Riskante Enthüllung (German Edition)
Wenn du gehst, garantiere ich für nichts.“
Ich schluckte und sank auf meinen Stuhl zurück. Er würde doch nicht etwa seinen Vater schlagen? Charles nickte mir aufmunternd zu. Auch er wollte, dass ich blieb.
„Denkst du wirklich, dein Wohlergehen ist mir egal?“, fuhr Charles fort.
James’ Ausdruck war der einer steinernen Statue. Doch ich sah, dass seine Kiefermuskeln sich bewegten. Er schien nicht zu wissen was er erwidern sollte. „Du zeigst deine väterliche Liebe etwas spät“, presste er durch die Zähne.
Charles seufzte tief und lehnte sich im Stuhl zurück. „Worüber wir reden müssen betrifft also nicht die jüngsten Ereignisse, so n dern deine Kindheit.“ Er nickte wie zu sich selbst. „Ich habe schon oft versucht zu erklären und jedes Mal wirst du nur wütend und stürmst davon. Wo liegt das Problem? Ich muss zugeben es nicht zu verst e hen.“ James’ Augen weiteten sich. „Was genau wirfst du mir vor, Sohn?“
„Du weißt nicht was ich dir vorwerfe? Dasselbe, das Mutter dir vorwarf!“
Charles runzelte die Stirn. „Was sollte sie mir vorgeworfen h a ben?“
James gab einen Laut des Unglaubens von sich und starrte se i nen Vater an, als habe der sich plötzlich in ein mehrköpfiges F a belwesen verwandelt. „Natürlich, dass du nie zuhause warst. In den Sommern waren wir sogar beide u n terwegs, und sie saß hier allein, krank und voller Sorge.“
Charles lächelte milde. „James, hör mir zu. Dein kindliches G e müt muss die Dinge anders gesehen haben, als sie in Wirklichkeit waren.“ James öffnete den Mund, sagte aber nichts. Wahrschei n lich hattest du ein schlechtes Gewissen sie allein zu lassen, und das hat dir dieses Trauma verursacht.“
„Also hatte Jennifer nichts dagegen, dass ihre Männer so viel unterwegs w a ren?“, fragte ich verblüfft. James hatte mir viel von seiner Mutter erzählt, natü r lich alles aus seinem persönlichen Blickwinkel. Charles schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an James.
„Du kannst mir ruhig glauben wie sehr ich es bedauere nicht hier gewesen zu sein, als sie starb. Noch jahrelang habe ich mir die schwersten Vorwürfe gemacht. Obwohl Jenny und ich uns einig g e wesen waren. Sie hatte Leukämie. Es gab gute Phasen und schlechte. Sie hat mir immer gesagt ich solle trotzdem reisen, ich solle meinen Beruf nicht aufgeben, der unsere Rechnungen b e zahlt. Ich bot ihr an zur städtischen Müllabfuhr zu gehen, dort gäbe es auch Arbeit s plätze, doch davon wollte sie nichts hören. ‚Der Junge ist fasziniert von de i nem Beruf. Geh und bring ihm etwas bei’, pflegte sie zu sagen.“ Ich sah Tränen in James’ Augen aufsteigen bei diesen Worten. „Als mich die Nachricht erreichte, dass es zu Ende ging, traf ich sofort alle Rückreisevorbereitungen, doch ich schaffte es nicht rechtzeitig. Glaube mir, du bist nicht der Einzige, der das z u tiefst bedauert. Jenny war schwerstkrank und das wusste sie. Das Ende hat sie selbst nicht mehr miterlebt. Sie stand unter Morphium und hätte uns an ihrem Bett nicht erkannt, falls das ein kleiner Trost sein kann.“
James’ geballte Faust lag auf dem Tisch. Charles legte seine Hand darüber und drückte fest zu, während James versuchte , seine Emoti o nen in Schach zu halten.
„Niemand konnte etwas gegen die verdammte Krankheit tun, die ihr das Blut auffraß. Was glaubst du, wonach ich so fanatisch g e sucht habe? Ich bin davon überzeugt, dass etwas auf diesem Planeten ve r steckt ist, mit dem ich sie hätte heilen können!“
Nun standen auch Charles’ Augen unter Wasser und seine Stimme brach.
„Oh mein Gott“, entfuhr es mir. Er hatte gewusst, dass die Pyramide He i lungskräfte besaß? Ich tauschte einen Blick mit James aus. Das erklärte vieles. Charles sprach weiter auf James ein.
„James, mit deinem schlechten Gewissen musst du ganz allein zurecht ko m men. Doch ich sage dir, es ist unbegründet. Wir hätten ihr nicht helfen können, höchstens wenn wir das Gesuchte damals g e funden hätten. Es tut mir weh zu sehen wie du all deinen Hass gegen mich richtest. Ich habe mein halbes Leben damit verbracht Jenny zu retten, nicht, sie mutwillig zu verlassen.“
James’ Finger öffneten sich und schlossen sich um die Hand se i nes Vaters. Knöchel wu r den weiß auf beiden Seiten, so sehr hielten sie sich aneinander fest.
Wir weinten nun alle drei.
„Wir haben es gefunden, Dad“, sagte James schließlich leise.
Charles’ Augen traten ein Stück aus ihren Höhlen. James
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