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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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hinzu, so als denke er laut.
    Hatte Ed dabei die ungünstige Publicity im Sinn, für Cynthia, Bernard Tufts, die Galerie – oder alle drei?
    Auf jeden Fall wäre es schrecklich, dachte Tom, nicht zuletzt deswegen, weil der Beweis nicht durch eine Analyse der Gemälde angetreten werden konnte, sondern durch das Fehlen von Herkunftsnachweisen. Und das sowieso nur unzureichend erklärte Verschwinden von Derwatt, Murchison und Bernard Tufts würde den Verdacht erhärten.
    Jeff reckte sein kantiges Kinn und schenkte ihnen das breite, entspannte Lächeln, das Tom an ihm lange nicht mehr gesehen hatte. »Es sei denn, wir könnten beweisen, nichts von den Fälschungen gewußt zu haben.« Er lachte, weil das natürlich unmöglich war.
    »Ja, wären wir nicht eng mit Bernard Tufts gewesen und hätte er die Galerie niemals betreten«, sagte Ed. »Was er genau genommen auch niemals getan hat.«
    »Wir wälzen einfach alle Schuld auf Bernard ab.« Jeff klang nun ernsthafter, lächelte aber noch immer.
    »Viel zu durchsichtig.« Tom überdachte, was er gehört hatte. »Mein zweiter Gedanke ist: Cynthia würde uns mit bloßen Händen an die Gurgel gehen, sollten wir Bernard zum Sündenbock machen. Bei der Vorstellung läuft’s mir kalt den Rücken runter!« Er lachte laut auf.
    »Wie wahr, wie wahr!« Ed lächelte über den schwarzen Humor dieser Diskussion. »Andererseits: Wie wollte sie beweisen, daß wir lügen? Ja, wenn Bernard die Bilder aus seinem Londoner Atelier gesandt hätte statt aus Mexiko…«
    »Oder würde er sich die Mühe machen, die Bilder aus Mexiko zu schicken, damit wir den Poststempeln glauben?« Bei der Vorstellung strahlte Jeff vor Freude über das ganze Gesicht.
    »Bei dem Preis dieser Gemälde«, warf Tom ein, »hätte Bernard sich auch die Mühe machen können, sie aus China zu schicken! Zumal mit einem Helfer.«
    »Ein Helfer !« Jetzt hob Jeff den Zeigefinger. »Das ist es! Der Helfer ist der Übeltäter, wir können ihn nicht finden, Cynthia auch nicht. Ha, ha!«
    Wieder lachten sie schallend, verschafften sich so Erleichterung.
    »Blödsinn.« Tom streckte die Beine aus. Warfen ihm seine Freunde etwa gerade einen Ball zu, eine Idee, mit der er spielen sollte – ein Spiel, durch das alle drei und die Galerie sich von Cynthias verhüllten Drohungen und sämtlichen früheren Sünden befreien könnten? Falls ja, war die Idee mit dem Helfer kein gangbarer Weg. Dann aber dachte Tom wieder an Héloïse und daran, Mrs.   Murchison noch aus London anzurufen. Welche logischen, plausiblen Fragen könnte er ihr stellen? Und: als Tom Ripley oder als französischer flic, wie zuvor so erfolgreich bei Cynthia? Ob sie schon Mrs.   Murchison angerufen und ihr gesagt hatte, die französische Polizei habe nach ihrer Adresse gefragt? Das glaubte er nicht. Obwohl sich Mrs.   Murchison leichter zum Narren machen ließe als Cynthia, sollte er lieber vorsichtig sein. Hochmut kommt vor dem Fall. Tom wollte wissen, ob Pritchard, diese Nervensäge, in jüngster Zeit (oder überhaupt je) mit Mrs.   Murchison telefoniert hatte. Das vor allem, aber anrufen könnte er sie unter dem Vorwand, im Rahmen der Suche nach ihrem Mann Adresse und Telefonnummer zu überprüfen. Nun, er würde sie etwas fragen müssen, zum Beispiel, ob sie wisse, wo Monsieur Prichard sisch gerade auf’alte – die Polizei ’ätte ihn in Nordafrika verloren, und M’sieur Prichard ’elfe ihnen bei der Suche nach ihrem Gatten.
    »Tom?« Jeff trat auf ihn zu, hielt ihm eine Schale Pistazien hin.
    »Danke. Kann ich gleich ein paar nehmen? Ich mag sie.«
    »Soviel du willst, Tom«, sagte Ed. »Hier, der Papierkorb für die Schalen.«
    »Mir ist eben etwas ganz Banales eingefallen«, begann Tom. »Was Cynthia angeht.«
    »Und das wäre?« fragte Jeff.
    »Cynthia kann nicht beides haben: Sie kann nicht uns oder Pritchard mit der Frage traktieren, wo Murchison steckt, ohne zuzugeben, daß es einen Grund gab, ihn loszuwerden – nämlich ihm das Maul zu stopfen, was die Fälschungen anging. Wenn sie weitermacht, wird sie aufdecken müssen, daß Bernard der Fälscher war, und ich glaube, sie will gar nichts über ihn aufdecken. Nicht einmal, daß er ausgenutzt wurde.«
    Die anderen schwiegen für einen Moment.
    »Cynthia weiß, was für ein komischer Kauz Bernard war. Wir haben ihn ausgenutzt, ihn und sein Talent, zugegeben.« Nachdenklich setzte er hinzu: »Ob sie ihn je geheiratet hätte?«
    »Ja«, nickte Ed. »Tief drinnen ist sie der mütterliche

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