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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Heute nacht würde Héloïse sein Bad mit ihm teilen, weil sie Gästen des Hauses stets ihr Bad gab. Tom vergewisserte sich, daß die zweite Badezimmertür, die in ihr Schlafzimmer führte, nicht verschlossen war. Verdammt unangenehm vorhin, als der massige Pritchard gesagt hatte: »Und wenn wir Sie nun eine Weile hier festhalten würden?«, und Janice ihn wie gebannt anstarrte. Hätte sie ihrem Mann geholfen? Anzunehmen. Automatisch vielleicht, wie ein Roboter. Aber warum?
    Tom ging zum Telefon. Sein braunledernes Adreßbuch lag daneben; das brauchte er, denn er hatte weder Jeff Constants noch Ed Banburys Nummer im Kopf.
    Zuerst Jeff. Soweit Tom wußte, wohnte er nach wie vor im Norden der Stadt, NW 8, wo er sein Fotostudio hatte. 19   :   22 auf seiner Uhr: Er wählte die Nummer.
    Nach dem dritten Klingeln sprang der Anrufbeantworter an, Tom griff nach einem Kuli und notierte eine andere Nummer: »…bis neun Uhr abends.« Jeffs Stimme.
    Also zehn nach seiner Zeit. Tom wählte erneut. Eine Männerstimme meldete sich; nach den Geräuschen im Hintergrund zu schließen war eine Party im Gange.
    »Jeff Constant «, wiederholte Tom. »Ist er da? Ein Fotograf.«
    »Ach, der Fotograf! Augenblick, bitte. Und Ihr Name?«
    Tom haßte das. »Sagen Sie nur Tom, ja?«
    Er mußte einige Zeit warten, bis Jeff an den Apparat kam. Er klang atemlos. Der Partykrach ging weiter. »Ach, du bist’s, Tom! Ich dachte, es wäre ein anderer Tom… Oh, eine Hochzeit. Der Empfang nach der Trauung. Was gibt’s?«
    Jetzt war Tom der Lärm im Hintergrund ganz recht. Jeff mußte schreien und verstand ihn schlecht. »Kennst du jemanden namens David Pritchard? Amerikaner, etwa Mitte Dreißig, dunkles Haar? Seine Frau heißt Janice, blond?«
    »Hmm. Nein.«
    »Könntest du auch Ed danach fragen? Kannst du ihn erreichen?«
    »Ja, aber er ist vor kurzem umgezogen. Ich werd ihn fragen. Seine Adresse weiß ich nicht auswendig.«
    »Na gut. Hör mal, diese Amerikaner haben hier im Dorf ein Haus gemietet. Sie behaupten, kürzlich hätten sie Cynthia Gradnor getroffen – in London. Und die beiden machen abfällige Bemerkungen. Allerdings nicht über… Bernard.« Bei dem Namen mußte Tom schlucken. Er hörte förmlich, wie es in Jeffs Kopf arbeitete. »Wie könnte dieser Pritchard Cynthia kennengelernt haben? Kommt sie jemals in die Galerie?« Buckmaster, meinte er, in der Old Bond Street.
    »Nein«, sagte Jeff entschieden.
    »Ich weiß nicht mal, ob er Cynthia tatsächlich getroffen hat. Aber schon, daß er von ihr gehört hat…«
    »In Verbindung mit den Derwatts?«
    »Keine Ahnung. Du glaubst doch nicht etwa, Cynthia würde ein Schwein sein und uns verpfeifen –« Tom brach ab; ihm wurde bewußt, wie entsetzlich gründlich der Kerl oder auch beide ihn unter die Lupe genommen hatten, und zwar bis zurück zu Dickie Greenleaf.
    »Cynthia verpfeift uns nicht«, stellte Jeff mit tiefer Stimme ernsthaft fest. Im Hintergrund lärmten sie weiter wie verrückt. »Gut, ich werde Ed fragen, und –«
    »Noch heute abend, wenn möglich. Ruf mich zurück, egal wann – na ja, bis Mitternacht deiner Zeit. Und morgen bin ich auch zu Hause.«
    »Was, glaubst du, führt dieser Pritchard im Schilde?«
    »Gute Frage. Irgendwas Böses, nur frag mich nicht, was genau. Das kann ich noch nicht sagen.«
    »Du meinst, er weiß vielleicht mehr, als er sagt?«
    »Ja. Und daß Cynthia mich haßt, brauch ich dir ja nicht zu erzählen.« Tom sprach so leise, daß Jeff ihn gerade noch verstehen konnte.
    »Die mag keinen von uns besonders! Du hörst von mir, Tom. Oder von Ed.«
    Sie legten auf.
    Dann das Abendessen, aufgetragen von Madame An-nette: eine köstliche klare Suppe, die nach ein paar Dutzend Zutaten schmeckte, danach écrevisses mit Zitrone und Mayonnaise, dazu ein kühler Weißwein. Der Abend war noch warm; eine Flügeltür stand offen. Die Frauen sprachen über Nordafrika, Noëlle war nämlich schon dort gewesen, mindestens einmal offenbar.
    »…keine Taxameter, du mußt einfach zahlen, was der Fahrer verlangt… Und das Wetter – wunderbar!« Sie hob die Hände wie entrückt, nahm ihre weiße Serviette und wischte sich die Fingerspitzen ab. »Und diese Brise! Es ist nicht heiß, weil den ganzen Tag dieser herrliche Wind weht… O ja, Französisch. Wer spricht schon Arabisch?« Noëlle lachte. »Mit Französisch kommt ihr überall durch.«
    Dann ein paar Tips: Trinkt Mineralwasser, die Marke namens Sidi Soundso, in Plastikflaschen. Und bei Verdauungsstörungen

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