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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Zitronenscheibe in der Hand.
    Inzwischen hatte Jeff gefragt: »Ist sie verheiratet? Was glaubst du?« Jeff meinte es ernst, schien aber zu wissen, daß Cynthia diese Frage nie mit ja oder nein beantwortet hätte, wenn sie von Tom gekommen wäre.
    »Mein Gefühl sagt mir, nein. Nur eine Ahnung.« Tom nahm sein Glas entgegen. »Dank dir, Ed. Na ja, ist wohl mein Problem, nicht eures. Auch nicht das der Galerie Buckmaster – oder Derwatts.« Tom hob das Glas. »Prost!«
    »Prost!« erwiderten sie.
    »Mit dem Problem meine ich: Cynthia hat es geschafft, Pritchard, den sie ihren Worten zufolge übrigens niemals getroffen hat, eine Nachricht zukommen zu lassen – er solle versuchen, der Murchison-Affäre auf den Grund zu gehen. Deshalb mein Problem.« Tom verzog das Gesicht. »Pritchard ist immer noch quasi mein Nachbar in Villeperce. Oder wenigstens seine Frau, zur Zeit jedenfalls.«
    »Was genau kann er denn tun? Oder sie?« fragte Jeff.
    »Mir das Leben schwermachen. Sich weiter bei Cynthia einschmeicheln. Murchisons Leiche finden. Ha, aber wenigstens will Miss Gradnor was die Fälschungen angeht anscheinend die Katze nicht aus dem Sack lassen.« Tom nippte an seinem Drink.
    »Weiß Pritchard von Bernard?« fragte Jeff.
    »Ich würde sagen, nein. Cynthia fragte, wer bei alldem Bernard erwähnt hätte. Soll heißen, niemand. Wenn es um Bernard geht, erwacht ihr Beschützerinstinkt – Gott sei Dank und zum Glück für uns alle!« Er lehnte sich in dem bequemen Sessel zurück. »Ich habe sogar wieder einmal das Unmögliche versucht.« Wie damals bei Murchison, dachte er: versucht und gescheitert. »Habe Cynthia in vollem Ernst gefragt, ob Bernards Bilder nicht zuletzt mindestens so gut oder besser gewesen wären als alles, was Derwatt hätte liefern können. Noch dazu in dessen Stil. Was denn so schrecklich wäre, wenn der Name Derwatt durch ›Tufts‹ ersetzt werden müßte?«
    »Oje!« Jeff rieb sich die Stirn.
    »Ich kann mir das nicht vorstellen«, sagte Ed. Die Arme verschränkt, stand er am Ende des Sofas, auf dem Jeff saß. »Was den Wert der Bilder angeht, sehe ich das einfach nicht – andererseits, hinsichtlich der Qualität…«
    »Was ein und dasselbe sein sollte, es aber nicht ist«, sagte Jeff mit kurzem Blick zu Ed hinüber. Er lachte spöttisch.
    »Stimmt«, gab Ed zu. »Hast du mit Cynthia darüber gesprochen?« Er schien leicht besorgt.
    »Nicht näher«, sagte Tom. »War mehr eine rhetorische Frage. Oder auch zwei. Ich wollte ihrem Angriff die Spitze nehmen, wenn da eine war, doch tatsächlich gab es keine. Sie sagte, ich hätte Bernards Leben ruiniert und ihres beinah auch. Stimmt wahrscheinlich.« Nun rieb Tom sich die Stirn und stand auf. »Kann ich mir kurz die Hände waschen?«
    Er ging ins Bad zwischen seinem Schlafzimmer (der Bibliothek) und Eds Schlafzimmer. Er dachte an Héloïse – ob Pritchard ihr und Noëlle nach Casablanca gefolgt war?
    »Weitere Drohungen von Cynthia?« fragte Ed leise, als Tom zurückkam. »Oder Andeutungen in der Richtung?«
    Bei diesen Worten hatte Ed das Gesicht verzogen: Er war mit Cynthia nie warmgeworden, Tom wußte das. Manchmal vermittelte sie anderen ein ungutes Gefühl, weil sie diese Art hatte, sich von nichts stören zu lassen und über jedem und allem zu stehen, was irgendwer tun oder sagen mochte. Tom und seinen Geschäftspartnern von der Galerie Buckmaster gegenüber hatte sie selbstverständlich nur Verachtung gezeigt. Doch es blieb dabei, daß es Cynthia nicht gelungen war, Bernards Fälschungsarbeit ein Ende zu setzen, auch wenn sie es sicher versucht hatte.
    »Nicht ausdrücklich, glaube ich«, sagte Tom schließlich. »Aber sie genießt es zu wissen, daß Pritchard mir auf die Nerven geht. Wenn sie kann, wird sie ihm dabei helfen.«
    »Sie spricht mit ihm?« fragte Jeff.
    »Am Telefon? Keine Ahnung«, sagte Tom. »Schon möglich. Da sie im Telefonbuch steht, ist es ein leichtes für Pritchard, sie anzurufen – wenn er das will.« Er überlegte, was Cynthia dem Amerikaner sonst noch Wichtiges verraten könnte, wenn sie die Fälschungen nicht aufdecken wollte. »Womöglich will sie uns allen dreien auf die Nerven gehen – schlicht und einfach dadurch, daß sie jederzeit die Katze aus dem Sack lassen könnte.«
    »Aber du sagtest doch, das hätte sie nicht einmal angedeutet«, sagte Jeff.
    »Nein, aber das würde Cynthia auch nie tun«, erwiderte Tom.
    »Nein«, sprach Ed ihm nach. »Schon wegen des Medienrummels nicht«, fügte er leise, doch ernst

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