Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

beruht der Erfolg einer Beziehung jedoch auf dem Verhalten beider Partner. Wie vollkommen Ihr Partner ist, hängt davon ab, wie vollkommen Sie sind. Statt also vom perfekten Partner zu träumen, sollten Sie vielleicht nach jemandem suchen, der »gut genug« für Sie ist, und diesen Menschen auch wertschätzen. Wenn wir das Mitgiftproblem auf eine ungewisse Welt anwenden, geschieht etwas Interessantes. Ungewissheit hilft. Es ist nicht mehr erforderlich, 37 Prozent aller Partner zu prüfen. Weit weniger genügen, rund 10 Prozent, während das Befolgen der »optimalen« 37-Prozent-Regel zu schlechteren Ergebnissen führt und mehr Zeit kostet. Faustregeln, die schnelle Entscheidungen ermöglichen, decken sich mit den tatsächlichen, von Demografen beobachteten Mustern der Partnerwahl. 143 Wie so oft ist weniger mehr in einer ungewissen Welt.
    Egal, wie hoch der Prozentsatz ist, wir haben jetzt eine allgemeine Regel für gute Entscheidungen dieser Art gefunden. Wir haben sie schon im letzten Kapitel kennengelernt. Herbert Simon hat sie Satisficing (Anspruchserfüllung) genannt:
    1. Lege dein Anspruchsniveau fest.
    2. Wähle die erste Alternative, die dein Anspruchsniveau erfüllt, und beende dann deine Suche.
    Diese Strategie kann Ihnen helfen, einen Partner, ein Haus oder andere wichtige Dinge zu finden. Wenn das Anspruchsniveau nicht zu hoch ist, kann das zu schnellen Entscheidungen führen. Erweist es sich als zu hoch, können Sie es Schritt für Schritt senken.
    Einen Nachteil haben alle diese Methoden, egal, ob Bilanzmethode, Online-Partnervermittlungen oder Satisficing: Keine kann verhindern, dass wir einen Partner verlassen, wenn ein begehrenswerterer unseren Weg kreuzt. Doch wenn wir unsere Partner regelmäßig im Stich lassen, wird die Gründung von glücklichen Familien mit gesunden Kindern erschwert. Um dem vorzubeugen, hat uns die Evolution mit einem besonderen Gefühl ausgestattet: der romantischen Liebe. Es bindet uns an unseren aktuellen Partner und macht uns blind für die anderen, die unseren Weg kreuzen. So können wir noch einen dritten Schritt zum Satisficing hinzufügen: Verliebe dich. Liebe ist ein Bauchgefühl, eine innere Stimme, die wir nur selten erklären können.
    Eine Münze werfen, ohne auf das Ergebnis zu schauen
    Allerdings haben einige Menschen die Fähigkeit verloren, auf ihre innere Stimme zu hören. Die Stimme spricht weiter, aber wird nicht mehr gehört. Ein Freund von mir hatte einmal zwei Freundinnen – eine zu viel. Am Horizont kündigten dunkle Wolken Unheil an. Trotzdem konnte er sich nicht entscheiden. Schließlich erinnerte er sich an Franklins Bilanzmethode, die er als Student gelernt hatte. Er setzte sich hin, schrieb die Namen der beiden Frauen auf ein Blatt Papier und zog eine Linie dazwischen. Dazu überlegte er sich alle Gründe für und gegen jede von ihnen, gewichtete sie und führte die Rechnung durch. Als er das Ergebnis sah, geschah etwas Unerwartetes: Eine innere Stimme sagte ihm, dass das Resultat falsch war. Sein Herz hatte sich bereits für die andere Frau entschieden.
    Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Ihre innere Stimme zu hören, gibt es eine viel schnellere Methode. Werfen Sie einfach eine Münze. Während sie kreist, werden sie wahrscheinlich fühlen, welche Seite nicht oben liegen soll. Das ist Ihre innere Stimme. Sie brauchen keine komplizierten Berechnungen anzustellen. Und müssen noch nicht einmal nachsehen, ob Kopf oder Adler oben liegt.
    Psychologische Taubheit kann das Ergebnis einer einseitigen Erziehung in »rationaler« Argumentation sein. Ich habe oft erlebt, wie Menschen versuchten, logisch zu sein und alle denkbaren Gründe pro und contra abzuwägen. Doch während sie die Zahlen niederschrieben, spürten sie, dass das Ergebnis nicht stimmte. Also veränderten sie die Zahlen einfach, um das Ergebnis mit ihrer Intuition in Einklang zu bringen.
    Intuition und der richtige Liebespartner
    In meinen Anekdoten über Partnerwahl traten nur deshalb lediglich Männer auf, weil sie in den letzten Jahrhunderten das Privileg der Wahl hatten. Selbst in der heutigen westlichen Welt bleibt der »Antrag« oft dem männlichen Partner überlassen. Historisch betrachtet ist diese Einseitigkeit kurios, weil nach traditioneller Ansicht Frauen die besseren Intuitionen in Bezug auf die Liebe haben. Von Kant bis Darwin glaubten viele ansonsten intelligente Männer, Frauen seien eher auf ihr Gefühlsleben ausgerichtet als auf die schwere Verantwortung des Broterwerbs. Man