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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Gott, Malin, du siehst wirklich gut aus. Und ich bin mächtig stolz auf dich. Studium in Harvard, eine Stelle als Forscher im Mount Auburn - alle Achtung. Aber du warst ja immer schon ein gescheiter Junge. Schade nur, daß das nicht gleichbedeutend mit einem guten Schüler ist.«
    »Ich verdanke Ihnen viel«, sagte Hatch. Er erinnerte sich, wie er in seinen letzten Jahren in Stormhaven viele Nachmittage in dem großen viktorianischen Haus des Professors verbracht und sich in dessen Sammlungen von Steinen, Käfern und Schmetterlingen vertieft hatte.
    »Unsinn. Ach, übrigens, ich habe immer noch deine Vogelnestersammlung. Ich wußte nicht, wohin ich sie dir nachschicken sollte.«
    Hatch spürte, wie ein Schuldgefühl in ihm aufstieg. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, daß der erlauchte Professor vielleicht gerne etwas von ihm gehört hätte. »Tatsächlich?« fragte er. »Ich dachte, Sie hätten das Zeug längst weggeworfen.«
    »Wenn ich ehrlich bin, handelt es sich um eine ziemlich bemerkenswerte Sammlung«, erklärte Horn. Er ließ seine knochige Hand auf Hatchs Oberarm gleiten und drückte ihn. »Wärst du jetzt vielleicht so freundlich und würdest mich aus dem Fort und über die Wiese geleiten? Ich bin in letzter Zeit leider nicht mehr so gut zu Fuß wie früher.«
    »Ich hätte mich schon bei Ihnen gemeldet, wenn nicht…« begann Hatch, aber er vollendete den Satz nicht.
    »Nicht ein einziges Wort, nicht einmal eine Nachsendeadresse«, sagte Horn bitter. »Aber wenigstens habe ich letztes Jahr etwas über dich im ›Globe‹ gelesen.«
    Hatch wandte sein Gesicht ab. Er war vor Scham ganz rot geworden.
    Der Professor schnaubte bärbeißig. »Ist ja auch egal. Der Statistik nach müßte ich ohnehin schon längst tot sein. Nächsten Donnerstag werde ich nämlich neunundachtzig Jahre alt. Wehe, du bringst mir kein Geschenk vorbei.«
    Die beiden traten hinaus auf die sonnenbeschienene Wiese, über die hinweg fröhliche Stimmen und Gelächter an ihre Öhren drangen.
    »Sie haben sicher schon gehört, weshalb ich zurückgekommen bin?« fragte Hatch vorsichtig.
    »Wer hat das nicht?« kam die beißende Antwort. Mehr hatte der Professor offenbar nicht zu sagen, denn er ging schweigend neben Hatch her.
    »Und was halten Sie davon?« wollte Hatch nach einer Weile wissen.
    Der alte Mann blieb stehen und sah ihn fragend an. »Na, von der Schatzsuche«, erklärte Hatch. »Was halten Sie davon?«
    Der Professor setzte sich wieder in Bewegung, blieb aber nach ein paar Metern abermals stehen und ließ Malins Arm los. »Aber vergiß nicht, daß du es warst, der gefragt hat.«
    Hatch nickte.
    »Ich denke, daß du ein gottverdammter Idiot bist.«
    Einen Augenblick lang schwieg Hatch verdutzt. Auf das, was Clay ihm gesagt hatte, war er vorbereitet gewesen, auf die Worte seines alten Lehrers hingegen nicht. »Warum meinen Sie das?«
    »Ausgerechnet du müßtest doch eigentlich wissen, daß ihr das, was auch immer dort unten schlummern mag, niemals ans Tageslicht befördern werdet.«
    »Aber Dr. Horn, wir verfügen über technische Möglichkeiten, von denen die Schatzsucher früherer Zeiten nicht einmal zu träumen wagten. Festkörpersonar, Protonenmagnetometer, und wenn es sein muß, können wir uns sogar eine Verbindung zu einem Aufklärungssatelliten herstellen lassen. Wir haben zwanzig Millionen Dollar Kapital und darüber hinaus das geheime Tagebuch des Mannes, der die Wassergrube entworfen hat.« Hatchs Stimme war lauter geworden. Auf einmal wurde ihm klar, wie wichtig es ihm war, daß der Professor sein Unternehmen billigte.
    Dr. Horn schüttelte den Kopf. »Fast ein Jahrhundert lang habe ich die Schatzsucher nun schon kommen und gehen sehen, Malin. Und alle hatten sie stets die neueste Ausrüstung und einen Batzen Geld, ganz zu schweigen von irgendeiner entscheidenden. Information oder einer brillanten neuen Erkenntnis. Jede Unternehmung sollte ganz anders werden als die vorhergegangenen, und doch endeten alle auf die gleiche Weise: mit Bankrott, Leid, und manchmal sogar mit dem Tod.« Er sah Hatch ins Gesicht. »Habt ihr denn euren Schatz schon gefunden?«
    »Noch nicht«, antwortete Hatch. »Es gibt da noch ein kleines Problem. Wir wissen zwar, daß die Grube durch einen Tunnel mit dem Meer verbunden ist und deshalb immer unter Wasser steht, aber als wir einen Test mit Färbemittel machten, stellte sich heraus, daß nicht nur ein solcher Tunnel existiert, sondern fünf und…«
    »Verstehe«, unterbrach ihn Dr. Horn.

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