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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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seinem Krawattenknoten herum. »Allerdings nur indirekt. Sehen Sie sich einmal das ein.« Er nahm ein Blatt Papier vom Schreibtisch und reichte es Hatch. Dieser las die einzige Zeile, die darauf stand:
    ETAONISRHLDCUFPMXYBGKQXYZ
    »Schaut aus wie unverständliches Kauderwelsch«, meinte Hatch.
    »Sehen Sie sich doch die ersten sieben Buchstaben einmal genauer an.«
    Hatch begann, sie laut vorzulesen: »E, T, A, O,… Hey, Moment mal! Das heißt ja Eta Onis! War das nicht die Person, der Macallan sein Buch über Architektur gewidmet hat?« Er hielt inne und blickte wieder auf das Blatt Papier.
    »Was Sie da vor sich haben, ist die Häufigkeitsverteilung der Buchstaben im englischen Alphabet«, erklärte St. John. »Kryptoanalytiker verwenden sie beim Entschlüsseln codierter Texte.«
    Hatch pfiff durch die Zähne. »Wann ist Ihnen das denn aufgefallen?«
    St. John schien noch verlegener als zuvor. »Erst am Tag nach Kerrys Tod. Bisher habe ich niemandem davon erzählt, denn ich kam mir so dumm vor. Wenn ich daran denke, daß ich es die ganze Zeit vor Augen hatte… Außerdem habe ich die ganze Tragweite dieser Entdeckung erst nach und nach verstanden. Macallan war vermutlich mehr als bloß ein Architekt. Die Tatsache, daß er mit dieser Häufigkeitstabelle vertraut war, legt die Vermutung nahe, daß er etwas mit den Londoner Spionagekreisen oder zumindest mit einer der damals weit verbreiteten Geheimgesellschaften zu tun hatte. Ich habe deshalb weitere Nachforschungen angestellt und bin dabei auf Informationen gestoßen, die einfach zu gut ins Bild passen, um reiner Zufall zu sein. Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, daß Macallan in den Jahren, aus denen nichts über ihn bekannt ist, für die Black Chamber gearbeitet hat.«
    »Für was?«
    »Es ist wirklich faszinierend. Sie müssen wissen…« St. John hielt abrupt inne und warf einen Blick über seine Schulter. Hatch erkannte mit einer raschen Aufwallung von Sympathie für den Engländer, daß St. John zur Verbindungstür zu Wopners Büro geschaut hatte, als erwarte er aus dieser Richtung eine der ätzenden Bemerkungen, mit denen der Programmierer alles bedacht hatte, was der verstaubte alte Historiker faszinierend gefunden hatte.
    »Kommen Sie mit«, sagte Hatch. »Sie können mir die Geschichte auf dem Weg zum Lagerraum erzählen.«
    »Die Black Chamber«, fuhr St. John fort, während sie hinaus in den Morgennebel traten, »war eine Geheimabteilung der englischen Post, deren Aufgabe darin bestand, versiegelte Briefe zu öffnen, ihren Inhalt zu kopieren und sie dann mit einem gefälschten Siegel wieder zu verschließen. Wenn die Briefe codiert waren, wurden sie an eine Stelle weitergegeben, die für die Entschlüsselung solcher Nachrichten zuständig war. Hatte man sie dechiffriert, wurden sie, je nach Inhalt, an den König oder bestimmte hohe Minister weitergeleitet.«
    »Hat es im England der Stuarts denn tatsächlich schon Geheimdienste gegeben?«
    »Natürlich! Und nicht nur in England. In allen anderen Staaten Europas gab es ähnliches. Solche Abteilungen des Staatsdienstes boten hochintelligenten jungen Aristokraten ein ideales Betätigungsfeld. Wer ein guter Kryptoanalytiker war, konnte mit ordentlicher Bezahlung und einer späteren Stellung bei Hofe rechnen.«
    Hatch schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gewußt.«
    »Aber Macallan hat nicht nur für die Black Chamber gearbeitet. Wenn man in alten Berichten des Hofes zwischen den Zeilen zu lesen weiß, könnte man sogar zu dem Schluß kommen, daß er eine Art Doppelagent war. Ich jedenfalls glaube, daß er insgeheim für die Spanier gearbeitet hat, denn er hegte große Sympathien für die katholischen Rebellen in Irland. Aber er wurde wohl enttarnt, und das war meiner Meinung nach der wirkliche Grund, weshalb er England verlassen hat. Er wollte seine Haut retten. Vielleicht haben ihn die Spanier ja nicht nur zum Bau einer Kathedrale nach Amerika entsandt, sondern auch aus anderen, geheimdienstlich motivierten Gründen.«
    »Und Ockham hat diese Pläne durchkreuzt.«
    »Richtig. Aber mit Macallan hat er sich jemand ganz anderen eingehandelt, als er dachte.«
    Hatch nickte. »Ihre Theorie würde auch erklären, weshalb Macallan sich so gut mit Verschlüsselung und Geheimtinten auskannte.«
    »Und auch, weshalb sein zweiter Code so teuflisch schwer zu knacken war. Außerdem dürfte es nicht viele Leute geben, die ein so perfektes Doppelspiel austüfteln können, wie es Macallan bei der Konstruktion der

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