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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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am Steuerrad. Die »Plain Jane« fühlte sich irgendwie schwer und beladen an. Durch den strömenden Regen warf Hatch einen Blick nach hinten. Leider hatte das alte Boot keine Anzeige für den Wasserstand in seiner Bilge, so daß Hatch, der die Lenzpumpen seit der Abfahrt von Stormhaven mit voller Kraft laufen ließ, vom Steuerhaus aus nicht feststellen konnte, wie tief das Wasser dort schon stand.
    »Isobel!« schrie er, während er sich mit den Füßen gegen die Wände des Steuerhauses stemmte und die Hände fest ums Steuerrad klammerte. »Gehen Sie nach vorn und öffnen Sie die Metalluke im Boden. Sehen Sie nach, wieviel Wasser in der Bilge ist.«
    Bonterre nickte zum Zeichen, daß sie verstanden hatte. Hatch sah ihr zu, wie sie nach vorn kroch, die Luke aufschraubte und nach unten verschwand. Kurz darauf kam sie wieder herauf. »Etwa zu einem Viertel voll!« rief sie.
    Hatch fluchte laut. Sie mußten auf ein Stück Treibgut gelaufen sein, das ein Loch in den Rumpf geschlagen hatte. Bei dem Donnern der Wogen hatte er das nicht mal bemerkt. Wieder blickte er auf die Anzeige des Lorans. Sie hatten mehr als die halbe Strecke nach Ragged Island geschafft, das aber trotzdem noch zweieinhalb Meilen entfernt lag; möglicherweise zu weit, um die Insel sicher zu erreichen.
    »Übernehmen Sie das Ruder!« rief er. »Ich sehe nach dem Dingi.«
    Im heulenden Sturm kroch Hatch ans Heck, krallte sich mit beiden Händen am Schandeckel fest und spähte nach hinten. Das Dingi war noch da und tanzte wie ein Korken am Ende seiner Leine. Weil der Rumpf der »Plain Jane« es vor den schlimmsten Wellen bewahrt hatte, war es nicht übermäßig vollgeschlagen. Trotzdem hoffte Hatch inständig, daß er und Bonterre nicht in dieses kleine Fahrzeug würden klettern müssen.
    Er kämpfte sich wieder nach vorn, löste Bonterre am Steuer ab und spürte sofort, daß die »Plain Jane« inzwischen schon wieder schwerer geworden war. Sie brauchte merklich länger als vorher, um sich aus den sie nach unten drückenden Wassermassen zu befreien.
    »Geht es Ihnen gut?« rief Bonterre.
    »Soweit schon«, antwortete Hatch. »Und Ihnen?«
    »Ich habe Angst.«
    Das Boot sank abermals in die unheimliche Stille eines Wellentals hinab, und Hatch bereitete sich mit der Hand am Gashebel auf den Aufstieg vor. Aber der kam nicht.
    Hatch wartete. Dann, endlich, begann die »Plain Jane« quälend langsam zu steigen. Einen trügerischen Moment lang hoffte Hatch, daß das Loran vielleicht defekt sei und sie sich bereits im Windschatten der Insel befänden, aber dann hörte er ein seltsames Grollen.
    Hoch über ihnen baute sich glatt, dunkel und gefährlich ein wahrer Himalaja aus Wasser auf. Auf seinem Kamm gurgelte eine langgestreckte Schaumkrone, als wäre sie ein lebendiges, gefährliches Untier.
    Bonterre legte den Kopf in den Nacken und blickte' nach oben. Weder sie noch Hatch sagten ein Wort.
    Das Boot brauchte eine halbe Ewigkeit, bis es die Woge emporgestiegen war, deren Getöse nun dem eines Wasserfalls glich. Mit einem berstenden Knall krachte der Kamm der Welle gegen den Bug der »Plain Jane« und schleuderte sie so hoch, daß ihr Deck fast senkrecht stand. Hatch spürte, wie ihm der Bodeii unter den Füßen weggerissen wurde, und hielt sich verzweifelt fest. Unten in der Bilge schwappte das Wasser auf eine Seite und ließ das Boot stark krängen.
    Dann spürte Hatch auf einmal keinen Zug mehr am Ruder, und als die Welle ablief, stand fest, daß die »Plain Jane« vollgeschlagen war. Sie bekam starke Schlagseite und begann schnell zu sinken, weil das Wasser in ihrem Rumpf verhinderte, daß sie sich wieder aufrichten konnte. Hatch sah nach hinten. Auch das Dingi hatte ziemlich viel Wasser abbekommen, war aber immer noch schwimmfähig.
    Bonterre folgte Hatchs Blick und nickte. Sich an der Reling festhaltend, kämpften sie sich durch das hüfthohe Wasser nach hinten zum Heck. Hatch wußte, daß einer besonders hohen Welle meistens eine Reihe etwas niedrigerer folgten. Damit blieben ihnen zwei, höchstens drei Minuten, um in das Dingi zu klettern und von der sinkenden »Plain Jane« abzulegen.
    Hatch klammerte sich an die Reling und ließ erst eine, dann eine weitere Welle über sich hinwegrollen. Als er endlich das Heck erreicht hatte, war der Augbolzen, an dem. die Leine des Dingis festgemacht war, schon zu weit unter Wasser, als daß er ihn noch hätte erreichen können. In der eiskalten See tastete er nach der Leine des Beiboots und zog es an die »Plain

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