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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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ohne allzu große Mühen überreden, ihn zu begleiten.
    Trotz der Einkaufsliste, trotz der Taschen und Körbe, die sie ebenso zusammensuchen mußte wie ein paar seiner Sachen für die Reinigung, waren sie um halb zehn aus dem Haus. Ein weiterer herrlich sonniger Tag, und Madame Annette hatte in ihrem Radio gehört, daß auch für Samstag und Sonntag schönes Wetter vorausgesagt wurde. Sie fragte, was Monsieur Edouard beruflich mache.
    »Er ist Journalist«, erwiderte Tom. »Sein Französisch hab ich nie getestet. Aber ein bißchen kann er bestimmt.« Er lachte bei der Vorstellung dessen, was ihnen bevorstand.
    Als ihre Taschen und Körbe voll waren, die Hummer zusammengebunden in einer großen weißen Plastiktüte steckten (doppelt verpackt, wie der Fischhändler Tom versichert hatte), warf Tom Münzen in die Parkuhr nach und lud Madame Annette in ein nahe gelegenes Café mit Konditorei ein, um ihr un petit extra zu spendieren. Er mußte zweimal fragen, bevor sie freudig lächelnd einwilligte.
    Madame Annette entschied sich für eine große Kugel Schokoladeneis, darauf zwei Löffelbiscuits wie Hasenohren, dazwischen ein großzügiger Klacks Schlagsahne. Sie warf verstohlene Blicke auf die älteren Damen an den Tischen ringsum, die über belangloses Zeug redeten. Oder etwa doch nicht? Man konnte nie wissen, dachte Tom, auch wenn sie sich stillvergnügt über ihre Torten und Eiscremes hermachten. Er trank einen café express. Madame Annette genoß ihr kleines Extra und sagte das auch, was Tom freute.
    Und wenn nun am Wochenende gar nichts passierte, fragte er sich auf dem Weg zum Wagen. Wie lange konnte Banbury bleiben? Bis Dienstag vielleicht? Und danach, würde er dann Jeff Constant zu Hilfe rufen müssen? Die Frage war wohl, wie lange Pritchard noch weitermachen würde.
    »Wenn Madame Héloïse zurückkommt, wird sie Sie aufheitern, Monsieur Tomme «, sagte seine Haushälterin, als sie nach Villeperce zurückfuhren. »Was gibt es Neues von Madame?«
    »Neues? Ich wünschte, es gäbe etwas zu berichten! Die Post… Tja, die ist anscheinend noch schlimmer als das Telefonnetz. Ich nehme an, Madame Héloïse wird in knapp einer Woche zurück sein.«
    Als er in die Hauptstraße des Dorfes einbog, sah er Pritchards weißen Pick-up von rechts seinen Weg kreuzen. Tom mußte nicht voll abbremsen, tat es aber. Das Bootsheck, ohne den Motor, ragte über die Ladefläche des Wagens hinaus. Ob sie das Boot in der Mittagszeit an Land hievten? Vermutlich, denn nur am Ufer vertäut wäre es nicht sicher, weder vor Dieben noch vor einem Flußkahn, der es rammen könnte. Die dunkle Segeltuchplane lag jetzt auf dem Boden neben dem Boot. Wahrscheinlich würden sie nach dem Essen wieder hinausfahren.
    »Monsieur Prichard«, bemerkte Madame Annette.
    »Ja«, sagte Tom. »Der Amerikaner.«
    »Er sucht etwas in den Kanälen«, fuhr sie fort. »Alle reden davon. Aber was, sagt er nicht. Soviel Zeit und Geld opfert er…«
    »Man erzählt sich so allerlei Geschichten, Madame.« Jetzt konnte er lächeln bei diesen Worten. »Sie wissen schon: Geschichten von versunkenen Schätzen, von Goldmünzen, Schmuckkästchen…«
    »Er holt die Gerippe von Katzen und Hunden herauf, wirklich, Monsieur Tomme ! Und läßt sie am Ufer liegen – wirft sie einfach dorthin! Er oder sein Freund. Für die Anwohner ist das ärgerlich, auch für Spaziergänger…«
    Tom wollte davon nichts wissen, hörte aber trotzdem zu. Er bog rechts ab und fuhr durch das offene Tor von Belle Ombre.
    »Er kann hier nicht glücklich sein. Pritchard ist kein glücklicher Mensch.« Tom sah zu ihr hinüber. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er noch lange in Villeperce bleibt.« Er sprach leise, doch sein Herz schlug schneller: Pritchard war ihm zuwider, aber das war nichts Neues, mahnte er sich. Schade, daß er in Gegenwart von Madame Annette den Mann nicht verfluchen konnte, weder lautstark noch auch nur verhalten!
    In der Küche verstauten sie das Extrapfund Butter, den schönen Broccoli, den Kopfsalat, drei Sorten Käse, den erlesenen Kaffee, ein anständiges Stück Rindfleisch für den Braten und natürlich die beiden lebenden Hummer: Madame Annette konnte sich später um sie kümmern; Tom wollte das nicht – ihr machte es kaum mehr aus, Hummer in kochendes Wasser zu werfen, als grüne Bohnen, während er sich immer vorstellte, er könne sie schreien oder wenigstens wimmern hören, während sie zu Tode gekocht wurden. Was Tom über die Zubereitung in der Mikrowelle gelesen

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