Riskante Enthüllung (German Edition)
Dort lese ich ein bisschen in Johannas letzter Veröffentlichung. Das ist wirklich sehr interessant“, sagte er und lächelte mir zu.
„Danke. Eine gute Lektüre zum Einschlafen?“, scherzte ich und Max lachte, ohne zu widersprechen.
Dann ging er und ich erhob mich ebenfalls. Ich wollte noch ein paar meiner T-Shirts waschen. Tommy folgte mir und ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken. Auf halber Strecke zu meinem Zelt drehte ich mich um und sprach ihn an.
„Sei doch nicht beleidigt, Tommy. Immerhin sind wir im Camp so etwas wie Gäste und James bat mich , vorerst nichts über den Tunnel zu sagen, bevor er ihn nicht in aller Ruhe untersuchen konnte. Das ist doch verständlich, oder?“
Meine Worte ließen ihn nicht kalt, aber dennoch blieb die Enttä u schung, dass ich ihm nicht sofort die Neuigkeit überbracht hatte.
„Vielleicht hast du r echt, aber im ersten Moment, da … “
„Natürlich“, unterbrach ich, denn ich wollte nichts mehr davon hören. Stä n dig musste ich daran denken, dass ich die Beleidigte hätte sein sollen, weil er noch immer nichts über Troja hatte ve r lauten lassen.
„Ich gehe jetzt meine Sachen waschen. Du könntest bitte mal in unseren g e speicherten Unterlagen nachsehen, vielleicht haben wir einen Hinweis auf einen Tunnel oder auf die Pyramide übersehen.“
„Ist gut, mach ich“, sagte er mit Unschuldsmine.
Ich kniff die Augen zusammen und betrachtete ihn. Nichts, aber auch rein gar nichts deutete darauf hin, dass er mir etwas vormac h te. Ich wusste nicht, dass er so skrupellos lügen konnte.
Als er in seinem Zelt verschwunden war, fiel mir in der Nähe der Grabung jemand auf, der im Sand saß und sich den beginnenden Sonnenuntergang b e trachtete. Vor dem leuchtenden Hintergrund sah ich nur eine dunkle Silhouette, doch selbst die war mir gut bekannt. Es war James, der dort saß, und in roma n tischer Weise versonnen das Naturschauspiel genoss. Was ging wohl in ihm vor? Wir hatten bisher kaum private Worte gewechselt und sein Inneres blieb mir so verbo r gen wie ein ungeöffnetes Grab, in dem die fantastischsten Schätze ruhen mochten. Das E inzige, was er nicht verbergen konnte war, dass er dieses ausg e dörrte Land ebenso liebte wie ich und dass er dasselbe empfand, wenn wir einem Rä t sel auf der Spur waren. Ich hatte mich an seine ständige Anwese n heit gewöhnt und doch war da immer diese Erregung, die mich erfasste, wenn wir uns näher kamen, dabei blieb er so kühl und unnahbar wie eine ägyptische Gottheit aus Stein. Aber es war das Land, das uns verband, heiß, weit und ebenso rätse l haft wie er.
Nach weiteren sechs Tagen hatten die Arbeiter eine Menge Schutt und Sand vom Ende des Tunnels entsorgt, der sich nun neben der Grabungsstelle anhäu f te. Ich untersuchte diesen Schutt genau, doch leider fand ich nichts, das die Menschen damals ach t los weggeworfen hatten, ohne zu ahnen, dass Archäologen in fe r nen Zeiten darüber in Jubel ausbrechen werden. James und ich waren uns einig, dass das Geröll herangeschafft wurde, um den geheimen Eingang zur Pyram i de zu verschließen, denn die von Stevens untersuchten Steine kamen in dieser Gegend nicht vor und stammten auch nicht vom Bauschutt des Tunnels.
Die Pyramide stand nun fast frei inmitten der großen Düne, d e ren sandige Wände von Holzbarrikaden vor dem Einsturz bewahrt wurden. Noch immer war kein Eingang in Sicht und wir spekulie r ten, ob nicht der Tunnel der einzige Zugang sein könnte. Max zog sogar in Erwägung der Pyramide mit Dynamit zu Leibe zu rücken, was wir entrüstet ablehnten und James erinnerte ihn an das Geduld üben. Eine Strahlungsmessung im Innern des Tunnels war ohne Erge b nis verlaufen.
Die Entzifferung der Hieroglyphen war meine Hauptarbeit gewo r den und Tommy gab alle Daten in den Computer ein. Leider fanden sich keine Hinweise auf einen Gang oder auf den Bau der direkt n e benan stehenden Pyramide. Mir kam das seltsam vor, denn die Ägypter waren eifrige Chronisten und hätten sicher da r über berichtet, hätten sie davon gewusst. Ich dachte gerade da r über nach, als ich mir mit James im Küchenzelt eine Erfrischung holte. Der halbe Grana t apfel war saftig und ich löffelte genüsslich sein körniges Inneres. Der engagierte Koch namens Kadir, ein für die Grabungen zu alter Ägy p ter mit leicht vorgebeugter Haltung und schlechten Zähnen, deckte den langen Tisch für das Mittage s sen.
„James, ich denke wir brauchen nicht länger nach Hinweisen zu
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