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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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an der Tür. Das Siegel brach abrupt entzwei, und die Tür öffnete sich mit einem Kreischen, das Malin zusammenzucken ließ. Ein faulig riechender Windstoß blies das Zündholz aus. In der tiefen Dunkelheit hörte Malin, wie Johnny scharf Atem holte. Dann schrie Johnny »Aua!«, aber seine Stimme klang so atemlos, so übernatürlich hoch, daß sie Malin gar nicht wie die seines Bruders vorkam. Malin hörte einen dumpfen Schlag und spürte, wie der Boden des Tunnels heftig zu zittern, begann. Während Erde und Sand von der Decke herabrieselten und ihm in Augen und Nase drangen, glaubte Malin, ein weiteres Geräusch zu vernehmen: Es war ein seltsam erstickter Ton, so kurz, daß er fast wie ein Husten klang. Und dann folgte ein halb pfeifendes, halb tropfendes Geräusch, das sich anhörte wie ein nasser Schwamm, der gerade ausgedrückt wird.
    »Johnny!« schrie Malin und hob die Hände, um sich den Staub aus dem Gesicht zu wischen. Dabei entglitt ihm die Schachtel mit den Streichhölzern. Die völlige Dunkelheit und das Gefühl, daß etwas Schreckliches passiert war, ließen eiskalte Panik in ihm aufsteigen. Aus der Finsternis hörte er jetzt ein neues Geräusch, das so leise und gedämpft war, daß er eine Weile brauchte, bis er es richtig einordnen konnte. Es war ein schwaches, aber gleichmäßiges Schleifen…
    Dann war der Bann gebrochen. Malin krabbelte auf Händen und Knien in der Dunkelheit herum und suchte nach den Streichhölzern, wobei er Rotz und Wasser heulte und ständig den Namen seines Bruders rief. Als eine seiner Hände etwas Feuchtes ertastete, zog er sie rasch zurück. Fast gleichzeitig fand die andere Hand die Streichholzschachtel. Er rappelte sich hoch auf die Knie, unterdrückte sein Schluchzen und fummelte ein Zündholz aus der Schachtel. Verzweifelt kratzte er damit an der Reibfläche entlang, bis es endlich aufflammte. In dem flackernden Licht sah er sich hastig um. Johnny war verschwunden. Die Tür stand offen, das Siegel war erbrochen, aber hinter der Tür befand sich nichts als eine glatte Steinwand. Eine dichte Staubwolke hing in der Luft.
    Dann spürte Malin, wie es an seinen Knien feucht wurde, und blickte nach unten. An der Stelle, an der Johnny gestanden hatte, war jetzt eine große dunkle Pfütze, die sich langsam ausbreitete. Einen Augenblick lang dachte Malin, daß durch irgendeinen Riß im Tunnel vielleicht Meerwasser in den Stollen drang, aber dann bemerkte er, daß von der Pfütze feine Dampfschwaden in die kalte Luft des Ganges stiegen. Als er sich nach unten beugte, fiel ihm auf, daß sie nicht schwarz, sondern rot war. Es war Blut, mehr Blut, als Malin jemals in einem menschlichen Körper vermutet hätte. Erstarrt sah er zu, wie die dampfende Pfütze immer größer wurde, die Vertiefungen am Boden des Tunnels füllte und in den feuchten Stoff seiner Hose drang. Als das Blut ihn schließlich umfloß wie die Arme eines dunkelroten Oktopus, ließ Malin vor Schreck das Streichholz fallen, das in der Pfütze mit einem scharfen Zischen erlosch. Ein weiteres Mal senkte sich tiefe Dunkelheit über ihn.

2
Cambridge, Massachusetts
    Heute
    Von dem kleinen Labor im Erweiterungsbau des Mount-Auburn-Krankenhauses aus hatte man einen herrlichen Blick über die mächtigen Kronen alter Ahornbäume hinweg auf den langsam und träge dahinfließenden Charles River. Ein Rudersportler trieb sein nadeldünnes Boot mit kräftigen Zügen voran und zog eine glitzernde Spur durch das dunkle Gewässer. Malin Hatch stand am Fenster und ließ sich einen Augenblick von der perfekten Harmonie in Bann schlagen, die zwischen dem Boot, dem Körper des Ruderers und dem Wasser herrschte.
    »Dr. Hatch?« hörte er von hinten die Stimme seines Laborassistenten. »Die Kulturen sind fertig.«
    Hatch wandte sich vom Fenster ab, sah, wie der Assistent auf einen piepsenden Inkubator deutete und mußte einen Anflug von Ärger darüber unterdrücken, daß man ihn aus seiner Versunkenheit herausgerissen hatte. »Na, dann wollen wir mal die erste Lage herausnehmen und uns die kleinen Biester näher betrachten«, sagte er.
    Auf seine übliche, leicht fahrige Art öffnete Bruce den Inkubator und holte ein großes Tablett mit Agarschalen heraus, in denen kreisrunde, wie glänzende Münzen aussehende Bakterienkulturen wuchsen. Es waren relativ harmlose Mikroorganismen, die über den üblichen Sterilisationsprozeß hinaus keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen erforderlich machten, aber Hatch erschrak trotzdem, als der Assistent

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