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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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und ergriff die kühle schlaffe Hand.
    Clay zögerte einen Augenblick und deutete dann auf Buds leeren Stuhl. »Darf ich?«
    »Solange Bud nichts dagegen hat, soll es mir recht sein«, antwortete Hatch.
    Der Reverend ließ seinen knochigen Körper unbeholfen auf den kleinen Stuhl sinken. Als er endlich saß, befanden sich seine Knie fast auf der Höhe der Tischplatte. Clay richtete seine großen, intensiv dreinblickenden Augen auf Hatch. »Ich habe beobachtet, was auf Ragged Island vor sich geht«, begann er mit leiser Stimme. »Und ich habe lautes Hämmern und andere Geräusche gehört. Bei Tag und bei Nacht.«
    »Ich schätze, wir sind ein wenig wie die Post«, sagte Hatch scherzhaft. »Bei uns ist niemals Feierabend.« Solange er nicht wußte, worauf Clay hinaus wollte, war es besser, ihn bei Laune zu halten.
    Wenn Clay amüsiert war, ließ er es sich nicht anmerken. »Dieses Unternehmen muß eine Menge Geld kosten«, sagte er und hob dabei fragend die Augenbrauen.
    »Wir haben zahlungskräftige Investoren«, antwortete Hatch ausweichend.
    »Investoren«, wiederholte Clay. »Das ist doch, wenn einem jemand zehn Dollar gibt und hofft, daß er zwanzig wiederbekommt.«
    »So könnte man es auch ausdrücken.«
    Clay nickte. »Mein Vater liebte das Geld, aber es hat keinen glücklichen Menschen aus ihm gemacht und auch sein Leben nicht um eine einzige Stunde verlängert. Bei seinem Tod erbte ich seine Aktien und Wertpapiere. Der Vermögensverwalter nannte es ein Portfolio. Als ich es mir ansah, fand ich Aktien von Tabakherstellern, Bergbaufirmen, die ganze Berge aufwühlen, und Holzhändlern, die für ihren Profit unberührte Urwälder abholzen lassen.« Während er das sagte, blickte er Hatch unverwandt in die Augen.
    »Verstehe«, murmelte Hatch schließlich.
    »Mein Vater hatte all diesen Leuten Geld gegeben in der Hoffnung, das Doppelte von ihnen zurückzubekommen. Und genau das ist auch eingetreten. Sie haben ihm sogar das Dreiund Vierfache seines Geldes gegeben. Und als er starb, gehörten all diese moralisch verwerflichen Gewinne mir.«
    Hatch nickte.
    Clay senkte den Kopf und die Stimme. »Dürfte ich Sie fragen, wieviel Gewinn Sie und Ihre Investoren sich von Ihrer Unternehmung versprechen?«
    Die Art, wie der Pastor das Wort »Gewinn« aussprach, ließ Hatch sich noch mehr in acht nehmen. »Nun, es könnte sich durchaus um eine siebenstellige Summe handeln«, antwortete er.
    Clay nickte langsam. »Ich bin ein direkter Mensch«, sagte er. »Ich rede ungern um den heißen Brei herum. Weil ich nie gelernt habe, schöne Worte zu machen, spreche ich, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Kurz und gut: Diese Schatzsuche gefällt mir nicht.«
    »Tut mir leid, das zu hören.«, erwiderte Hatch.
    Clay blinzelte ihn an. »Es paßt mir nicht, daß all diese Menschen in unsere Stadt kommen und mit Geld um sich werfen.« Hatch war von Anfang an auf eine solche Reaktion vorbereitet gewesen, und jetzt, als es wirklich soweit war, fühlte er sich seltsam entspannt. »Ich bin mir nicht so sicher, daß die anderen Leute hier in der Stadt das Geld in gleichem Maß verachten wie Sie«, sagte er. »Viele dieser Menschen waren ihr ganzes Leben lang arm. Ihnen war der Luxus einer Entscheidung zwischen Reichtum und Armut nicht so vergönnt wie Ihnen.«
    Clays Gesichtszüge spannten sich an, und Hatch konnte sehen, daß er einen Nerv getroffen hatte. »Geld ist nicht das Allheilmittel, für das viele Leute es halten«, fuhr der Pastor fort. »Das wissen Sie so gut wie ich. Die Menschen dieser Stadt haben ihre eigene Würde, und das Geld wird sie ihnen nehmen. Es wird die Hummerfischerei ebenso zerstören wie die Ruhe und alles andere hier. Und die wirklich Armen werden von dem Geld ohnehin nichts sehen. Die werden nämlich von dieser Entwicklung an den Rand gedrängt. Vom Fortschritt, wie das wohl so schön heißt.«
    Hatch antwortete nichts. Einerseits verstand er, was Clay meinte. Es wäre jammerschade, wenn Stormhaven sich in so einen überkandidelten, überteuerten Ferienort wie Boothbay Harbor weiter unten an der Küste verwandeln würde. Aber das war nicht sehr wahrscheinlich, ganz egal, ob Thalassa nun Erfolg hatte oder nicht.
    »Dazu kann ich nicht viel sagen«, meinte Hatch. »Aber unsere Unternehmung wird ohnehin in ein paar Wochen beendet sein.«
    »Wie lange Sie hier sind, ist nebensächlich«, sagte Clay, dessen Ton zunehmend schärfer wurde. »Es geht vielmehr darum, weiche Motivation Sie treibt. Bei dieser Schatzsuche

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