Riskante Enthüllung (German Edition)
vorherrscht.
„Johanna Steinbeck?“, fragte eine sonore Stimme in mein Ohr.
Ich goss mir eben eine Tasse Kaffee ein und hatte Mühe das Telefon zw i schen Schulter und Kinn zu balancieren.
„Am Apparat“, informierte ich den Unbekannten auf Deutsch, denn ich hatte unbewusst registriert, dass mein Name nicht auf amerikanische Weise verstü m melt wurde.
„Kommissar Weinberg hier, aus Berlin.“
Ich stellte die Tasse ab und ließ mich in einem Anflug von Aufr e gung auf die Couch fallen. Innerlich hoffend, dass dieser Anruf en d lich die ersehnte Nachricht von Meiers Überführung brachte, begrü ß te ich den Mann und befragte ihn nach den Ergebnissen.
„Leider können wir ihm noch immer nichts nachweisen, es ist zum Verzweifeln. Ich wollte Sie fragen wann Sie wieder nach Berlin kommen damit ich I h nen noch ein paar Fragen stellen kann und Sie alles zu Protokoll geben kö n nen.“
Wegen eines Protokolls sollte ich Tausende von Kilometer zurüc k legen? Hoch lebe die deutsche Bürokratie. Der Kommissar, der Stimme nach ein Mann kurz vor der Pension, hörte mein Z ö gern und fuhr freundlich aber bestimmt fort.
„Sehen Sie, wenn wir in den nächsten Tagen etwas finden, dann brauchen wir Sie hier. Schließlich haben Sie ihn angezeigt und sollten vor Gericht erschienen. Auch benötige ich eine persönliche Aussage von Ihnen, nicht nur einen Comp u terausdruck und eine per Post gesandte Unterschrift.“
Das leuchtete ein, wenn es auch Umstände für mich bedeutete. Ein bisher u n bekanntes Hochgefühl der Rache wallte in mir auf und ich konnte es gar nicht abwarten Meier in sein heimtückisches Gesicht zu blicken.
„Ich verstehe. Ende der Woche könnte ich fliegen.“
„Das ist wunderbar. Ich werde Sie am Flughafen abholen, wenn Sie es wü n schen.“
Charles war nun ein regelmäßiger Gast bei uns und brachte gern riesige Steaks zum Grillen mit. An einem dieser gemeinsamen Abe n de sprachen wir über die kleine Pyramide.
„Ihr habt das Innerste des Universums gezeigt bekommen, das war sicher eine bedeutende Erfahrung“, sagte Charles. „Was mich am meisten fasziniert sind eure Beschreibungen der wirbelnden Galaxien und Wolken im Weltraum. Inzwischen vermutet man nämlich, dass hier der Schlüssel liegt.“ Er machte eine Kunstpause und sah uns gespannt an.
„Der Schlüssel zu was?“, fragte James.
„Zum Mechanismus des Universums. Warum dreht sich alles? Was treibt es an? Ich werde versuchen es euch von Anfang an zu erkl ä ren.“
„Wenn du nicht bei Adam und Eva anfängst“, schränkte James spaßeshalber ein, doch sein Vater ließ sich nicht aus seiner Konze n tration reißen. Er nahm einen Schluck Wein und setzte sich bequem in dem Gartenstuhl z u recht.
„Bereits im neunzehnten Jahrhundert wurde das Wirbelatom en t deckt. Und zwar von Sir J.J. Thomson, der für die Entdeckung des Elektrons, der Grundlage von Elektrizität, Elektronik und Comp u tern, berühmt ist. Er schrieb bereits 1882 eine Abhandlung über die Wirbeltheorie.“
„Die Wirbeltheorie?“, fragte James in der Art der Papageien.
„Ein Elementarteilchen ist ein Wirbel von Energie. Es ist nicht so, dass Ene r gie den Wirbel formt. Nein, der Wirbel ist Energie. Soweit klar?“
Wir nickten.
„Die zwei fundamentalen Energieformen in unserer Welt sind Materie und Licht“, erklärte Charles weiter. Er schien froh da r über, dass der Sohn ihn endlich anzuhören bereit war. Di e ser lauschte ihm mit angespanntem Gesicht, seine Schuhspitze fixierend, ohne sie wahrz u nehmen.
„Der Wirbel zeigt wie etwas so dynamisches wie Energie die Grundlage sein kann für etwas Statisches wie Materie. Bewegung schafft Stabilität.“
Er ließ dies eine Weile nachwirken und genehmigte sich einen we i teren Schluck Wein. Achtung, dachte ich bei mir, auf diese Weise verliert man leicht den alkoholischen Überblick und die Contenance. James räusperte sich, bevor er sprach.
„Das heißt mit anderen Worten, wenn Materie aus Energie b e steht, dann müsste es möglich sein die ihr innewohnende Energie freizuse t zen und mit ihr zu arbeiten.“
„Das hat man ja bereits getan, man denke an die Atombombe. Reine umg e wandelte Energie. Leider tödlich. Stellen wir uns das Materie in Energie u m wandeln etwas undramatischer vor: Was passiert, wenn man ein Wollknäuel aufribbelt? Der Raum füllt sich mit Wolle. Könnten wir einen Energiewirbel aufribbeln, würde eine enorme Energiemenge freigesetzt werden. Ein Wollknäuel ist
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