Ripley Under Water
Typ.«
»Mütterlich!« Jeff auf dem Sofa lachte, hob die Füße vom Boden. »Cynthia?«
»Alle Frauen sind so, meint ihr nicht?« beharrte Ed ernsthaft. »Ich glaube, sie hätten geheiratet. Einer der Gründe, warum Cynthia so verletzt ist.«
Tom schüttelte ein paarmal schnell den Kopf, wie um ihn klarzubekommen, und schob sich noch eine gesalzene Pistazie in den Mund.
»Will jemand was essen?« fragte Jeff.
»Ach so, ja«, antwortete Ed. »Ich kenne ein Restaurant – aber nein, das ist in Islington. Ein anderes, auch gut, liegt nicht weit von hier. Ist anders als das gestern abend, Tom.«
»Ich will es bei Madame Murchison versuchen.« Tom stand aus dem Sessel auf. »New York, ihr wißt schon. Vielleicht nicht schlecht, diese Uhrzeit, sie könnte zum Lunch zu Hause sein.«
»Mach nur«, sagte Ed. »Vom Apparat im Wohnzimmer? Oder von hier?«
Tom wußte, daß er so wirkte, als wolle er allein sein – etwas nervös, eher besorgt. »Okay, das Wohnzimmer.«
Ed zeigte zum Telefon, Tom zog sein kleines Adreßbuch hervor.
»Mach’s dir bequem.« Ed stellte einen Stuhl neben den Apparat.
Tom blieb stehen. Er wählte die Nummer in Manhattan und übte im stillen seinen Auftritt als französischer Polizist – Edouard Bilsault, Commissaire , Paris. Gott sei Dank hatte er den ausgefallenen Namen unter Mrs. Murchisons Anschrift und Telefonnummer notiert, sonst hätte er ihn vielleicht vergessen. Diesmal würde er sich keinen so starken Akzent zulegen, eher wie Maurice Chevalier sprechen.
Leider sei Mrs. Murchison nicht zu Hause, werde aber jeden Moment zurückerwartet – die Frauenstimme könnte einer Bediensteten oder Putzfrau gehören, doch sicher war Tom nicht, also behielt er den französischen Akzent sorgsam bei: »Würden Sie ihr ausrischten, bitte, daß isch, Commissaire Bilsault – nein, nein, aufschreiben ist nischt nötig –, wieder anrufen werde? ’eute abend – oder morgen… Merci , Madame.«
Überflüssig, zu sagen, daß der Anruf Thomas Murchison betraf – Mrs. Murchison würde sich das denken können. Da die Dame so bald schon zurückerwartet wurde, sollte er es wohl später am Abend noch einmal versuchen, dachte Tom.
Er wußte nicht genau, was er fragen sollte, falls er sie erreichte. Natürlich, ob sie von David Pritchard gehört habe – die französische Polizei stehe zur Zeit nicht in Verbindung mit ihm. Tom erwartete ein Nein auf diese Frage; dennoch sollte er sie so oder ähnlich stellen, weil es immerhin möglich war, daß Mrs. Murchison mit Cynthia in Kontakt stand, jedenfalls dann und wann. Kaum hatte er Eds Arbeitszimmer betreten, als das Telefon auf dem Schreibisch klingelte.
Ed hob ab. »Oh… Ja. Oui! Einen Augenblick. Tom – Héloïse!«
»Ah!« Tom nahm den Hörer. »Hallo, Liebes.«
»’allô, Tomme!«
»Wo bist du?«
»In Casablanca. Sehr windig hier – aber schön! Und weißt du, was? Dieser Mister Prichard ist aufgetaucht! Mittags um eins sind wir angekommen. Er muß kurz danach eingetroffen sein. Hat wohl herausgefunden, wo wir abgestiegen sind, denn –«
»Wohnt er im selben Hotel? Im Miramare?« Tom umklammerte den Hörer in ohnmächtiger Wut.
» Non! Aber er ist vorbeigekommen. Hat uns gesehen, Noëlle und mich. Und vergeblich nach dir gesucht, das haben wir gesehen. Und, Tomme …«
»Ja, Süße?«
»Sechs Stunden ist das erst her! Danach haben wir uns umgehört, Noëlle und ich, haben ein Hotel angerufen, dann noch eins: Er ist nicht da. Wir glauben, er ist abgereist, weil du nicht bei uns bist.«
Tom erwiderte, noch immer mit düsterer Miene: »Da bin ich nicht so sicher. Woher willst du das wissen?«
Ein Klick, endgültig, als hätte eine böswillige Macht sie getrennt. Tom atmete tief durch und verbiß sich einen derben Fluch.
Dann war ihre Stimme wieder da. Héloïse sprach nun ruhiger, wie durch Meeresrauschen: »…und jetzt ist es Abend, und wir finden ihn nirgends. Natürlich scheußlich, daß er uns verfolgt. Le salaud! «
Tom dachte, Pritchard könnte inzwischen nach Villeperce zurückgekehrt sein, in dem Glauben, auch sein Opfer sei wieder dort. »Du solltest wachsam bleiben«, sagte er. »Dieser Pritchard ist trickreich. Trau keinem Unbekannten, der zu dir sagt: ›Kommen Sie mit‹ – egal wohin, und sei es nur in einen Laden etwa. Verstehst du?«
» Oui, mon cher. Im Moment gehen wir aber nur tagsüber aus, schauen uns um, kaufen uns Kleinigkeiten, Ledersachen, Messingwaren. Keine Sorge, Tomme. Im Gegenteil, wir
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