Riptide - Mörderische Flut
ihren feuchten, warmen Atem. Claires Wange preßte sich auf einmal an die seine, und Hatch, der ihr beruhigende Worte ins Öhr flüstern wollte, spürte eine heiße, salzige Träne auf seinen Lippen. Als er sie mit seiner Zunge ablecken wollte, näherte sich Claires Mund dem seinen, und Malin zog rasch den Kopf zurück, so daß sich ihre Lippen nur flüchtig berührten. Dann küßte er sie ganz sanft, wobei er die glatten Linien ihrer Lippen spürte, küßte sie zögernd ein zweites Mal, und schließlich preßten sich ihre Münder leidenschaftlich aufeinander, während Claires Finger sich in Malins Haare wühlten. Das seltsame Geräusch der Brandung und die Wärme des Nachmittags schienen sich plötzlich ins nichts aufzulösen, als habe die Welt außerhalb ihrer beiden Körper aufgehört zu existieren. Hatchs Herz klopfte wie wild, als er seine Zunge in Claires Mund gleiten ließ und Claire daran zu saugen begann. Ihre Fingernägel gruben sich durch den Stoff des Hemdes hindurch in seine Schultern. Dunkel erinnerte er sich daran, daß sie sich damals, in ihrer Jugend, nie so leidenschaftlich geküßt hatten. War es nur deshalb gewesen, weil wir nicht gewußt hatten, wie man das macht? Gierig drückte Hatch seinen Körper an den von Claire und streichelte ihr mit einer Hand sanft über den zarten Flaum an ihrem Nacken, während er die andere, fast ohne es zu wollen, an ihrem Kleid entlang nach unten zwischen ihre sich bereitwillig öffnenden Beine wandern ließ. Ein leises Stöhnen entwich Claires Lippen, und Hatch spürte den dünnen Schweißfilm an den Innenseiten ihrer Oberschenkel. In den Geruch nach frischen Äpfeln mischte sich nun ein zarter Hauch von Moschus.
Mit einemmal befreite sich Claire aus seiner Umarmung. »Nein, Malin«, sagte sie mit heiserer Stimme, während sie sich aufrappelte und ihr Kleid glattstrich.
»Claire…« begann er und streckte eine Hand nach ihr aus, aber sie hatte sich bereits von ihm abgewandt.
Er sah ihr hinterher, wie sie den Pfad entlanghastete und fast augenblicklich hinter der grünen Mauer aus Blättern verschwand. Sein Herz hämmerte, und eine unangenehme Mischung aus Lust, Schuldgefühlen und Adrenalin brandete durch seine Adern. Eine Affäre mit der Frau des Reverends wäre ein Skandal, den man in Stormhaven niemals verzeihen würde. Hatch hatte gerade eine der größten Dummheiten seines Lebens begangen, gepaart mit einer krassen Fehleinschätzung der Situation - und dennoch, als er aufstand und langsam einem anderen Pfad folgte, malte sich seine entfesselte Vorstellungskraft immer wieder aus, was wohl passiert wäre, wenn Claire sich nicht aus seinen Armen gelöst hätte.
35
Am nächsten Morgen in aller Früh ging Hatch von der Pier hinauf zum Basislager und öffnete die Tür von St. Johns Büro. Zu seinem Erstaunen saß der Historiker bereits am Schreibtisch; er hatte die altertümliche Schreibmaschine beiseite geschoben und ein halbes Dutzend Bücher vor sich aufgetürmt.
Hatch betrat das Büro.
»Ich dachte nicht, daß ich Sie schon so zeitig hier antreffen würde«, grüßte Hatch. »Eigentlich wollte ich Ihnen nur eine Nachricht hinterlassen und Sie bitten, bei mir in der Praxis vorbeizuschauen.«
Der Engländer lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rieb sich mit seinen plumpen Fingern die Augen. »Das trifft sich gut, denn ich wollte auch mit Ihnen reden. Ich habe nämlich eine interessante Entdeckung gemacht.«
»Genau wie ich«, erwiderte Hatch und reichte dem Historiker ohne ein weiteres Wort einen Packen vergilbter Papiere. St. John schaffte Platz auf seinem überfüllten Schreibtisch und breitete die Seiten vor sich aus. Als er sich eines der alten Pergamente näher besah, verschwand der müde Ausdruck aus seinem Gesicht.
»Wo haben Sie diese Schriftstücke her?« fragte er.
»Sie waren in einem alten Schrank auf meinem Speicher versteckt. Offenbar sind sie das Ergebnis von Forschungen, die mein Großvater angestellt hat, denn auf einigen Papieren habe ich seine Handschrift erkannt. Er war vollkommen besessen von dem Schatz, müssen Sie wissen, und diese Besessenheit hat ihn in den finanziellen Ruin getrieben. Nach seinem Tod hat mein Vater die meisten seiner Aufzeichnungen verbrannt, aber die hier müssen ihm wohl entgangen sein.«
St. John wandte sich wieder den Pergamenten zu. »Wirklich bemerkenswert«, murmelte er. »Das ist ja mehr, als unsere Rechercheure in den Archivos de los Indios in Sevilla gefunden haben.«
»Mein Spanisch ist ein
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