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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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hatte nicht mit der Wimper gezuckt. »Aber ab und zu bin ich an der Reihe«, gab sie zurück.
    Sie spielten ihre kleinen Spiele, das sah er. Und versöhnten sich dann im Bett? Eine unangenehme Vorstellung. Tom wollte mehr über die Verbindung zu Cynthia Gradnor erfahren. Eine Büchse der Pandora, falls die Pritchards oder sonstwer – vor allem Cynthia, die genau wie die Inhaber von Buckmaster wußte, daß die letzten fünf Dutzend »Derwatts« gefälscht waren – sie jemals öffneten und die Wahrheit ans Licht kam. Selbst der Versuch, die Büchse wieder zu schließen, wäre sinnlos, weil all diese fast unerschwinglichen Bilder dann beinah wertlos wären, außer für exzentrische Sammler, die Vergnügen an guten Fälschungen fanden – Leute wie er eigentlich, doch wie viele Menschen auf der Welt waren schon wie er, teilten seine zynische Haltung zu Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe?
    »Wie geht es Cynthia – Gradnor, nicht wahr?« begann Tom. »Ewig her, seit ich sie zuletzt gesehen habe. Sehr schweigsam, wenn ich mich recht erinnere.« Und er erinnerte sich auch, daß sie ihn zutiefst verabscheute, weil es Toms Idee gewesen war, Bernard Tufts nach Derwatts Selbstmord dessen Bilder fälschen zu lassen. Bernard hatte mit großem Erfolg brillante »Derwatts« geliefert, hatte langsam und stetig in seinem kleinen Londoner Mansardenatelier vor sich hin gearbeitet, doch er war daran allmählich zugrunde gegangen, weil er Derwatt und sein Werk respektiert, ja bewundert hatte und schließlich das Gefühl nicht mehr loswurde, einen unverzeihlichen Verrat an ihm verübt zu haben. Mit den Nerven am Ende, hatte Bernard Selbstmord begangen.
    Pritchard ließ sich alle Zeit der Welt mit seiner Antwort, und Tom meinte zu erkennen, daß der Mann annahm, Tom sei wegen Cynthia beunruhigt und wolle ihn über sie aushorchen.
    »Schweigsam? Nein«, kam schließlich von Pritchard.
    »Nein«, wiederholte Janice und ließ ein Lächeln aufblitzen. Sie rauchte eine Filterzigarette; ihre Hände hielt sie jetzt ruhiger, doch nach wie vor gefaltet, trotz ihrer Zigarette. Ihr Blick wanderte pausenlos zwischen Tom und ihrem Mann hin und her.
    Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Daß Cynthia den Pritchards gegenüber die ganze Geschichte ausgeplaudert hatte? Das konnte er einfach nicht glauben. Und wenn doch, warum sagten die beiden dann nicht frei heraus: Die Leute von der Galerie Buckmaster haben bei den letzten rund sechzig Derwatts gelogen und betrogen.
    »Hat sie geheiratet?« fragte Tom.
    »Ich glaube ja. Stimmt’s, David?« fragte Janice und rieb sich kurz mit der flachen Hand den rechten Arm über dem Ellbogen.
    »Weiß ich nicht mehr. Sie war allein – die paar Male jedenfalls, als wir sie getroffen haben.«
    Wo, fragte sich Tom? Und wer hatte sie Cynthia vorgestellt? Aber er scheute sich, weiterzubohren. Hatte Janice blaue Flecken an den Armen? War das der Grund für die langärmelige Baumwollbluse, merkwürdig an solch einem heißen Augusttag? Damit man die blauen Flecken nicht sah, die ihr der gewalttätige Gatte zugefügt hatte? »Gehen Sie oft in Kunstausstellungen?« fragte er.
    »Kunst – ha, ha!« Ein Blick auf seine Frau, dann lachte Pritchard frei heraus.
    Nun ohne Zigarette, knetete Janice wieder ihre Finger und preßte die Knie zusammen. »Können wir nicht von etwas Angenehmerem sprechen?«
    »Was ist angenehmer als die Kunst?« fragte Tom lächelnd. »Das Vergnügen, eine Landschaft von Cézanne zu betrachten: Kastanienbäume, eine Landstraße, die warmen Orangetöne der Hausdächer.« Tom lachte, durchaus gutmütig. Zeit zu gehen. Aber er überlegte, was er weiter fragen könnte, um noch mehr zu erfahren. Er nahm ein zweites Käsekanapee. Auf jeden Fall würde er nichts über Jeff Constant sagen, einen Fotografen, oder über Ed Banbury, einen freien Journalisten; die beiden hatten vor Jahren die Galerie Buckmaster gekauft – sie hatten auf Bernard Tufts Fälschungen gesetzt und die Profite, die sie abwerfen würden. Auch Tom bekam Prozente aus den Derwatt-Verkäufen, ein Profit, der in den letzten Jahren nicht mehr gestiegen war, doch das war normal, denn schließlich kamen seit Bernard Tufts Tod keine neuen Fälschungen mehr auf den Markt.
    Toms ernstgemeinte Bemerkung über Cézanne war wohl auf taube Ohren gestoßen. Er sah auf seine Uhr: »Meine Frau… Ich muß nach Hause.«
    »Und wenn wir Sie nun eine Weile hier festhalten würden?« sagte Pritchard.
    »Festhalten?« Tom war aufgestanden.
    »Sie nicht

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