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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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geben wir ihm. Weiß nicht viel über Malerei, noch liegt ihm viel daran, soviel steht fest. Er hält nur ein paar wichtige Preisinformationen in der Galerie parat, damit er Jeff oder mich anrufen kann, wenn jemand ernsthaft an einem Bild interessiert ist.«
    »Wie alt ist er?«
    »Etwa dreißig. Kommt aus Brighton. Seine Familie lebt dort.«
    »Ich möchte nicht, daß du Nick irgendwelche Fragen stellst – über Cynthia«, sagte Tom, so als denke er laut. »Aber es beunruhigt mich, was sie erzählt haben könnte. Sie weiß alles, Ed.« Tom sprach sehr leise. »Ein Wort von ihr, nur ein paar Sätze…«
    »So ist sie nicht, das schwöre ich. Sollte sie auspacken, ich glaube, sie hätte das Gefühl, Bernard irgendwie zu schaden. In gewisser Beziehung hält sie sein Andenken doch in Ehren.«
    »Triffst du sie manchmal?«
    »Nein. In die Galerie kommt sie nie.«
    »Du weißt also zum Beispiel nicht, ob sie inzwischen verheiratet ist?«
    »Nein«, sagte Ed. »Ich könnte im Telefonbuch nachschauen, ob sie noch unter Gradnor steht.«
    »Hmm… Ja, warum nicht? Eine Nummer in Bayswater, wenn ich nicht irre. Die Adresse hatte ich nie. Und sollte dir einfallen, wie Pritchard sie kennengelernt haben könnte – falls er das überhaupt hat –, dann laß es mich wissen. Könnte wichtig sein.«
    Banbury versprach das.
    »Ach, und deine Nummer, Ed?« Tom notierte sie, auch die neue Anschrift in der Nähe von Covent Garden.
    Alles Gute, dann legten sie auf.
    Tom ging wieder zu Bett, nachdem er kurz im Flur gelauscht und nach einem Lichtstreifen unter einer Tür gespäht hatte, weil er wissen wollte, ob jemand durch den Anruf aufgewacht war. Aber er sah nichts.
    Murchison, großer Gott! Daß er bei Tom in Villeperce übernachtet hatte, war das letzte, was man von dem Mann wußte. Sein Gepäck wurde in Orly gefunden, das war alles. Vermutlich – nein, bestimmt – hatte Murchison nicht die gebuchte Maschine genommen. Der Mann, oder was von ihm übrig war, lag unweit von Villeperce in einem Fluß namens Loing oder in einem seiner Seitenkanäle. Die Inhaber der Galerie Buckmaster, Ed und Jeff, hatten bloß die nötigsten Fragen gestellt. Murchison, der den Verdacht gehegt hatte, die Derwatts könnten gefälscht sein, war von der Bildfläche verschwunden. Und das hatte sie alle gerettet. Natürlich war Toms Name in den Zeitungen aufgetaucht, aber nur kurz, weil er die überzeugende Geschichte erzählt hatte, daß er Murchison zum Flughafen gefahren habe.
    Ein weiterer Mord, den Tom bedauernd, ja beinahe widerwillig begangen hatte, anders als die Garottenmorde an den Mafiamännern, die ihm Vergnügen und Befriedigung verschafft hatten. Bernard Tufts hatte ihm geholfen, Murchisons Leiche aus dem flachen Grab hinter Belle Ombre herauszuholen. Dort hatte Tom einige Tage zuvor eigenhändig versucht, Murchison zu beerdigen. Das Grab war weder tief noch sicher genug gewesen. Mitten in der Nacht hatten Bernard und er die Leiche – in eine Art Segeltuchplane gewickelt, das wußte er noch – im Kombi zu einer bestimmten Brücke über den Loing gebracht, wo es den beiden nicht allzu schwer gefallen war, den mit Steinen beschwerten Körper über die Brüstung zu wuchten. Bernard hatte Toms Befehle wie ein Soldat befolgt, weil er sich damals in seiner ganz eigenen, einsamen Welt befand, in der ein anderer Ehrenkodex herrschte, der anderen Dingen galt: Bernards Gewissen hatte die Last seiner Schuld nicht ertragen, über die Jahre sechzig oder siebzig Bilder und zahllose Zeichnungen absichtlich im Stil von Derwatt, seinem großen Idol, angefertigt zu haben.
    Ob die englischen oder amerikanischen Zeitungen (Murchison war Amerikaner gewesen) in jenen Tagen, als nach Murchison geforscht wurde, Cynthia Gradnor erwähnt hatten? Tom glaubte es nicht. Und Bernard Tufts Name war in Verbindung mit Murchisons Verschwinden bestimmt nicht gefallen. Tom wußte noch, daß Murchison mit einem Mitarbeiter der Tate Gallery verabredet gewesen war, um ihm seine Fälschungstheorie zu erläutern. Zuerst aber war er zur Galerie Buckmaster gegangen, hatte mit deren Besitzern gesprochen, mit Ed Banbury und Jeff Constant, die sofort Tom alarmiert hatten. Tom war nach London geflogen, um zu retten, was zu retten war, und hatte das auch geschafft, indem er sich als Derwatt verkleidet und die Echtheit einiger Bilder bestätigt hatte. Daraufhin hatte Murchison ihn in Belle Ombre besucht, weil er die beiden Derwatts sehen wollte, die Tom selbst besaß. Laut seiner Frau in

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