Riskante Enthüllung (German Edition)
es unter die Füße, die leise klapperten. Ich bekam eine Gä n sehaut und schüttelte mich, obwohl das nicht mein erster Kontakt dieser Art war. Aber sobald es etwas mit diesem Land zu tun hatte, erfasste mich regelmäßig ein Schauer der Ehrfurcht und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
James zog weiter und ich sortierte vorsichtig die Schienbeine neu, die sich leicht verschoben hatten. Es war wichtig so wenig wie möglich zu verändern, um später exaktere Untersuchungsergebni s se zu bekommen. Als ich damit fertig war, zog James das Tuch weiter.
„Der riskante Teil ist das Genick“, murmelte er unter seinem Mundschutz.
Ich hob den Schädel unterhalb der darin befindlichen Axt an, damit das Tuch problemlos drunter gleiten konnte.
„Wir haben es geschafft“, sagte James stolz. „Das haben Sie sehr feinfühlig gemacht“, lobte er und streckte seinen Körper so gut es ging, bis sein Kopf an die Decke stieß.
„Danke“, sagte ich. „Es war nicht das erste Mal.“
Er hob beschwichtigend die Arme. „So war das nicht gemeint.“
„Das weiß ich doch“, sagte ich und stellte mich ebenfalls wieder hin.
Einen Moment herrschte Stille, dann deutete James nach unten.
„Auf drei?“
Er bückte sich, um die Enden des Tuches zu fassen. Ich nickte, griff zu und er zählte. Bei drei hoben wir langsam und gleichmäßig an und legten die Knochen auf die Trage. Dann ging James in mühsel i ger Weise rückwärts Richtung Ausgang.
„Warum drehen Sie sich nicht einfach um?“, schlug ich lachend vor.
Ich erkannte ein Grinsen unter dem Mundschutz und er wec h selte vorsichtig die Hände und drehte sich dabei um, sodass er nun vo r wärts schaute. Wie auf rohen Eiern gingen wir weiter, bis wir an der schmalen Treppe ankamen und ein wenig ratlos hinauf blic k ten. Wie sollten wir den ewigen Schläfer in waagrechter Position durch das Loch bekommen? Es war zwar zwei Meter breit, aber ich traute mir nicht zu, die Trage über meinem Kopf zu balancieren, ohne zu riski e ren, dass die Knochen darauf in eine Ecke zusammenrutschten. Doch vielleicht konnte James das bewältigen und ich fragte ihn. Er wollte es versuchen, also ging ich Schritt für Schritt voran, die Trage hinter meinem Rücken. Sie schwan k te gefährlich als ich etwa bei der Mitte angekommen war. Ich schaute zurück , um zu überprüfen , ob James das Gleichgewicht hielt.
„Sehen Sie nach vorn“, sagte er angestrengt. „Alles klar an me i nem Ende.“
Noch zwei Stufen, dann war es erledigt. Oben drehte ich mich um, wechselte die Hände und ging rückwärts. James hielt die Trage gut waagerecht und ich lobte ihn nun meinerseits für seine Lei s tung, wofür er mir neckend gegen die Schulter boxte, sobald wir die Trage abgestellt hatten. James hatte hier den sar g ähnlichen Metallkasten, der mit weißem Stoff ausgekleidet war, bereitgestellt. Die Trage verfügte über ein abnehmbares Innenteil, welches man mitsamt dem Körper einfach ablassen konnte. Nachdem auch das erledigt war, untersuc h ten wir ihn genauer, aber leider hatte er kein Schmuckstück oder Amulett bei sich, aus dem wir nützliche I n formationen hätten ziehen können. Nur auf seinem Stoffgürtel befanden sich Zeichen, die ich nicht zu berühren wagte, da das M a terial zu Staub zerfallen konnte. So blieb seine Herkunft vorerst im Dunkel der Vergangenheit verborgen und wir brachten den geschlossenen Sarg hinaus, w o bei James auf der Treppe erneut Muskelkraft einbringen musste, und stellten ihn in der abschließb a ren Holzhütte ab.
Ich atmete tief durch und stemmte die Hände in die Hüften. Das Gehen mit gesenktem Kopf war anstrengend gewesen und ich machte ein paar kreisende Kopfbewegungen, um meine Nacke n muskeln zu lockern. Die ganze Zeit dachte ich schon über ein Problem nach und es war an der Zeit, es James mitzuteilen. Die Sonne blendete und ich musste den Kopf schief legen und bli n zeln, um ihn ansehen zu können.
„James, wir können die Arbeiter nicht mit dem ganzen Geröll über das G e mälde im Tempel trampeln lassen.“
„Mhm.“ Er fuhr sich durchs Haar und blickte über das Gelände. „Wir haben ein paar Bretter, mit denen wir es abdecken.“
„Aber die werden es zerkratzen, denken Sie an den Schutt, der den Arbeitern daneben fallen wird“, gab ich zu bedenken.
„Dann müssen wir es vorher mit einer Plane bedecken, eine d i cke Sandschicht drüber packen, auf der wir dann die Bretter verl e gen“, schlug er vor.
„Okay, machen wir uns an die
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