Riskante Enthüllung (German Edition)
n schaft von mir. Setzen Sie sich bitte wieder hin.“ Ich zog an seinem Arm. „Lesen wir doch einfach weiter, es kommt nä m lich noch besser.“
Er stöhnte auf, setzte sich wieder neben mich und stützte das Kinn auf die Handfläche.
„An der linken Wand fand ich das hier.“ Ich legte ihm die Ze i chen und die Übersetzung vor die Nase und er betrachtete sie mit gespie l tem Desinteresse. Plötzlich straffte er seinen Rücken.
„Das darf doch nicht wahr sein. Sie haben aber auch mehr Glück als … “
Ich sandte ihm warnende Blicke und er verzichtete auf den Rest der Phrase.
„Vorlesen“, befahl ich, nicht ohne Genugtuung. James grinste.
„Das gefällt Ihnen jetzt, was? Also gut. Hier steht doch tatsäc h lich … “
Er fasste sich an die Stirn, murmelte etwas Unverständliches und las dann vor.
„Kosmisches Ei - wächst du?
Dann wachsen wir auch!
Blühst du?
Dann blühen wir auch.“
Er fiel erneut in den Zustand der Erstarrung, die Augen auf die Inschrift g e richtet. Ich lehnte mich auf dem Regiestuhl zurück, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ein in jeder Hinsicht erfolgreicher Tag ging langsam zu Ende. Man hatte eine Pyr a mide gefunden und ich hatte endlich einen Beweis für James vorzuweisen. Jetzt wollte ich nur noch wissen, was der notor i sche Skeptiker darüber dachte. Ich betrachtete ihn von der Seite.
„Warum sollten die alten Ägypter, denen man so viel Fantast i sches nachsagt, solche Sprüche an ihre Wände malen, wenn keine Botschaft dahinter steckt? Nommo selbst hat das hinterlassen.“
„Lassen Sie mich raten. Das kosmische Ei sind wir.“
„Gut beobachtet.“ Ich grinste und James nickte ein dachte-ich-es-mir-doch Nicken. „Aber es geht ja noch weiter. Hier drüben habe ich einen Hinweis entdeckt, der mir eine Gänsehaut veru r sachte.“
Ich deutete auf die fragliche Stelle. James beugte sich darüber und versuchte , die Zeichen zu entziffern.
„Dieses Zeichen bedeutet Baum.“
Ich erklärte es steht für den Sohn Gottes. Gemeint ist das genet i sche Produkt Nommos: der intelligente Mensch. „Fragen Sie bitte nicht warum, das habe ich in jahrelanger Kleinarbeit herausgefu n den“, sagte ich, als er den Mund öffnete, um mich zu unterbr e chen.
Ich erklärte ihm ein paar Zusammenhänge. Der erste Mensch: Adam, Horus oder Muntu im afrikanischen. Die Bilder zeigten für mich die genetische So n derlinie Mensch, die am Ende des Zyklus zur Wiederkehr führen soll. Den Beginn des Zyklus gab das Kr o kodil an. Ich hatte errechnet, dass die 26.000 Jahre, welche die Erde circa für eine komplette Drehung um ihre eigene Achse b e nötigt, 1950 zu Ende gegangen sind. Jetzt war demnach eine Zeit des Umbruchs, der Beginn eines neuen Erdumlaufs und vielleicht die erneute Ersche i nung Nommos auf diesem Planeten.
Endzeitpropheten, die zu dieser Zeitrechnung ebenfalls in der Lage waren, behaupteten daher immer wieder ein erneutes Spri n gen der Pole stünde bevor und würde damit den endgültigen Wel t untergang einleiten. Die rätselhaft verschlüsselten Verse des mitte l alterlichen Sehers Nostradamus mussten in diesem Zusamme n hang schon oft für fantasievolle Übersetzungen herhalten, bei d e nen der Verfasser das sich-im-Grab-herumdrehen bereits müde sein müsste. Selbst die gute alte Bibel musste in diesen Tagen für diverse Weltuntergangsv a riationen herhalten.
James sah mich an als bedauere er, dass keine Gummizelle in der Nähe war, aber ich versicherte ihm , diese Feststellungen hatten nichts mit meinen Forschungen zu tun. Ich erklärte ihm, in Wah r heit ist es noch niemandem gelungen , Nostradamus letztendlich korrekt zu en t schlüsseln. Es bedarf nicht sehr viel Fantasie , aus den alten Versen schreckliche Prophezeiungen im nachhinein herauszudeuten. In di e sem Punkt waren wir uns einig.
Meiner Meinung nach wollten die alten Mythen nicht das Ende der Welt vo r aussagen, sondern berichteten von Ereignissen die damals bereits geschehen waren und die ihnen so fantastisch und wunderbar anmuteten, dass sie eine traditionelle Überlieferung für angebracht hielten. Warum sollten sich unsere Vorfahren die Mühe gemacht haben , den späteren Generationen das Ende der Welt zu erläutern? Würden wir das tun? Hinterließen wir bewusst unseren Nachfahren eine Litanei von Übeln, die über sie hereinbrechen werden, obwohl wir sehr wohl Grund dazu hätten, bei all der U m weltverseuchung, für die wir täglich sorgen? Nein, wir verfahren
Weitere Kostenlose Bücher