Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)
bleibt offen; nur die eingezahlte Summe plus Prämie ist garantiert. Nach 30 Jahren sind das 30000 Euro plus 2700 Euro Prämie. Doch das entspricht nicht dem, was die Österreicher, auf der Suche nach einem guten Geschäft, auf den Plakatwänden lasen. Wie aus einer Untersuchung hervorgeht, glaubten viele, die sich für den Pensionsplan entschieden, sie würden einen festen Zinssatz von 9 Prozent erhalten.
Sind diese Kunden ihrem eigenen Wunschdenken oder dem ihrer Berater zum Opfer gefallen? Erklären die Banker ehrlich und offen, was unter diesen 9 Prozent zu verstehen ist?
Um diese Frage zu beantworten, wurde eine verdeckte Studie durchgeführt. Anne, die damals 25 Jahre alt war, besuchte zehn verschiedene Banken in Klagenfurt. 106 In Vier-Augen-Gesprächen fragte sie jeden Berater nach Informationen, die den staatlich subventionierten Pensionsplan betrafen. Alle empfahlen ihr, den Pensionsplan zu zeichnen. Dann stellte sie jedem Berater die entscheidende Frage: Sind die 9 Prozent eine Zinsrate?
Drei Berater (1, 3 und 7) antworteten fälschlicherweise mit Ja. Nachdem Beraterin 5 zunächst korrekt mit Nein geantwortet hatte, besann sie sich und versicherte ebenfalls, es sei ein Zinssatz (Abbildung 5.3). Drei Berater machten sich die Mühe auszurechnen, wie viel mehr Geld Anne durch den Pensionsplan bekommen würde, verglichen mit dem regulären Zinssatz von 2 bis 3 Prozent. Alle drei waren vollkommen verwirrt, als die Berechnungen das Gegenteil dessen offenbarten, was sie erwartet hatten. Das Ausmaß der Bestürzung, das die Berater zeigten, lässt darauf schließen, dass sie nicht vorsätzlich logen, sondern die Bedingungen einfach nicht verstanden hatten. Vier Berater (2, 4, 9 und 10) antworteten zutreffend, doch Berater 2 prophezeite dann einen hohen, aber illusorischen Zinssatz, damit der Pensionsplan trotzdem noch attraktiv aussah.
Allen Beratern gemeinsam war der Versuch, Anne zu überreden, sich an dem Pensionsplan zu beteiligen. Jeder stellte ihn ihr als die einzige vernünftige Alternative dar. Die geschätzten Zinssätze, die ihr einige der Berater im Brustton der Überzeugung nannten, waren jedoch reine Fiktion. Viele der Kunden, die sich in den Plan eingekauft hatten, versuchten später wieder herauszukommen. Sie fürchteten, da fast keine Zinsen von den Banken kamen, sie würden am Ende nur das eingezahlte Geld zuzüglich der bescheidenen Prämie herausbekommen. In diesem schlimmsten Fall würden die Kunden am Ende 109 Prozent dessen erhalten, was sie rund dreißig Jahre lang in den Plan eingezahlt haben. Das läuft auf einen Festzins von weniger als 1 Prozent hinaus.
94 DiPrete 2007. DiPrete merkt allerdings an, dass die Formulierung der Fragen nicht eindeutig war.
95 Gestützt auf ConsensusEconomics 2001–2010. Einige der Banken haben ihre Namen geändert. Um Verwirrung zu vermeiden, verwende ich die heutigen Namen.
96 Orrell 2010.
97 www.abendblatt.de/wirtschaft/article95679/DAX-Prognose
98 Twain 2010, »Knallkopf Wilsons Kalender«, S. 153.
99 Sherden 1998, S. 96. Zu Elaine Garzarelli vgl. Malkiel 2007, S. 143.
100 Taleb 2004.
101 Törngren und Montgomery 2004.
102 Markowitz in einem Interview von Bruce Bower 2011, S. 26. Markowitz verwendete 1/N für seinen TIAA/CREF-Fonds und teilte sein Geld gleichmäßig zwischen Aktien und Anleihen auf. Die hier beschriebene Studie verwendet 1/N nur für Aktien.
103 DeMiguel, Garlappi und Uppal 2009. Die Bedingungen, unter denen 1/N den Optimierungsmethoden überlegen ist, sind noch nicht alle bekannt; vgl. Kritzman, Page und Turkington 2010.
104 Gigerenzer und Brighton 2009; Gigerenzer, Hertwig und Pachur 2011; Haldane 2012.
105 Die Grundidee ist, dass der Gesamtfehler bei einer Vorhersage aus drei Komponenten besteht:
Gesamtfehler = Bias 2 + Varianz + Rauschen
Das Rauschen (mit anderen Worten: bedeutungslose oder irreführende Informationen wie falsche Messungen) ist die Komponente, mit der wir leben müssen, wohingegen die beiden anderen Fehlerquellen beeinflussbar sind. Bias ist der Unterschied zwischen mittlerer Schätzung und Ist-Zustand und Varianz die (auf verschiedenen Stichproben beruhende) Variabilität einzelner Schätzungen um die mittlere Schätzung. Beispielsweise hat 1/N keine freien Parameter und daher nur Bias (es nimmt unabhängig von spezifischen Stichproben immer die gleiche Verteilung vor). Zu Einzelheiten vgl. Geman, Bienenstock und Doursat 1992; Gigerenzer und Brighton 2009.
106 Vitouch et al. 2007. Der Name der
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