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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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sprachlos. »Ich… Vielen Dank. Im Moment –«
    »Wie ich höre, ist Ihre Frau verreist?«
    »Ja, noch für ein paar Wochen, glaube ich.«
    »Wo ist sie?«
    »Ich denke, als nächstes will sie nach Griechenland. Ein kleiner Urlaub mit einer Freundin, wissen Sie. Und ich hole versäumte Gartenarbeit nach.« Er mußte lächeln, als Madame Clusot rückwärts mit Eimer und Wischmop aus der Toilette kam. Tom verkniff sich zu sagen, Janice könne ihn ja besuchen, auf einen Drink oder einen Kaffee, weil die Frau so arglos oder bösartig sein könnte, ihrem Mann davon zu erzählen – dann sähe es so aus, als wolle er wissen, was Pritchard treibe, und mache sich folglich Sorgen. Bestimmt wußte auch David, daß seine Frau unberechenbar war: Das dürfte zu ihrer beider sadistischem Vergnügen dazugehören. »Na dann, Janice. Ihrem Mann alles Gute – von Nachbar zu Nachbar…« Tom verstummte, Janice schwieg. Pritchard, das wußte er, hatte ihr erzählt, daß Tom ihn in Tanger zusammengeschlagen hatte, doch in der Welt dieser beiden schienen Recht und Unrecht, Höflichkeit und Unhöflichkeit nicht zu zählen, ja sogar vergessen zu sein. Eigentlich war das kein Spiel; es war merkwürdiger, denn bei einem Spiel galten gewisse Regeln.
    »Auf Wiederhören, Mr.   Ripley. Und danke für Ihren Anruf«, sagte Janice, freundlich wie immer.
    Tom starrte hinaus in den Garten und dachte, wie seltsam die Pritchards doch waren. Was hatte er herausbekommen? Daß David womöglich ad infinitum weitermachen würde. Nein, das konnte nicht sein. Noch einen Monat, und der Mann würde den Grund der Wasserwege in einem Umkreis von gut fünfunddreißig Kilometern abgeharkt haben. Völlig verrückt! Und wenn er Teddy nicht astronomische Summen bezahlte, hätte auch dieser dann die Suche satt. Natürlich könnte Pritchard daraufhin jemand anderen anheuern, solange das Geld reichte.
    Wo genau waren Pritchard und Teddy jetzt? Die Kraft, die es kosten mußte, das Boot mehrmals täglich vom Pritschenwagen ab- und wieder aufzuladen! Ob die beiden in diesem Moment den Grund des Loing bei Voisy absuchten? Tom drängte es, dorthin zu fahren – zur Abwechslung vielleicht im weißen Kombi –, um seine Neugier zu befriedigen, jetzt gleich, um halb vier. Dann mußte er sich eingestehen, daß ihm davor graute, sich zum zweitenmal in die Nähe des Schauplatzes der Leichenentsorgung zu begeben. Was, wenn ihn jemand bemerkt, sich sein Gesicht eingeprägt hatte, damals als er nach Voisy und über die Brücke gefahren war? Was, wenn er auf Pritchard und Teddy träfe, die gerade mit den Haken fischten?
    Das würde ihn schlechter schlafen lassen, selbst wenn sie dort nichts fänden. Tom beschloß, auf keinen Fall hinzufahren.
    Er starrte das fertige Bild an, mehr als zufrieden: Am linken Rand hatte er einen senkrechten, blauroten Strich hinzugefügt, einen Vorhang, der im Haus hing. Die Farbtöne Blau, Purpurrot und Schwarz wurden vom Rand zum verwischten Rechteck knapp neben der Bildmitte, der gähnend schwarzen Schwelle zum Hinterzimmer, immer intensiver. Das Bild war höher als breit.
    Wieder war Dienstag, und Tom dachte an Monsieur Lepetit, den Musiklehrer, der gewöhnlich an diesem Tag kam. Tom und Héloïse hatten jedoch ihre Unterrichtsstunden abgesagt – wie lange sie in Nordafrika bleiben würden, hatten sie nicht gewußt. Und Tom hatte Lepetit seit seiner Rückkehr nicht angerufen, allerdings trotzdem geübt. Am Wochenende luden die Grais’ ihn zum Abendessen ein, doch Tom lehnte dankend ab. In der Woche darauf rief er Agnès aber eines Tages an und fragte, ob er gegen drei Uhr vorbeikommen könne.
    Wie angenehm, mal etwas anderes zu sehen! Sie saßen in der praktischen, ordentlichen Küche der Grais’ an der Marmorplatte eines Tisches für sechs und tranken café express mit einem Schuß Calvados. Ja, sagte Tom, er habe von Héloïse gehört, zwei-, dreimal, telefonisch, und mindestens einmal sei die Verbindung abgerissen. Er lachte. Und eine vor Ewigkeiten (drei Tage nach seiner Abreise) geschriebene Postkarte sei gestern angekommen. Alles in Ordnung, soweit er wisse.
    »Und Ihr Nachbar angelt noch immer«, fuhr er lächelnd fort. »Hört man jedenfalls.«
    »Angelt?« Agnès Grais’ braune Brauen zogen sich kurz zusammen. »Er sucht – nach was, sagt er nicht. Er fischt den Grund mit kleinen Haken ab, wissen Sie? Mit seinem Kompagnon. Nicht daß ich sie gesehen hätte, aber ich hörte die Leute beim Fleischer tratschen.«
    Die Leute tratschten

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