Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
Vom Netzwerk:
sich mit dem vollen Tablett in der Hand umdrehte und gegen einen Autoklaven prallte. »Passen Sie bloß auf«, sagte er. »Sonst gibt es eines Tages noch ein böses Erwachen.«
    Der Assistent setzte das Tablett auf einer Packung Einmalhandschuhe ab, wo es auch nicht gerade sicher stand. »Tut mir leid«, erwiderte er schüchtern, trat einen Schritt zurück und wischte sich die Hände an seinem Laborkittel ab.
    Hatch ließ seinen Blick routiniert über das Tablett wandern. Die Reihen zwei und drei zeigten gutes, gleichmäßiges Bakterienwachstum, Reihe eins und vier waren unterschiedlich, und Reihe fünf war steril. Sofort begriff Hatch, daß das Experiment ein Erfolg werden würde. Alles lief genau so, wie er es in seiner Hypothese vorausgesagt hatte, und in einem Monat würde er einen weiteren aufsehenerregenden Artikel im »New England Journal of Medicine« veröffentlichen. Danach würden ihn seine Kollegen wieder einmal »die große Hoffnung der Abteilung« nennen.
    Diese Aussichten hinterließen in ihm nichts weiter als ein umfassendes Gefühl der Leere.
    Geistesabwesend nahm Hatch ein Vergrößerungsglas zur Hand, um sich die Kulturen näher zu betrachten. Er hatte das schon so oft gemacht, daß er bestimmte Bakterienstämme bereits durch einfachen Augenschein anhand ihrer Oberflächenstrukturen und Wachstumsmuster identifizieren konnte. Einen Moment später ging er an seinen Schreibtisch, schob die Computertastatur beiseite und fing an, sich in seinem Laborbuch Notizen zu machen.
    Der Gong der Gegensprechanlage ertönte.
    »Kümmern Sie sich darum, Bruce?« murmelte Hatch und schrieb weiter.
    Bruce sprang auf und warf dabei unabsichtlich sein Notizbuch vom Tisch.
    Kurz darauf kam er wieder zurück. »Besuch«, war alles, was er sagte.
    Hatch richtete sich auf und streckte seinen langen Körper. Besucher waren hier eine Seltenheit. Wie die meisten Mediziner hatte Hatch Adresse und Telefonnummer seines Labors nur einem kleinen Kreis von Auserwählten mitgeteilt. »Wären Sie so freundlich und würden ihn fragen, was er will?« bat er.
    »Wenn es nichts Dringendes ist, verweisen sie ihn bitte an meine Praxis. Dr. Winslow hat heute Notdienst.«
    Bruce trottete von dannen, und im Labor war es wieder still. Hatchs Blicke wanderten ein weiteres Mal zum Fenster. Das gelbe Nachmittagslicht, das von draußen hereinfiel, überzog die Reagenzgläser und die Laborgeräte mit einem goldenen Schimmer. Nur mit Mühe schaffte es Malin Hatch, sich wieder auf seine Aufzeichnungen zu konzentrieren.
    »Er ist kein Patient«, sagte Bruce, der raschen Schrittes zurück ins Labor gekommen war. »Er meint, daß Sie ihn bestimmt gerne empfangen würden.«
    Hatch sah von seinem Laborbuch auf. Vermutlich ein Wissenschaftler aus dem Krankenhaus, dachte er und atmete tief durch. »Na schön, führen Sie ihn herein.«
    Kurze Zeit später waren im Vorraum Schritte zu vernehmen. Malins Blick fiel auf eine magere Gestalt, die ihn durch den Türrahmen ansah. Die untergehende Sonne, die direkt auf den Mann schien, sorgte auf der sonnengebräunten, straffen Haut seines Gesichts für kontrastreiche Licht- und Schattenspiele und zauberte ein helles Leuchten in seine grauen Augen.
    »Mein Name ist Gerard Neidelman«, sagte der Fremde mit einer tiefen rauhen Stimme.
    Bei der Bräune hält der sich wohl nicht oft im OP oder im Labor auf, vermutete Hatch. Muß wohl ein Spezialist sein, der viel Zeit auf dem Golfplatz verbringen kann. »Bitte, kommen Sie doch herein, Dr. Neidelman.«
    »Kapitän Neidelman, bitte«, antwortete der Mann. »Ich bin kein Doktor.«
    Als der Mann durch die Tür trat, war es Hatch sofort klar, daß er es mit einem echten Kapitän zu tun hatte. Allein die Art, wie der Mann mit gesenktem Kopf hereinkam und sich dabei mit der rechten Hand am oberen Teil des Türrahmens festhielt, zeigte ihm, daß Neidelman viele Jahre auf See verbracht haben mußte. Hatch schätzte, daß er nicht besonders alt war -vielleicht fünfundvierzig -aber er hatte die zusammengekniffenen Augen und die wettergegerbte Haut eines Seemanns. Darüber hinaus strahlte der Mann eine merkwürdige, asketisch anmutende Intensität aus, die fast schon etwas Jenseitiges hatte und die Hatch ausgesprochen interessant fand.
    Nachdem Hatch sich vorgestellt hatte, trat sein Besucher auf ihn zu und gab ihm die Hand. Neidelmans Haut war angenehm trocken, sein Händedruck knapp und geschäftsmäßig.
    »Kann ich Sie unter vier Augen sprechen?« fragte er ruhig.
    »Aber was

Weitere Kostenlose Bücher