Riskante Geschäfte
Kristatos steckte sich eine dünne schwarze Zigarre an und behielt sie beim Sprechen im Mund. Er legte die Hände flach vor sich auf den Tisch und fixierte das Tischtuch. Leise sagte er: »Ich mache den Handel. Bis jetzt habe ich nur mit den Amerikanern zu tun gehabt, aber was ich Ihnen jetzt sagen werde, hab ich dort noch niemandem gesagt. Dieser Apparat arbeitet nämlich nicht mit Amerika, sondern nur mit England, das ist alles genau abgegrenzt. Capito?«
»Natürlich. Jedem sein eigenes Gebiet - das ist in diesem Fach so üblich.«
»Genau. Aber bevor ich Ihnen jetzt meine Tips gebe, einigen wir uns als gute Kaufleute über die Bedingungen. Ja?«
»Natürlich.«
Signor Kristatos konzentrierte sich noch stärker auf das Tischtuch. »Ich verlange zehntausend U.S.-Dollar, in kleinen Scheinen, bis morgen mittag. Sobald Sie den Apparat zerstört haben, bekomme ich weitere zwanzigtausend. Er blickte Bond kurz ins Gesicht. »Ich bin nicht geldgierig - ich überfordere Sie nicht - oder?«
»Der Preis ist angemessen.«
»Bene. Zweite Bedingung. Sie sagen unter keinen
Umständen, von wem Sie Ihre Informationen haben. Auch nicht, wenn Sie geschlagen werden.
»Das ist nur recht und billig.«
»Dritte Bedingung. Der Kopf des Apparats ist ein sehr böser Mensch.« Signor Kristatos blickte auf, nahm die Zigarre aus dem Mund und sagte betont: »Er muß werden distrutto - umgebracht.«
Bond lehnte sich zurück und blickte sein Gegenüber an, das sich jetzt wartend über den Tisch lehnte. Also so griff das ineinander! Eine Art privater Vendetta! Kristatos brauchte einen Killer, der obendrein noch dafür bezahlen durfte! Nicht schlecht! Das war wirklich ein großartiges Arrangement - mit Hilfe des Geheimdienstes seine privaten Differenzen auszutragen! Leise fragte Bond: »Warum?«
Signor Kristatos meinte gleichgültig: »Wer lang fragt, geht weit irr.«
Bond trank seinen Kaffee. Es war wie bei allen großen Verbrechersyndikaten: man sah stets nur die Spitze des Eisbergs. Aber was brauchte ihn das zu kümmern? Er hatte seinen Auftrag, und kam der Erfolg auch anderen zugute - was konnte das für M schon ausmachen? Also sagte er nur: »Versprechen kann ich das nicht, das müssen Sie verstehen. Aber wenn der Mann mich umbringen will, stirbt er.«
Signor Kristatos nahm einen Zahnstocher und begann seine Fingernägel zu reinigen. Als er mit der einen Hand fertig war, sah er auf. »Ich spiele nicht gern auf unsicher. Diesmal tu ich es nur, weil Sie mich bezahlen, und nicht ich Sie. In Ordnung? Sie bekommen jetzt Ihren Tip - und dann arbeiten Sie allein - solo. Morgen abend fliege ich nach Karatschi, in wichtigen Geschäften. Ich kann Ihnen nur die Informationen geben, dann sind Sie am Leder, und« - er warf den gebrauchten Zahnstocher auf den Tisch - »che serà, serà.«
»In Ordnung.«
Signor Kristatos rückte seinen Stuhl näher. Er sprach leise, rasch und belegte seine Ausführungen mit Zahlen, Namen und Daten. Es gab kein Zögern und keine Weitschweifigkeiten. Was er zu sagen hatte, war kurz und inhaltsschwer. Im Land lebten zweitausend amerikanische Gangster - Italo-Amerikaner, die verurteilt und aus den Staaten ausgewiesen worden waren. Diesen Leuten ging es schlecht, sie standen auf den
schwärzesten aller Polizeilisten, und niemand mochte sie anstellen. Etwa hundert der übelsten hatten ihre Mittel
zusammengelegt. Kleinere Gruppen von ihnen waren nach
Beirut, Istanbul, Tanger und Macao gegangen - nach den Schmuggelzentren ckr Welt. Eine größere Gruppe versah den Kurierdienst, und die Hauptmacher hatten über Strohmänner eine kleine pharmazeutische Fabrik in Mailand gekauft. Dorthin schmuggelten die Auslandsgruppen das Opium und dessen Derivate. Das geschah auf kleinen Mittelmeerschiffen und mit Hilfe einiger Stewards einer italienischen Charterfluglinie sowie
- allwöchentlich - mit dem durchgehenden Waggon des Orientexpreß, worin die Polsterung ganzer Abteile von
bestochenem Reinigungspersonal in Istanbul »ausgestattet« wurde. Die Mailänder Firma - Pharmacia Colomba SA -fungierte als Rechnungszentrale und gewann aus dem Rohopium das Heroin, welches dann mit Autos verschiedener Marken an die englischen Verteiler gelangte. Bond unterbrach. »Unsere Zollbeamten sind da aber recht geschickt, ihnen entgeht so leicht kein Wagenversteck. Wie wird das Zeug durchgeschleust?«
»Immer im Ersatzreifen. Da geht Heroin
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