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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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erste Ruck gegen die rechte Wand geschleudert hatte, lag nun halb begraben unter einer Flut von Gold- und Silbermünzen. Sie ruderte mit Armen und Beinen wild herum und rief mit einer Stimme, die nicht aus dieser Welt zu stammen schien, verzweifelt um Hilfe.
    Als sich die Schatzkammer abermals neigte und neben den Kisten mit den Goldbarren auch der Behälter des Schwertes ins Rutschen kam, erwachte Neidelman aus seiner Erstarrung. Er steckte sich das Schwert in seinen Klettergurt und zog prüfend an der Sicherungsleine, die durch das Loch in der Decke der Schatzkammer nach oben führte. Hoch über sich konnte er das schwache Schimmern der Notbeleuchtung am Fuß der Leiterkonstruktion erkennen. Sie flackerte kurz, ging dann aber wieder an.
    Mit dem schrillen Geräusch bis aufs äußerste strapazierten Metalls begann wie in Zeitlupe die Bodennaht am unteren Ende der Schatzkammer aufzureißen. Entsetzt mußte Neidelman mit ansehen, wie ganze Ströme von Goldmünzen und Edelsteinen auf den sich ständig verbreiternden Riß zurutschten, sich davor stauten und dann in einer kreisförmigen Bewegung, die ihn an den Strudel einer auslaufenden Badewanne erinnerte, auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe verschwanden.
    »Nein! Nein! Nein!« kreischte Magnusen. Sie krabbelte dem unaufhaltsam nach unten gleitenden Strom aus Pretiosen hinterher und versuchte mit den begierigen Händen soviel wie möglich von dem Gold zu greifen. Dabei mußte sie höllisch aufpassen, daß sie nicht selbst hinunter in das Loch gezogen wurde. Ein Beben, das aus dem Zentrum, der Erde selbst zu kommen schien, erschütterte die Kammer, und eine wahre Lawine von Goldbarren polterte auf den Mahlstrom aus Münzen und Edelsteinen herab, dessen Drehwirbel sich durch das zusätzliche Gewicht weiter beschleunigte. Hilflos mit den Armen rudernd, trieb Magnusen immer näher auf den Riß am unteren Ende der Kammer zu. Mit einem verzweifelten Schrei, der vom Knirschen des aneinanderreibenden Edelmetalls fast übertönt wurde, streckte sie ihre Arme hilfesuchend nach Neidelman aus, bevor der goldene Strudel sie in den gähnenden Abgrund riß.
    Die Schatzkammer ächzte in allen Fugen, als Neidelman sich aus seiner Erstarrung löste und auf allen vieren den absackenden Abhang aus Goldbarren nach oben krabbelte. In letzter Sekunde erreichte er den an seinem Stahlseil hin und her schwingenden Förderkorb, kletterte hinein und drückte einen Knopf am Steuerpult. Die Winde fing an zu summen, und der Korb, an dem, sich Neidelman mit beiden Händen festhielt, bewegte sich nach oben, wo er gerade noch durch die Öffnung in der schief hängenden Decke der Schatzkammer schrammte. Während der Korb sich langsam dem Ende der Leiterkonstruktion näherte, warf Neidelman einen Blick nach unten: Der letzte Rest des riesigen Schatzes - Elefantenstoßzähne, Seidenballen, Fässer, Säcke, Gold und Edelsteine -verschwand gerade mit einem lauten Poltern durch den klaffenden Spalt. Dann zerriß es die Lampe in der Schatzkammer, und im schwachen Schein der aus dem Schacht herabdringenden Notbeleuchtung glaubte Neidelman zu sehen, wie sich die gesamte Kammer aus ihrer letzten Verankerung löste und in ein brodelndes Wasserchaos stürzte, wo sie mit einem letzten, metallischen Ächzen unterging.
    Ein gewaltiger Stoß erschütterte den Schacht. Erde und Sand rieselten herunter, und die Titanstreben über Neidelman ächzten unter der Belastung. Dann ging auf einmal auch die Notbeleuchtung aus. Der Förderkorb hielt knapp unterhalb der Leiterkonstruktion an und schwang krachend gegen die Wand.
    Neidelman vergewisserte sich, daß das Schwert noch sicher an seinem Gurt hing, und begann, am Seil der Winde nach oben zu klettern. Gerade als er die unterste Sprosse der Leiterkonstruktion erreicht hatte, ging ein weiterer Ruck durch die Grube, so daß Neidelman sich mit beiden Händen festhalten mußte, um nicht in den gurgelnden Abgrund geschleudert zu werden. Im Licht eines weit entfernten Blitzes sah er, wie auf dem Wasser unter ihm die Leiche eines Mannes trieb.
    Während er so an der Leiter zappelte und mit den Beinen verzweifelt nach Halt suchte, wurde Neidelman auf einmal das ganze Ausmaß der Katastrophe bewußt. Eine wilde, nicht zu bändigende Wut kochte in ihm auf. So laut er konnte, schrie er durch das Brüllen des Wassers hinauf in den Schacht: »Haaaaaatch!«

60
    Wovon reden Sie überhaupt?« fragte Hatch und lehnte sich schwer atmend an die feuchte Tunnelwand. »Was soll denn das für

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