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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Schalen mit dem heißen Rumkaffee austeilte. Eine Sturmlaterne spendete dazu spärliche Helle, denn das Schiff fuhr ohne Lichter. Bond lächelte innerlich über diese Schatzinsel-Atmosphäre. Von Mann zu Mann gehend, kontrollierte Colombo die Waffen. Alle trugen sie Lugers im Hosenbund unter der Strickjacke und Klappmesser in der Tasche. Bond fand Gefallen an dieser Art Leben. Es war abenteuerlich, aufregend und voll Risiko. Ein Verbrecherleben, zugegeben, ein dauernder Kampf gegen Währungsgesetze, staatliches Tabakmonopol, Zollbehörde, Polizei - aber mit einem
    Hauch jungenhafter Gaunerei, der das Verbrecherische nicht mehr so schwarz erscheinen ließ.
    Colombo blickte auf die Uhr und schickte die Leute auf ihre Posten. Dann löschte er die Laterne, und Bond folgte ihm in dem austernfarbenen Dämmerlicht hinauf auf die Brücke. Das Schiff fuhr jetzt mit verringerter Geschwindigkeit nahe unter der schwarzen, felsigen Küste. Colombo zeigte nach vorn. »Gleich hinter dieser Landspitze liegt der Hafen. Man hat uns noch nicht bemerkt. An der Hafenmole werden wir ein Schiff unserer Größe beim Löschen einer Ladung Rotationspapier antreffen. Hinter der Landspitze gehen wir mit voller Fahrt längsseits und entern. Wir müssen auf bewaffneten Widerstand und Verluste gefaßt sein. Hoffentlich schießen sie nicht, dann brauchen wir's auch nicht zu tun. Aber es ist ein albanisches Schiff mit einer Mannschaft albanischer Rabauken. Falls geschossen wird, dann müssen Sie wohl mit uns schießen. Es sind Feinde Ihres wie meines Landes. Und wer fällt, der fällt. Okay?«
    »Das ist klar.«
    Noch in Bonds Worte hinein klingelte der Maschinentelegraf, und das Deck begann unter den Füßen sachte zu zittern. Mit zehn Knoten Fahrt umrundete das kleine Schiff die Landspitze und fuhr in den Hafen ein.
    Es war, wie Colombo gesagt hatte. Längs des steinernen Kais lag mit schlaffen Segeln ein Schiff, von dessen Heck eine hölzerne Laderampe zur dunklen Öffnung eines ramponierten Wellblechschuppens hinunterführte. Von drinnen schimmerte trübes elektrisches Licht. Das Schiff führte eine Deckladung Rotationspapier. Die großen Rollen wurden auf die Rampe gewuchtet und kollerten dann von selbst in den Lagerschuppen hinunter. Zu sehen waren etwa zwanzig Personen. Nur Überraschung konnte diese zahlenmäßige Überlegenheit wettmachen, aber noch war Colombos Schiff fünfzig Meter von dem anderen entfernt. Einige Leute drüben hatten ihre Arbeit unterbrochen und blickten herüber. Jetzt rannte einer ins
    Lagerhaus, doch schon rief Colombo einen scharfen Befehl, die Maschine setzte aus und fiel in Rückwärtsgang, ein großer Scheinwerfer auf der Brücke flammte auf und übergoß die Szenerie mit blendendem Licht, während mit dem ersten harten Anprall die Enterhaken über die gegnerische Reling fielen. Unter Colombos Führung schwangen seine Leute sich hinüber.
    Bond verfolgte seinen eigenen Plan. Sobald er drüben war, rannte er quer über das Deck, schwang sich über die landseitige Reling und sprang. Der Kai lag zwar vier Meter tiefer, aber Bond kam katzengleich auf alle viere. Er verharrte so, um den nächsten Schritt zu überlegen. Oben schossen sie bereits. Einer der ersten Schüsse hatte dem Scheinwerfer gegolten, so daß jetzt nur das graue Dämmerlicht herrschte. Einer der Albaner schlug vor Bond auf den Steinen auf und blieb reglos liegen, aber gleichzeitig kamen vom Lagerhauseingang die ersten Feuerstöße eines leichten Maschinengewehrs. Im Schiffsschatten rannte Bond darauf zu. Der MG-Schütze bemerkte es und richtete sein Feuer gehen ihn. Die Geschosse umzischten Bond, nagelten gegen die eiserne Bordwand und jaulten in die Nacht hinaus. Bond warf sich unter die Laderampe. Während es über ihm ins Holz prasselte, schob er sich weiter vor. Wenn er nahe genug herankam, so konnte er rechts oder links unter der Rampe hervorstürzen. Soeben polterte es in schweren Stößen über seinen Kopf hinweg: einer von Colombos Leuten mußte die Halteseile durchgeschnitten haben, so daß jetzt der ganze Rollenstapel die Rampe hinuntersauste. Das war der Moment! Der MG-Schütze würde Bond wohl rechts erwarten - also sprang er links aus seiner Deckung. Da war der Schütze - ganz dicht an der Lagerhauswand! Soeben riß er das MG herum, aber Bond kam ihm um den Bruchteil einer Sekunde zuvor und feuerte zweimal. Die Finger des Toten krampften sich um den Abzug und produzierten ein wahres Feuerwerk, ehe die Waffe sich aus der Hand des

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