Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
Tabletten, Imodium.
    »Besorgt euch Antibiotika, die ihr mit zurücknehmen könnt. Rezeptfrei!« verkündete Noëlle fröhlich. »Rubitrazin zum Beispiel. Billig und fünf Jahre haltbar. Ich weiß das, weil…«
    Héloïse sog alles in sich auf. Sie liebte fremde Länder. Erstaunlich, dachte Tom, daß ihre Eltern sie nie in das frühere französische Protektorat mitgenommen hatten, aber die Plissots hatten den Urlaub wohl stets lieber in Europa verbracht.
    »Und die Prickerts, Tom – wie waren sie?« fragte Héloïse.
    »Pritchards, Liebes. David und Janice. Nun, sie sind…« Tom warf einen kurzen Blick auf Noëlle, doch die hörte nur höflichkeitshalber zu. »Sehr amerikanisch«, fuhr er fort. »Er studiert Marketing am INSEAD in Fontainebleau. Wie sie sich die Zeit vertreibt, weiß ich nicht. Scheußliche Möbel.«
    Noëlle lachte: »Wieso?«
    » Style rustique. Aus dem Supermarkt. Richtig klotzig.« Tom verzog das Gesicht. »Und die beiden gefallen mir auch nicht gerade«, schloß er nachsichtig lächelnd.
    »Kinder?« fragte Héloïse.
    »Nein. Nicht unsere Art Leute, fürchte ich, meine liebe Héloïse. Deshalb bin ich froh, daß ich allein hingegangen bin und du das nicht erdulden mußtest.« Tom griff lachend nach der Weinflasche, um ihnen nachzuschenken: ein bißchen mehr Stimmung.
    Nach dem Abendessen spielten sie Scrabble auf französisch. Genau das brauchte er jetzt zur Entspannung. Allmählich wurde das zu einer Obsession von ihm – dieser mittelmäßige Pritchard; die Frage, was der Mann im Schilde führte, wie Jeff gesagt hatte.
    Um Mitternacht war Tom oben auf seinem Zimmer und ging ins Bett, wo er Le Monde und die Wochenendausgabe der Herald Tribune lesen wollte.
    Irgendwann später schrillte sein Telefon in der Dunkelheit und weckte ihn. Tom fiel sofort wieder ein, daß er Héloïse gebeten hatte, den Telefonstecker in ihrem Zimmer herauszuziehen, für den Fall, daß er noch spät angerufen würde. Gott sei Dank. Noëlle und sie waren lange aufgeblieben und hatten geredet.
    »Hallo?«
    » Hi, Tom! Ed Banbury. Entschuldige, daß ich so spät noch anrufe, aber ich fand eine Nachricht von Jeff vor, als ich eben nach Hause kam, und es klang ziemlich wichtig.« Ed sprach immer klar und präzise, doch diesmal noch deutlicher. »Ein Mann namens Pritchard?«
    »Ja. Und seine Frau. Sie, nun ja… sie haben ein Haus gemietet, hier im Dorf. Und behaupten, Cynthia Gradnor zu kennen. Weißt du etwas darüber?«
    »Nein«, sagte Ed. »Aber ich habe von dem Kerl gehört. Nick – Nick Hall, er ist der neue Geschäftsführer unserer Galerie, und er sagte, ein Amerikaner wäre vorbeigekommen und hätte nach – Murchison gefragt.«
    »Murchison!« wiederholte Tom leise.
    »Ja. Kam wirklich unerwartet. Nick ist gerade mal seit einem Jahr bei uns, er wußte nichts von einem Murchison, der verschwunden ist.«
    Ed drückte sich aus, als wäre Murchison lediglich verschollen. Dabei hatte Tom ihn getötet. »Ed, wenn ich fragen darf: Hat Pritchard irgendwie meinen Namen erwähnt?«
    »Nicht daß ich wüßte. Ich habe Nick befragt, wollte aber natürlich keine schlafenden Hunde wecken.« Schallendes Gelächter; Ed schien ganz der alte.
    »Und Nick? Hat er etwas über Cynthia gesagt, zum Beispiel, daß Pritchard mit ihr gesprochen hat?«
    »Nein. Das weiß ich von Jeff. Nick kennt sie gar nicht.«
    Ed hatte Cynthia ganz gut gekannt, das wußte Tom. »Ich versuche herauszufinden, wie Pritchard Cynthia kennengelernt hat. Oder ob überhaupt.«
    »Aber was will dieser Kerl eigentlich?« fragte Ed.
    »Er wühlt in meiner Vergangenheit herum, verdammt noch mal«, erwiderte Tom. »Er fischt im trüben – ich hoffe, er ertrinkt darin.«
    Ed lachte auf. »Hat er Bernard erwähnt?«
    »Gott sei Dank nicht. Und Murchison auch nicht – mir gegenüber jedenfalls. Ich war auf einen Drink bei ihm, mehr nicht. Pritchard ist ein Quälgeist. Ein Scheißkerl.«
    Sie gönnten sich ein kurzes Lachen.
    »Ach übrigens«, fuhr Tom fort, »darf ich fragen, ob dieser Nick irgendwas über Bernard et cetera weiß?«
    »Glaube ich nicht. Könnte sein, doch wenn ja, dann behält er seinen Verdacht lieber für sich.«
    »Verdacht? Wir sind erpreßbar, Ed. Entweder Nick hegt keinen Verdacht – oder er steht auf unserer Seite. Sonst nichts.«
    Ed seufzte. »Ich habe keinen Grund, zu glauben, daß er Verdacht geschöpft hat, Tom. Wir haben gemeinsame Freunde. Nick ist ein gescheiterter Komponist, versucht es aber weiter. Er braucht Arbeit, und die

Weitere Kostenlose Bücher