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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Champagnerflasche vor sich hin. Er hatte sich wieder gefaßt und sagte ruhig: »Nein, nicht alles ist erlogen, was der Schweinehund Ihnen erzählt hat. Deshalb wollt ich auch nicht mit Ihnen streiten, Sie hätten mir ja doch nicht geglaubt und nur die Polizei hereingezogen. Ich will Ihnen lieber die Wahrheit zeigen, man hat Sie ja um ihretwillen nach Italien geschickt! In wenigen Stunden, schon bei Tagesanbruch, wird Ihre Mission beendet sein.« Colombo schnalzte mit den Fingern. »Presto - einfach so.«
    »Inwiefern hat Kristatos nicht gelogen?«
    Colombo blickte Bond an, überlegte und sagte dann: »Mein Bester, es stimmt, daß ich ein Schmuggler bin. Wahrscheinlich sogar der erfolgreichste im Mittelmeer. Die Hälfte aller amerikanischen Zigaretten hier geht durch meine Hände - über Tanger. Gold? Ich bin der einzige Lieferant des schwarzen Valutamarkts. Diamanten? Ich habe über Beirut direkte Verbindungen nach Sierra Leone und Südafrika. Früher, als Medikamente noch rar waren, hab ich auch mit Aureomycin, Penicillin und dergleichen gehandelt - durch Bestechung in amerikanischen Feldlazaretten. Und so gibt es noch vieles - bis zu hübschen syrischen oder persischen Mädchen für die Etablissements in Neapel. Auch entsprungene Sträflinge hab ich schon hinausgeschmuggelt. Aber« - Colombos Faust krachte auf den Tisch - »Rauschgift, Heroin, Opium, Haschisch - nein! Nie! Damit will ich nichts zu tun haben!« Colombo hielt die rechte Hand zum Schwur hoch. »Mein Freund, das schwör ich beim Leben meiner Mutter« Colombo schien die Wahrheit zu sagen. Bond empfand etwas wie Sympathie für diesen habgierigen Piraten, den Kristatos auf seine Abschußliste gesetzt hatte.
    Er fragte: »Aber warum hat Kristatos es dann auf Sie abgesehen? Was verspricht er sich davon?«
    Langsam schwenkte Colombo seinen Finger hin und her. »Mein Freund«, sagte er, »Kristatos ist eben Kristatos! Er spielt das größte Doppelspiel, das man sich nur denken kann. Um dabei aber nicht den Schutz des amerikanischen Geheimdienstes und seiner Rauschgiftabteilung zu verlieren, muß er ihnen von Zeit zu Zeit ein Opfer ausliefern - irgendeine kleine Randfigur aus dem großen Geschäft. Aber bei diesem riesigen Englandschmuggel muß das Opfer schon größer sein. So hat er mich gewählt. Und es ist ja auch wahr, Ihre Nachforschungen hätten meine Operationen aufgedeckt, aber jede Spur zu mir hätte Sie weiter von der Wahrheit weggeführt. Am Ende wäre ich ins Gefängnis gegangen, und der Fuchs, hinter dem Sie her sind, hätte sich eins gelacht!«
    »Warum will Kristatos Sie aus dem Weg haben?«
    Colombo zwinkerte schlau. »Weil ich zuviel von ihm weiß! Im Schmuggelgeschäft stößt man gelegentlich auf die Geheimnisse der Konkurrenz. Vor kurzem hatte unser Schiff ein Rückzugsgefecht mit einem kleinen albanischen Kanonenboot zu bestehen. Ein Glückstreffer steckte ihren Treibstoff in Brand
    - wir fischten nur einen Überlebenden auf. Ich erfuhr eine ganze Menge von ihm, war aber dumm genug, ihn nördlich von Tirana an Land zu setzen. Seither habe ich dieses Schwein Kristatos auf den Fersen. Glücklicherweise« - Colombo grinste verschlagen -»erhielt ich eine Information, von der er nichts weiß. Und auf Grund dieser Information gibt es morgen bei Sonnenaufgang ein
    Rendezvous - in Santa Maria, dem kleinen Fischerdorf nördlich von Ancona. Und dort werden wir weitersehen!«
    »Was verlangen Sie von mir?« fragte Bond langsam. »Sie sagten doch, meine Mission werde morgen früh beendet sein. Wieviel also?«
    Colombo schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er gleichmütig. »Nichts, denn wir ziehen zufällig am selben Strick. Sie sollen mir lediglich versprechen, daß alles, was ich Ihnen heute erzählt habe, unter uns bleibt - allenfalls noch Ihren Chef eingeschlossen. Aber in Italien darf nichts davon verlauten. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Colombo stand auf, ging zur Kommode, nahm Bonds Pistole heraus und reichte sie ihm. »In diesem Fall, mein Freund, nehmen Sie das lieber an sich. Sie werden es brauchen können! Und jetzt legen Sie sich am besten aufs Ohr. Um fünf Uhr früh gibt's Kaffee mit Rum für alle.«
    Er streckte Bond die Hand hin. Unversehens waren sie Freunde geworden, Bond spürte es. Verlegen sagte er: »In Ordnung, Colombo«, verließ die Messe und suchte seine Kabine auf.
    Die Colombina hatte zwölf Mann Besatzung, lauter junge, verwegen aussehende Burschen. Sie unterhielten sich halblaut, als Colombo in der Messe die

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