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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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umlegen zu lassen. Aber diesmal war es anders: das Zusammentreffen hatte sich gut angelassen. Während des ganzen weiteren Abends im Restaurant Colomba d'Oro, nahe der Piazza di Spagna, belustigte es Bond, immer noch examiniert zu werden. Kristatos ließ nicht ab, ihn zu beobachten und seine Vertrauenswürdigkeit zu erwägen. Die Bemerkung über das Geschäftsrisiko war bis jetzt das einzige, womit Kristatos auf ein gemeinsames Geschäft angespielt hatte. Das ermutigte Bond, denn er hatte zunächst nicht recht an Kristatos' Qualitäten glauben wollen. Nun aber stellte sich heraus, daß M doch richtig vermutet hatte: Kristatos wußte etwas Wichtiges! Bond ließ den Streichholzrest in den Aschenbecher fallen und sagte leise: »Ich habe einmal gelernt, daß jedes Geschäft, das nach neun Uhr abends abgeschlossen wird oder mehr als zehn Prozent abwirft, gefährlich ist. Das unsere kann bis zu tausend Prozent einbringen und wird fast ausschließlich nachts getätigt. Also ist es wohl doppelt riskant.« Bond dämpfte die Stimme noch mehr. »Die Mittel sind verfügbar. Dollar, Schweizer Franken, venezolanische Bolivars - ganz nach Wunsch.«
    »Das freut mich. Ich habe ohnehin schon zuviel Lire.« Signor Kristatos nahm die Menükarte zur Hand. »Essen wir was. Wichtige Geschäfte soll man nicht mit leerem Magen abschließen.«
    Die Woche vorher hatte M nach Bond geschickt. Er war schlechter Laune gewesen. »Haben Sie gerade was zu tun, 007?«
    »Nur Papierkrieg, Sir.«
    »Was soll das heißen: >Nur Papierkrieg    »Ich meinte, keine aktive Tätigkeit, Sir.«
    »Na, also, warum nicht gleich!« M nahm ein Bündel dunkelroter Umschläge und schob sie Bond so brüsk zu, daß dieser sie auffangen mußte. »Da haben Sie Ihren Papierkrieg! Das meiste ist von Scotland Yard - vom Rauschgiftdezernat. Und ganze Stöße vom Innen- und Gesundheitsministerium, und dazu noch ein paar dicke Berichte von der Internationalen Opiumkontrolle in Genf. Nehmen Sie's mit, und lesen Sie alles. Sie werden den ganzen Tag bis in die Nacht hinein brauchen. Morgen fliegen Sie nach Rom und sehen sich die Herrschaften mal näher an. Klar?« Bond bejahte. Nun kannte er den Grund von M's schlechter Laune. Nichts konnte ihn mehr in Rage bringen als der Zwang, seinen Stab der eigentlichen Bestimmung zu entziehen, die nun einmal Spionage, wenn nötig Sabotage und subversive Aktion war. Alles andere war in M's Augen Mißbrauch des Geheimdienstes und seiner Geheimfonds,
    die - weiß Gott! - mager genug waren.
    »Noch irgendwelche Fragen?« M hatte das Kinn weit vorgeschoben, was bedeutete, daß Bond sich samt seinen Mappen aus dem Büro scheren solle, um M für Wichtigeres Zeit zu lassen. Bond wußte, daß das zum Teil nur Theater war. In gewisser Weise hatte M einen Vogel. Daß das in der Abteilung allgemein bekannt war, wußte M selbst am besten, aber er gab ihn darum nicht auf. Dieser Vogel konnte größere oder kleinere Dimensionen annehmen, je nachdem, ob es sich um offensichtlichen Mißbrauch des Geheimdienstes handelte oder nur um M's Abneigung gegen Männer mit Bart, die er um nichts in der Welt in seine Abteilung aufgenommen hätte. Aber wie gesagt: M war sich seiner fixen Idee bewußt und nahm sie durchaus nicht ernst, was er - nach Bonds Meinung - mit Churchill und Montgomery gemeinsam hatte. Wurde sein Bluff durchschaut, so machte ihm das nichts aus, um so weniger, als er Bond keinesfalls ohne die entsprechenden Anweisungen losgeschickt hätte. Da Bond dies alles wußte, sagte er sanft: »Zwei Dinge, Sir. Warum sollen ausgerechnet wir das machen, und was weiß Station I über die betreffenden Leute?«
    M sah Bond verdrossen an, drehte dann seinen Stuhl nach dem Fenster und betrachtete die dahinjagenden Oktoberwolken. Nachdem er seine Pfeife durchgeblasen und solcherart etwas Überdruck abgelassen hatte, legte er sie auf den Tisch. Dann begann er geduldig und ganz normal zu sprechen. »Sie wissen ja, 007, daß ich mit dieser Rauschgiftaffäre lieber nichts zu tun hätte. Ich mußte Sie in diesem Jahr ohnehin schon einmal für zwei Wochen freistellen, damit Sie diesen Pflanzer in Mexiko erledigen konnten - und dabei wären fast Sie selbst erledigt worden! Ich habe das damals nur der Spezialabteilung zuliebe gemacht. Als sie jetzt wieder nach Ihnen verlangt haben, um diese italienische Bande dingfest zu machen, hab ich abgelehnt. Aber Ronnie Vallance ist hinter meinem Rücken

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