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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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irgendwo hinsetzen?« Unterwegs waren Tom ein paar Pubs in der Nähe aufgefallen.
    »Nein. Nein, danke. Was ist denn so wichtig?« Ein kurzer, feindseliger Blick aus grauen Augen, dann sah sie weg.
    »Es geht um Bernard. Ich dachte, daß – Sie das interessieren würde.«
    »Was?« Fast flüsterte sie. »Um Bernard? Wohl wieder eine Ihrer widerwärtigen Ideen, wie?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Tom schüttelte den Kopf. Er hatte an Pritchard gedacht: War irgend etwas widerwärtiger, als an den Kerl zu denken? Nicht für ihn, wenigstens nicht zur Zeit. Tom warf einen Blick auf Cynthias flache schwarze Sandalen, die langen schwarzen Strümpfe – italienische Mode, schick, aber auch streng. »Ich denke an David Pritchard. Er könnte Bernard erheblichen Schaden zufügen.«
    »Was meinen Sie damit? Wie denn?« Ein Passant hinter ihr rempelte Cynthia an.
    Tom streckte die Hand aus, um sie zu stützen, sie aber wich vor ihm zurück. »Ist scheußlich, hier reden zu müssen«, sagte er. »Ich denke, Pritchard will jedem nur Böses, egal ob Ihnen, Bernard oder –«
    »Bernard ist tot«, fuhr sie dazwischen, bevor er »mir« sagen konnte. »Der Schaden ist nicht wiedergutzumachen.« Dank Ihnen, hätte sie fortfahren können.
    »Der ganze Schaden nicht. Ich muß das erklären – zwei Minuten nur. Können wir uns nicht irgendwo hinsetzen? Gleich um die Ecke ist eine Kneipe.« Tom gab sich alle Mühe, höflich zu bleiben, ohne lockerzulassen.
    Seufzend gab Cynthia nach, und sie gingen um die Ekke. Der Pub war nicht zu groß, daher auch nicht so laut. Sie fanden sogar einen freien Tisch, klein und rund. Tom war es gleich, ob oder wann jemand sie bedienen würde, und Cynthia sicher auch.
    »Was hat Pritchard vor?« fragte er. »Außer überall herumzuschnüffeln, seine Nase in alles hineinzustecken – und, das vermute ich stark, seine Frau sadistisch zu mißhandeln.«
    »Aber nicht zu ermorden.«
    »Ach ja? Freut mich zu hören. Schreiben Sie ihm, telefonieren Sie miteinander?«
    Cynthia holte tief Luft und mußte blinzeln. »Ich dachte, Sie hätten mir etwas über Bernard zu sagen.«
    Miss Gradnor hielt ziemlich engen Kontakt zu David Pritchard, dachte Tom, war aber womöglich so klug, nichts schwarz auf weiß festzuhalten. »Das habe ich. Zwei Din-ge. Ich… Doch darf ich vorab fragen, was Sie mit einem Dreckskerl wie Pritchard zu schaffen haben? Der Mann ist doch krank im Kopf!« Tom lächelte selbstgewiß.
    Bedächtig erwiderte sie: »Über Pritchard will ich nicht sprechen. Übrigens hab ich ihn noch nie gesehen oder gar kennengelernt.«
    »Woher wissen Sie dann seinen Namen?« fragte Tom höflich.
    Erneut holte sie Luft, den Blick auf die Tischplatte gesenkt; dann sah sie Tom wieder an. Ihr Gesicht wirkte auf einmal schmaler, älter. Inzwischen dürfte sie vierzig sein, dachte Tom.
    »Auf diese Frage will ich nicht antworten. Können Sie zur Sache kommen? Sie sagten, es ginge um Bernard.«
    »Ja. Um sein Werk. Ich habe Pritchard plus Frau getroffen, weil wir nun nämlich fast Nachbarn sind, in Frankreich. Vielleicht wissen Sie das. Pritchard erwähnte Murchison – den Mann, der Bernards Bilder für Fälschungen hielt.«
    »Und unerklärlicherweise verschwunden ist.« Nun war Cynthia ganz Ohr.
    »Ja. In Orly.«
    Zynismus lag in ihrem Lächeln. »Hat einfach eine andere Maschine genommen, wie? Wohin? Und sich nie wieder bei seiner Frau gemeldet?« Sie hielt inne. »Kommen Sie, Tom: Sie haben Murchison umgebracht, das weiß ich. Kann sein, daß Sie sein Gepäck zum Flughafen gebracht haben…«
    Er blieb ruhig. »Fragen Sie nur meine Haushälterin, die hat an jenem Tag gesehen, wie wir das Haus verließen – Murchison und ich. Und wegfuhren, in Richtung Orly.«
    Darauf fiel ihr nicht gleich etwas ein.
    Tom stand auf. »Was kann ich Ihnen bringen?«
    »Dubonnet, bitte. Mit einer Zitronenscheibe.«
    Tom ging zur Theke, bestellte den Dubonnet und für sich einen Gin Tonic. Kurz darauf zahlte er und brachte die Drinks zum Tisch.
    »Zurück zu Orly«, fuhr er fort, noch bevor er saß. »Ich weiß noch, wie ich Murchison am Bordstein abgesetzt habe. Ohne zu parken. Keine letzte Tasse Kaffee im Stehen.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Er aber glaubte sich, wenigstens jetzt. Und er würde sich weiter glauben, bis ihm ein schlagender Beweis vorgelegt wurde. »Was wissen Sie schon über seine Beziehung zu Mrs.   Murchison? Was weiß ich denn?«
    »Ich dachte, sie hätte Sie besucht?« fragte Cynthia übertrieben

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