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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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erwiderte Tom. »Bernard hatte die seine. Ich habe getan, was ich konnte, ihn… am Leben zu erhalten. Er war nämlich bei mir zu Hause, ich habe mit ihm gesprochen. Bevor er nach Salzburg verschwand. Am Ende war er geistig verwirrt. Er dachte, er hätte Derwatt irgendwie verraten.« Tom fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, leerte sein Glas auf einen Zug. »Ich sagte: ›Na gut, Bernard, hör auf mit den Fälschungen, aber komm aus deiner Depression heraus.‹ Ich hoffte immer noch, er würde wieder mit Ihnen reden, Sie und er würden sich wieder –« Er brach ab.
    Cynthia sah ihn an; die schmalen Lippen teilten sich. »Tom, Sie sind der böseste Mensch, dem ich je begegnet bin. Wenn das für Sie eine Auszeichnung ist. Wahrscheinlich ja.«
    »Nein.« Tom stand auf, weil Cynthia das auch tat. Sie warf den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter.
    Er folgte ihr nach draußen. Sicher wäre sie froh, so schnell wie möglich weg zu kommen. Nach der Adresse im Telefonbuch zu schließen müßte sie zu ihrer Wohnung wohl laufen können – falls sie dorthin wollte. Und bestimmt würde sie sich nicht bis zur Haustür bringen lassen. Sein Gefühl sagte ihm, daß sie allein lebte.
    »Wiedersehen, Tom. Und danke für den Drink«, sagte Cynthia, als sie draußen standen.
    »Keine Ursache«, erwiderte er.
    Dann war er auf einmal allein, vor sich die King’s Road. Er drehte sich erneut um und sah Cynthias hochgewachsene Gestalt im beigebraunen Pullover zwischen den Passanten auf dem Gehweg verschwinden. Warum hatte er nicht weitere Fragen gestellt? Was versprach sie sich davon, Pritchard anzustacheln? Wieso hatte er sie nicht unverblümt gefragt, ob sie die Pritchards angerufen habe? (Weil Cynthia nicht geantwortet hätte.) Oder ob sie Mrs.   Murchison jemals getroffen habe?

13
    Nach etlichen Minuten des Wartens fand Tom ein Taxi, bat den Mann, in Richtung Covent Garden zu fahren, und nannte ihm Eds Adresse. 19   :   22, nach seiner Uhr. Toms Blick sprang von Dach zu Dach, zu einer Taube, dann zu einem Dackel an der Leine, der über die King’s Road geführt wurde. Der Fahrer mußte wenden. Hätte Tom Cynthia gefragt, ob sie häufig in Kontakt mit Pritchard stehe, hätte sie womöglich mit ihrem katzenhaften Lächeln geantwortet: »Natürlich nicht. Wozu auch?«
    Was bedeuten könnte, daß einer wie Pritchard aus eigenem Antrieb weitermachen würde, ohne weitere Munition, obwohl sie ihm die geliefert hätte. Nur weil er beschlossen hatte, Tom Ripley zu hassen.
    Tom freute sich, beide, Banbury und Constant, in der Wohnung vorzufinden.
    »Wie war dein Tag?« fragte Ed. »Was hast du getrieben – außer mir diesen schönen Morgenrock zu kaufen? Ich hab ihn Jeff schon gezeigt.«
    Sie waren in dem Zimmer mit Eds Schreibtisch, auf dem Telefon und Schreibmaschine standen.
    »Ach, ich… Am Vormittag bin ich bei Buckmaster vorbeigegangen, habe mit Nick geredet. Ich mag ihn immer mehr.«
    »Netter Kerl, nicht?« sagte Ed eher floskelhaft.
    »Ed, zunächst mal: Waren Nachrichten für mich auf dem Anrufbeantworter? Ich hatte ja Héloïse deine Nummer gegeben.«
    »Nein. Hab ihn abgehört, als ich nach Hause kam, gegen halb fünf. Wenn du jetzt versuchen willst, sie anzurufen…«
    Tom lächelte. »In Casablanca? Um diese Uhrzeit?« Doch leicht besorgt war er schon, wenn er an ihre nächsten Ziele dachte, Meknès vielleicht oder Marrakesch – Städte im Landesinnern, die Bilder von Sand und weitem Horizont heraufbeschworen, von Kamelen, die gemächlich dahinzogen, während die Menschen im weichen Wüstensand versanken: In Toms Vorstellung wurde er zu Treibsand, der mit bösen Mächten im Bunde war. Tom mußte blinzeln. »Ich – vielleicht versuch ich es später am Abend noch mal, wenn du nichts dagegen hast, Ed.«
    »Mein Haus ist dein Haus! Einen Gin Tonic, Tom?«
    »Gleich, danke. Ich habe heute Cynthia getroffen.« Er sah, wie Jeff aufmerkte.
    »Wo? Und wie?« Bei der letzten Frage lachte Jeff.
    »Habe vor ihrem Bürohaus gewartet. Um sechs«, sagte Tom. »Mit Ach und Krach konnte ich sie überreden, im Pub um die Ecke ein Glas mit mir zu trinken.«
    »Ist nicht wahr!« Ed war beeindruckt.
    Er wies auf den einzigen Lehnsessel, Tom setzte sich. Jeff schien sich auf Eds leicht durchhängendem Sofa wohl zu fühlen. »Sie war ganz die alte. Ziemlich harter Brocken. Aber…«
    »Entspann dich, Tom«, sagte Ed. »Bin gleich wieder da.« Er ging in die Küche und kam tatsächlich bald wieder zurück, einen Gin Tonic ohne Eis mit

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