »Prost!« sagte Tom und nahm einen Schluck.
    »Schade, daß Ihre Frau nicht mitkommen konnte«, sagte der Mann.
    »Fand sie auch. Ein andermal. Wie gefällt es Ihnen… Was genau tun Sie eigentlich am INSEAD ?«
    »Ich habe Kurse in Marketing belegt. Alle Gesichtspunkte. Marketingstrategien bei gleichzeitiger Erfolgskon-trolle.« David Pritchard sprach klar und sachbezogen.
    »Alle Gesichtspunkte!« Wieder kicherte Janice nervös. Sie trank etwas Rosarotes, vermutlich Kir, einen schwachen Weincocktail.
    »Die Kurse sind auf französisch?« fragte Tom.
    »Und auf englisch. Mein Französisch ist gar nicht so schlecht. Könnte aber nicht schaden, es zu verbessern.« Sein R klang hart. »Mit einer Marketingausbildung stehen einem die unterschiedlichsten beruflichen Möglichkeiten offen.«
    »Aus welcher Stadt in den Staaten kommen Sie?«
    »Bedford, Indiana. Dann habe ich eine Weile in Chicago gearbeitet. Immer im Verkauf.«
    Tom glaubte ihm nicht ganz.
    Janice Pritchard rutschte unruhig herum. Sie hatte schmale Hände mit gepflegten, hellrosa lackierten Fingernägeln und trug einen einzigen Ring mit einem kleinen Diamanten, eher ein Verlobungs- als ein Ehering.
    »Und Sie, Mrs.   Pritchard«, begann Tom liebenswürdig. »Kommen Sie auch aus dem Mittleren Westen?«
    »Nein, ursprünglich aus Washington, D . C . Aber ich habe in Kansas gelebt und in Ohio und –« Sie stockte wie ein kleines Mädchen, das seinen Text vergessen hat, senkte den Blick auf die Hände im Schoß, die sie sachte knetete.
    »Geboren, gelebt und gelitten …« Pritchards Ton war nur halb scherzhaft, sein starrer Blick auf Janice eher kalt.
    Tom fragte sich verblüfft, ob sie gestritten hatten.
    » Ich habe nicht damit angefangen«, erwiderte Janice. »Mr.   Ripley hat mich gefragt, woher ich –«
    »Du mußtest ja nicht ins Detail gehen.« Der breitschultrige Pritchard drehte sich ein Stück weit Janice zu. »Oder?«
    Janice schien eingeschüchtert, sie lächelte trotzdem gezwungen und warf Tom einen flüchtigen Blick zu, der wohl bedeuten sollte: Pardon, aber denken Sie sich nichts dabei.
    »Doch das tust du ja gern, nicht?« Pritchard ließ nicht locker.
    »Ins Detail gehen? Ich verstehe nicht –«
    »Was um Himmels willen ist denn los?« ging Tom lächelnd dazwischen. »Ich habe Janice gefragt, wo sie herkommt. «
    »Ach, Mr.   Ripley, danke, daß Sie mich Janice genannt haben!«
    Nun mußte Tom lachen. Was die Atmosphäre hoffentlich entspannen würde.
    »Siehst du, David?« fragte Janice.
    Pritchard starrte sie schweigend an, lehnte sich dann aber zurück in die Sofakissen. Wenigstens etwas.
    Tom nippte an seinem Drink (der nicht schlecht war) und zog die Schachtel Zigaretten aus der Jackettasche. »Fahren Sie beide diesen Monat noch in Urlaub?«
    Janice sah ihren Mann an.
    »Nein«, sagte Pritchard. »Wir haben noch kistenweise Bücher auszupacken. Die stehen jetzt in der Garage.«
    Tom hatte zwei Bücherregale bemerkt, eins unten, eins oben, beide leer bis auf ein paar

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