Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Enders
Vom Netzwerk:
abenteuerlich in Felle und Leder gekleidet wie Veeria, verteilten sich auf dieser Fläche. Sie gingen den verschiedensten Tätigkeiten nach, schürten Feuer an, walkten Felle, formten Gefäße aus Lehm, schleppten Wasser vom Fluss herbei oder waren damit beschäftigt, Tierkadaver zu häuten und zum Braten vorzubereiten.
    Auffällig war dabei die Stille , die Trägheit und auch die beinahe mit Händen greifbare Lustlosigkeit, mit der die Arbeiten vonstatten gingen. Er war daran gewöhnt, dass in dem Moment, wo zwei oder mehr Frauen zusammentrafen, sofort lebhafte, emotionsgeladene Unterhaltungen einsetzten und der Geräuschpegel anstieg. Klatsch und Tratsch war die umgangssprachliche Bezeichnung für dieses frauentypische Verhalten. Und wenn Frauen etwas arbeiteten, so wie seine Mutter oder auch Veeria, dann ging ihnen dies in der Regel flink und geschickt von der Hand.
    Aber obwohl er und Veeria sich in Hörweite befanden, drang kein menschlicher Laut an ihr Ohr. Man hörte lediglich Arbeitsgeräusche , wie das Hämmern von Stein, mit dem die Werkzeugmacherin ihre Klingen herstellte, das Knacken des Brennholzes in der angeheizten Feuerstelle und das Plätschern des Wassers aus den Krügen der Wasserträgerinnen in ein großes Kochgefäß neben dem Feuer. Sie redeten nicht miteinander, sondern verständigten sich über Kopfnicken oder Handzeichen, wenn sie einander etwas mitzuteilen hatten. Gerade wollte er sich bei Veeria danach erkundigen, ob die seltsame Anführerin ihnen Sprechverbot erteilt hatte, als sich die Szenerie vor ihm schlagartig änderte. Man hörte eine harte, metallische Stimme ein paar Befehle bellen, die Frauen spitzten die Ohren und begannen, hektische Geschäftigkeit zu entwickeln. Ihre Bewegungen wurden rascher und ihre Körperhaltung drückte ängstliche Erwartung aus. Zwischen den Hütten trat eine große Frau mit einem Speer in der Hand, dessen Spitze sie locker nach oben gerichtet hielt, auf den Platz und blickte aufmerksam um sich.
    Ihr sehniger, kräftiger Körper war wie bei Veeria und den anderen mit einem Brustband und einer Art Rock aus Leder bedeckt. Um die Schultern hatte sie trotz der sommerlichen Wärme ein riesiges silbergraues Wolfsfell gelegt. Ihr mittelbraunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen und hing ihr, zu einem langen Zopf geflochten, über die linke Brustseite herunter.
    Knapp hinter ihr hielten sich drei ähnlich beeindruckende Frauen, ebenfalls mit Speere n bewaffnet. Drake hätte auch ohne Veerias aufgeregte Bemerkung »Das sind Seratta und einige der Wächterinnen! Sie scheinen alle wieder gesund zu sein« mühelos herausgefunden, dass dies die Frau war, die das Kommando über alle anderen uneingeschränkt an sich gerissen hatte.
    Eine der Wasserträge rinnen, eine jüngere Frau, war bei Serattas unerwartetem Auftauchen vor Schreck zusammengefahren, verschüttete beinahe die Hälfte des Wassers aus ihrem Krug auf den Boden und sah ihr nun mit angstvoll aufgerissenen Augen entgegen. Seratta richtete sich hoch auf, warf ihren Zopf mit einer unbewussten Bewegung schwungvoll nach hinten auf ihre Schultern, richtete den ausgestreckten Zeigefinger ihrer freien Hand auf das arme Mädchen, und schritt in gemessenem Tempo, wobei sie den Speer wie einen Gehstock benutzte, auf die Übeltäterin zu. Drake hätte angesichts der übertriebenen Theatralik, die sie einsetzte, beinahe laut aufgelacht. An irgendjemand erinnerte ihn diese Möchtegern-Amazone …
    In der Army hatte es einen General gegeben, der ähnlich unsympathisch gewesen war. Der Mann bestand nur aus aufgeblasenem Ego, spielte Untergebenen gegenüber gnadenlos seine Macht aus und lebte in der Einbildung, ohne ihn würde Amerikas gesamte Verteidigung zusammenbrechen. Drake warf einen kurzen Blick zu Veeria hinüber, die unnatürlich blass geworden war und sich angesichts Serattas Wut, die sich in einem heftigen Wortschwall über die arme Sünderin ergoss, auf die Unterlippe biss. Dieses Flintenweib brachte es tatsächlich fertig, dass sich Veeria, die sonst so mutig erschien, sogar hier oben, in seiner Nähe, vor ihr fürchtete! Er ließ ihre Hand los, legte den Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich.
    »Hey, ich bin hier. Dir droht keine Gefahr von der Verrückten da unten.«
Auf seine halblaute Bemerkung hin drehte sie erschrocken den Kopf zu ihm und bedeutete ihm mit dem Finger auf dem Mund, leise zu sein. Angespannt blickte sie wieder nach unten. Seratta war inzwischen mit ihrer Tirade fertig, keifte noch

Weitere Kostenlose Bücher