Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Gespräch mit Ihren Tischgenossen nutzen können. Beim Maximieren dagegen werden Sie unter Umständen das entmutigende Gefühl nicht los, dass sie immer noch nicht wissen, ob Sie die beste Wahl getroffen haben.
    Wie wählen die Menschen tatsächlich in einem Restaurant? Meine Kollegen und ich befragten eine repräsentative Stichprobe von 1000 deutschen Erwachsenen (Abbildung 7.5, oben). 133 Die meisten berichteten, dass sie maximieren, das heißt, die Speisekarte von Anfang bis Ende lesen, um das beste Gericht zu finden. Ein Drittel sagte, sie suchen, bis sie etwas finden, was »gut genug« sei. Dagegen baten nur wenige um Rat, und praktisch niemand imitierte die Freunde und Kollegen am Tisch. Nachahmung scheint bei Deutschen ein Tabu zu sein, im Unterschied zu familienorientierteren Ländern, wo niemand ein Problem damit hat, das zu bestellen, was alle anderen auch bestellen.

    Abbildung 7.5: Alltagsentscheidungen. Oben: Wie wählen Sie in einem Restaurant aus? Maximieren = die ganze Speisekarte durchlesen und versuchen, das beste Gericht zu finden. Satisficing = eine Kategorie bestimmen (Fleisch, Fisch etc.) und die Einträge dort lesen, bis das erste Gericht gefunden ist, das gut genug ist. Um Rat fragen = den Kellner konsultieren, was er empfiehlt. Nachahmen = bestellen, was Ihre Freunde bestellen. Gewohnheit = bestellen, was Sie immer bestellen.
Unten: Wie kaufen Sie sich eine Hose? Maximieren = alle Artikel anschauen, sie sorgfältig vergleichen und versuchen, den besten herauszufinden. Satisficing = die erste Hose kaufen, die gut genug ist. Um Rat fragen = kaufen, was der Verkäufer oder eine Modezeitschrift empfiehlt. Nachahmen = kaufen, was Ihre Freunde kaufen. Gewohnheit = immer die gleichen Modelle oder Marken kaufen. Gezeigt werden die Antworten von 1000 Erwachsenen in Deutschland.
    Entspannt und effizient einkaufen
    Sie wollen sich eine Hose kaufen. Manch ein Käufer versucht, die beste – und nichts weniger – zu finden. Eine junge Frau geht in ein Kaufhaus, probiert die erste an, um zu sehen, ob sie passt. Dann zieht sie weitere Hosen an, um herauszubekommen, ob sich nicht noch eine bessere findet. Wenn sie das ganze Angebot durchprobiert hat, wird es Zeit, ein anderes Kaufhaus aufzusuchen und dort alle Hosen zu prüfen. Dann gibt es in derselben Straße noch all die Boutiquen, die möglicherweise etwas Besseres haben. Erst kurz vor Ladenschluss kann sie sich endlich zum Kauf entschließen, aber immer noch nicht sicher sein, dass sie wirklich die beste Hose erstanden hat. Vielleicht hätte sich eine günstigere Gelegenheit in einem anderen Stadtteil ergeben. Maximierung kann der direkte Weg zur Unzufriedenheit sein: Man möchte einfach zu viel. Smartphone-Apps und Shopping-Portale, mit deren Hilfe man den billigsten Preis finden kann, scheinen den Wunsch nach dem günstigsten Einkauf oder dem perfekten Produkt noch zu verstärken.
    Die Alternative ist, nach einem Produkt zu suchen, das gut genug ist und nicht das beste . In einer ungewissen Welt gibt es auch keine Methode, das Beste zu finden. Selbst wenn man dieses zufällig fände, würde man es nicht wissen und trotzdem nach etwas Besserem suchen. Betrachten wir dagegen das oben erwähnte Satisficing:
    Lege ein Anspruchsniveau fest und wähle die erste Alternative, die es erfüllt.
    Kehren wir in das Kaufhaus zurück. Dort könnten Sie beispielsweise nach einer Hose suchen, die schwarz ist, Ihnen passt und nicht mehr als 80 Euro kostet. Das ist ein Anspruchsniveau. Wenn Sie eine Hose finden, die diesem Anspruch genügt, kaufen Sie sie einfach und gehen eine Tasse Kaffee trinken. Suchen Sie nicht nach weiteren Alternativen. Es gibt keinen Grund dafür – Sie haben bekommen, was sie brauchten. Wissenschaftliche Studien legen nahe, dass Satisficer größeren Optimismus sowie höhere Selbstachtung und Lebenszufriedenheit haben als Maximierer. Diese neigen zu Perfektionismus, Depressionen und Selbstvorwürfen. 134
    Wie viele Menschen versuchen, ihre Einkäufe zu maximieren? In der oben erwähnten Erhebung wurden die Teilnehmer gefragt, wie sie eine Hose kaufen. Einer von fünf Erwachsenen – mehr Frauen als Männer – sagten, sie versuchten, die beste zu finden. Singles maximieren mehr als diejenigen, die verheiratet sind oder mit einem Partner zusammenleben. Die Mehrheit jedoch versucht nicht, die perfekte Hose zu finden, sondern eher eine, die gut genug ist. Wieder sagte fast niemand, sich für eine Hose entschieden zu haben, welche Freunde tragen