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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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schlug er Banburys Nummer in London nach und wählte. Tom hörte Eds Bandstimme mit der Bitte, der Anrufer möge Namen und Telefonnummer hinterlassen, und wollte gerade sein Sprüchlein aufsagen, als Ed zu seiner Erleichterung abhob.
    »Hallo, Tom!… Ja, bin gerade reingekommen. Wie ist der letzte Stand?«
    Tom holte tief Luft: »Alles unverändert. Pritchard fischt immer noch in der Umgebung, mit Schlepphaken vom Ruderboot aus.« Er sprach betont ruhig.
    »Ist nicht wahr! Und wie lange geht das schon? Zehn – na, jedenfalls mehr als eine Woche.«
    Offensichtlich hatte Ed nicht die Tage gezählt. Tom auch nicht, aber er wußte, daß es eher zwei Wochen waren, seit Pritchard mit der Arbeit begonnen hatte. »Gut zehn Tage. Ehrlich gesagt, Ed, wenn er so weitermacht, und alles deutet darauf hin, findet er womöglich… du weißt schon, was.«
    »Ja, nicht zu fassen. Du brauchst Hilfe, glaube ich.«
    Ed verstand ihn, das hörte er. »Ja. Ich meine, könnte sein. Pritchard hat einen Helfer. Ich glaube, das hab ich Jeff schon gesagt. Der Mann heißt Teddy. Sie arbeiten gemeinsam unermüdlich von Bord dieses motorisierten Ruderboots aus, fischen den Grund mit ihren zwei Rechen ab – oder besser, mit Reihen von Haken. Sie sind schon so lange dabei…«
    »Ich komme, Tom. Und werde tun, was ich kann. Je schneller, desto besser, so wie es aussieht.«
    Tom zögerte. »Dann wäre mir wohler, das gebe ich zu.«
    »Ich tue mein Bestes. Habe noch einen Auftrag zu erledigen, bis Freitag mittag, aber ich werde versuchen, morgen nachmittag fertig zu werden. Hast du mit Jeff gesprochen?«
    »Nein. Hatte daran gedacht – aber wenn du kommen kannst, vielleicht besser nicht. Freitag nachmittag? Oder am Abend?«
    »Ich muß sehen, wie die Arbeit vorangeht. Vielleicht schaffe ich’s früher, schon gegen Mittag. Ich rufe wieder an, Tom, dann mit den Flugzeiten.«
    Danach war Tom wohler. Sofort ging er Madame Annette suchen, um ihr mitzuteilen, daß sie übers Wochenende wahrscheinlich Besuch bekamen, einen Herrn aus London. Ihre Zimmertür war geschlossen. Stille: Hatte sie sich kurz hingelegt? Das kam selten vor. Er blickte aus dem Küchenfenster und sah sie rechts über ein Beet wilder Veilchen gebeugt. Die Blumen mit ihren violetten Blüten waren immun gegen Kälte, Wind und Schädlinge, jedenfalls kam es Tom so vor. Er ging hinaus: »Madame Annette?«
    Sie richtete sich auf. »Monsieur Tomme – ich habe die Veilchen aus nächster Nähe bewundert. Sind sie nicht mignons ?!«
    Tom stimmte ihr zu. Der Boden vor der Lorbeer- und Buchsbaumhecke war übersät mit ihnen. Sie hörte die gute Nachricht: jemand, für den sie kochen und das Gästezimmer herrichten konnte.
    »Ein guter Freund, das wird Sie aufmuntern, Monsieur! War er schon mal hier?«
    Sie gingen zum seitlichen Dienstboteneingang zurück, der zur Küche führte.
    »Weiß nicht genau. Ich glaube nicht. Seltsam.« Das war es allerdings, weil er Ed schon so lange kannte. Vielleicht hatte sein Freund wegen der gefälschten Derwatts unbewußt Tom und Belle Ombre gemieden. Und natürlich wegen Bernard Tufts’ Besuch, einem einzigen Fiasko.
    »Was er wohl gerne essen würde? Was meinen Sie?« fragte Madame Annette, als sie wieder in der Küche stand, in ihrem Reich.
    Tom lachte, dann überlegte er: »Wahrscheinlich etwas Französisches. Bei diesem Wetter…« Es war warm, aber nicht heiß.
    »Hummer, kalt? Ratatouille? Natürlich! Kalt. Escalopes de veau avec sauce madère? « Ihre blaßblauen Augen leuchteten auf.
    »Ja.« Während Madame Annette die Speisen aufzählte, bekam er richtig Appetit. »Gute Idee. Er wird wohl Freitag eintreffen.«
    »Mit seiner Frau?«
    »Er hat keine. Monsieur Ed wird allein kommen.«
    Dann fuhr Tom zum bureau de poste. Er wollte Briefmarken kaufen und nachsehen, ob mit der zweiten Post, die nicht persönlich zugestellt wurde, etwas von Héloïse gekommen war. Ein Brief in ihrer Handschrift ließ sein Herz höher schlagen: abgesandt in Marrakesch, das Datum kaum lesbar, so schwach war die Tinte des Stempels. Im Umschlag steckte eine Postkarte, auf der sie geschrieben hatte:
    Cher Tom ,
    uns geht es gut, die Stadt ist actif . Und so schön! Der Sand ist abends purpurfarben. Wir sind nicht krank, essen mittags fast immer Couscous. Meknès als nächstes. Wir reisen par avion . Alles Gute von Noëlle. Von mir alles Liebe.
    H.
    Ganz nett, fand Tom, aber daß sie aus Marrakesch weiter nach Meknès fliegen würden, hatte er schon seit Tagen gewußt.
    Danach

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