Riskante Geschäfte
zum Innen-und zum Gesundheitsminister gegangen, und die beiden
Minister haben dann mir zugesetzt. Als ich fest blieb und sagte. Sie seien hier unabkömmlich, wandten sie sich an den Premier.« M machte eine Pause. »So ist das eben. Der Premier argumentierte übrigens sehr überzeugend. Er meinte, daß das Heroin, wenn es in solchen Mengen hereinkommt, ein Mittel psychologischer Kriegführung darstellt, weil es die Kraft des Landes untergräbt. Es sollte ihn gar nicht wundern, sagte er, wenn hinter diesem Schmuggel nicht bloß Geldgier, sondern Subversion steckte.«
M lächelte verärgert. »Ich nehme an, daß dieses Argument von Ronnie Vallance stammt. Offenbar kommen seine Rauschgiftleute mit dem Heroinschmuggel nicht mehr zurecht. Sie wollen nämlich verhindern, daß er auch noch die Teenager erfaßt. Die Tanz- und Vergnügungslokale stecken ohnehin schon voller Schleichhändler. Nun hat Vallances Geisterbrigade die Spur bis zu einem der Mittelsmänner verfolgt, und es steht außer Zweifel, daß der Nachschub aus Italien kommt, mit den italienischen Touristenautobussen. Aber trotz Zusammenarbeit mit italienischer Polizei und Interpol ist Vallance nicht weitergekommen. Der innere Verteilerring hat zuviel Angst -oder wird zu gut bezahlt.«
»Vielleicht ist Protektion mit im Spiel, Sir?« unterbrach Bond. »Ich erinnere nur an diese Montesi-Affäre.«
M zuckte die Achseln. »Mag sein, mag sein! Sie werden eben auch darauf zu achten haben. Aber ich glaube, im Fall Montesi wurde ziemlich radikal aufgeräumt. Jedenfalls, nach der Auftragserteilung durch den Premier hab ich mich mit Washington in Verbindung gesetzt. CIA war sehr entgegenkommend. Sie wissen ja, das Rauschgiftdezernat hat seit dem Krieg eine ständige Abteilung in Italien, die aber nicht mit CIA in Verbindung steht, sondern ausgerechnet mit dem amerikanischen Schatzamt! Das hat nämlich einen sogenannten Geheimdienst, der sich mit Rauschgiftschmuggel und Banknotenfälschung befaßt. Idiotisch! Ich frage mich, was sie beim FBI darüber denken! Jedenfalls« - langsam drehte M seinen Stuhl wieder herum, verschränkte die Finger im Nacken und lehnte sich zurück, wobei er Bond über den Tisch hinweg ansah - »ist die Sache die, daß CIA Rom mit dieser kleinen Rauschgiftabteilung ziemlich eng zusammenarbeitet. Das muß sie, schon um Überschneidungen zu vermeiden. Und CIA -eigentlich Allan Dulles in Person - gab mir den Namen des ersten Vertrauensmannes jener römischen Abteilung. Offenbar ist er ein Doppelagent, der zur Deckung selber ein wenig schmuggelt. Kristatos heißt er. Dulles sagte, er müsse seine Leute zwar heraushalten, das Schatzamt wäre gar nicht begeistert, wenn CIA Rom enger mit uns zusammenarbeitete, aber auf meinen Wunsch werde er Kristatos sagen lassen, einer unserer besten Leute wolle mit ihm in Verbindung treten. Und gestern hat man mich davon verständigt, daß die Verabredung für übermorgen getroffen sei.« M wies auf den Stoß Mappen vor Bond. »Alles Nähere finden Sie da drin.«
Eine Zeitlang herrschte Stille. Ungute Sache, dachte Bond, vielleicht gefährlich, bestimmt aber dreckig. Er stand auf und griff nach den Mappen. »In Ordnung, Sir. Sieht mir nach Geld aus. Wieviel zahlen wir, damit der Handel aufhört?«
M ließ seinen Stuhl nach vorn kippen und stützte sich mit den flachen Händen auf den Schreibtisch. Heiser sagte er »Hunderttausend Pfund in beliebiger Währung - das ist das Angebot des Premier. Aber ich will Sie keiner unnötigen Gefahr aussetzen, um so weniger, als Sie für andere die Kastanien aus dem Feuer holen! Legen Sie also noch hunderttausend zu, falls Schwierigkeiten auftreten. Der Rauschgifthandel ist der größte und geschlossenste aller Verbrecherringe.« Damit ergriff M den Einlaufkorb und entnahm ihm ein Bündel Funksprüche. Ohne noch einmal aufzublicken, sagte er: »Und nehmen Sie sich in acht!«
Signor Kristatos langte nach der Menükarte. »Mr. Bond«, sagte er, »ich will nicht lange auf den Busch klopfen. Wieviel
also?«
»Fünfzigtausend Pfund bei hundertprozentigem Erfolg.« Kristatos sagte gleichgültig. »Ja - das ist viel Geld. Ich nehme Melone mit rohem Schinken und Schokoladeeis. Abends esse ich nie viel. Den Chianti hier kann ich Ihnen empfehlen, er kommt aus den eigenen Kellereien.«
Der Kellner kam, und es gab ein überaus italienisches Palaver. Bond bestellte tagliatelle verde mit Genueser Sauce, die Kristatos als unwahrscheinliches Gemisch aus Knoblauch, Basilikum und
Weitere Kostenlose Bücher