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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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freundlich.
    »Hat sie auch. In Villeperce. Wir haben bei mir zu Hause Tee getrunken.«
    »Und hat sie angedeutet, ihr Mann und sie hätten sich nicht gut verstanden?«
    »Nein, aber warum auch? Sie kam mich besuchen, weil ich der letzte war, der ihren Mann lebend gesehen hat – soweit man das weiß.«
    »Ja«, sagte sie selbstgefällig, als wisse sie mehr als Tom.
    Was verschwieg sie? Tom wartete, doch Cynthia blieb stumm. Er aber sagte: »Ich nehme an, Mrs.   Murchison könnte die Frage der Fälschungen wieder aufbringen. Jederzeit. Doch als ich sie traf, gab sie zu, daß ihr die Begründung ihres Mannes für seine Theorie, die späteren Derwatts wären gefälscht, nicht eingeleuchtet hat.«
    Cynthia holte eine Schachtel Filterzigaretten aus der Handtasche und zog behutsam eine hervor, als rationiere sie ihr Rauchen.
    Tom gab ihr Feuer. »Stehen Sie in Verbindung mit Mrs.   Murchison? Sie wohnt auf Long Island, nicht?«
    »Nein.« Cynthia schüttelte ganz leicht den Kopf, noch immer gelassen und scheinbar gleichgültig.
    Nichts wies darauf hin, daß die Frau ihn mit dem Anruf der französischen Polizei, die sie nach Mrs.   Murchisons Adresse gefragt hatte, in Verbindung brachte. Oder spielte sie ihm etwa gekonnt etwas vor?
    »Ich frage Sie das«, fuhr er fort, »weil Pritchard, falls Sie das nicht wissen, Ärger machen will, was Murchison angeht. Vor allem mich hat er im Visier. Sehr seltsam. Er weiß nicht das geringste über Malerei, und Kunst liegt ihm bestimmt nicht am Herzen – Sie sollten sein Haus sehen: die Möbel, das Zeug an den Wänden!« Tom mußte lachen. »Ich war da, auf einen Drink. Keine angenehme Atmosphäre.«
    Cynthia reagierte, wie Tom erwartet hatte, mit der Andeutung eines freudigen Lächelns. »Warum sind Sie besorgt?«
    Tom wahrte seine liebenswürdige Miene. »Besorgt nicht, aber verärgert. Er hat mehrere Fotos von meinem Haus gemacht. An einem Sonntagmorgen. Hätten Sie es gern, wenn ein Fremder so etwas täte? Ohne Ihre Erlaubnis? Wieso will er mein Haus fotografieren?«
    Cynthia nippte stumm an ihrem Aperitif.
    »Ermuntern Sie Pritchard zu seinem Spiel contra Ripley?« fragte Tom.
    In diesem Moment brach am Tisch hinter Tom urplötzlich donnerndes Gelächter aus.
    Cynthia zuckte nicht wie er zusammen, fuhr sich nur lässig mit der Hand durchs Haar, in dem Tom nun ein paar graue Strähnen bemerkte. Er stellte sich ihre Wohnung vor: modern, doch mit einem Hauch Gemütlichkeit, wahrscheinlich durch Familienerbstücke – ein altes Bücherregal, eine Steppdecke etwa. Sie kleidete sich gut, aber konservativ. Ob sie glücklich war? Er wagte nicht zu fragen; sie würde bloß verächtlich grinsen oder ihr Glas nach ihm werfen. Ob sie wohl ein Gemälde, eine Zeichnung von Bernard Tufts aufgehängt hatte?
    »Hören Sie, Tom: Glauben Sie, ich wüßte nicht, daß Sie Murchison umgebracht und beiseite geschafft haben – auf welche Weise auch immer? Daß… Nun, daß es Bernard war, der von dem Felsen bei Salzburg gestürzt ist, und seine Leiche oder Asche, die Sie als Derwatts ausgegeben haben?«
    Vor ihrer eindringlichen Erregung verstummte Tom, wenigstens vorübergehend.
    »Bernard ist für dieses gemeine Spiel gestorben«, fuhr sie fort. »Das war Ihre Idee, das mit den Fälschungen. Sie haben sein Leben ruiniert – und meines beinah auch. Aber das war Ihnen egal, solange nur die Bilder kamen, mit ›Derwatt‹ signiert.«
    Tom steckte sich eine Zigarette an. Ein Witzbold an der Theke hämmerte lachend mit dem Absatz gegen die Messingstange und ließ den Lärmpegel weiter steigen. »Ich habe Bernard nie gezwungen zu malen. Oder weiterzumachen«, sagte er leise, obwohl niemand sie hören konnte. »Das hätte weder ich noch sonst irgend jemand gekonnt. Sie wissen das. Ich kannte ihn kaum, als ich das mit den Fälschungen vorschlug. Habe Ed und Jeff gefragt, ob sie je-manden wüßten, der das machen könnte.« Tom wußte nicht mehr, ob das stimmte – ob er nicht von vornherein Bernard vorgeschlagen hatte, weil dessen Malerei (oder das bißchen, was Tom gesehen hatte) stilistisch nicht radikal anders war als Derwatts Technik oder ihr gar zuwiderlief. Tom fuhr fort: »Bernard war eher Eds und Jeffs Freund.«
    »Aber Sie haben das alles gefördert. Sie haben Beifall geklatscht!«
    Das ging Tom nun aber gegen den Strich. Cynthia hatte nur teilweise recht. Er betrat jetzt weibliches, wütend verteidigtes Territorium, was ihm angst machte. Wer kam damit schon klar? »Bernard hätte ja jederzeit

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