Riskante Liebe
Drakes Heimat mit ihm zusammen zu freuen, andererseits jedoch nicht zu wissen, ob ich jemals in meinem Leben wieder einmal hierher zurückkehren und in meiner Höhle schlafen würde. Wobei ich dies ohne ihn nicht fertigbringen würde. Nicht mehr nach dieser letzten wundervollen Nacht. Ich wollte nie wieder ohne ihn einschlafen.
Nach unserem ausgiebigen Abendessen gingen wir erneut zum Schwimmen, kuschelten uns dann in der Höhle zusammen und liebten uns. Im Gegensatz zu seiner Wildheit nach dem Erlebnis mit dem Luchs war Drake diesmal ungeheuer zärtlich und liebevoll. Danach bat ich ihn, mir eine der Geschichten seiner Mutter zu erzählen. Mit den Gedanken an einen Wald, der mit unsichtbaren kleinen Geistern und Feen bevölkert war, die sich nur manchen, besonderen Menschen zeigten, schlief ich in seinen Armen rasch ein.
Ich erwachte sehr früh. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und das graue Licht des eben erst beginnenden Tages zeichnete sich im Höhleneingang ab. Ein kühler, frischer Luftzug streifte meinen nackten Arm, aber mein gesamter Körper fühlte sich wohlig schwer und warm an. Drake hatte mich im Schlaf fest an sich gezogen und eines von seinen Beinen um meins verschlungen. Seine Hand lag besitzergreifend unterhalb meines Bauchnabels, er atmete regelmäßig und in tiefen Zügen.
Mich durchzuckte die Idee, allein aufzustehen und zum Dorf zu laufen, ohne ihn der Gefahr einer Entdeckung auszusetzen , und ich erwärmte mich zusehends für diesen Gedanken. So behutsam wie möglich hob ich seinen Arm an und schlängelte mein Bein unter seinem heraus, als sein Atem sich veränderte und schneller wurde. Er wachte auf! Ich zwang mich, ganz ruhig liegen zu bleiben, bis er sich völlig entspannt auf die andere Seite drehte und weiterschlief. Gut so, dann konnte ich unbemerkt aufstehen. Geräuschlos kroch ich weg von ihm und wollte mich gerade aufrichten, als ich ein Rascheln hörte und im gleichen Moment von zwei starken Armen zurück auf das Lager gerissen wurde. Sein Gesicht schwebte grimmig über mir.
»Wir hatten eine Abmachung, Waldfee, erinnerst du dich? Wir gehen zusammen oder gar nicht.«
Resigniert versuchte ich eine Erklärung.
»Drake, ich bin bald wieder da. Geh du zum Hubschrauber, und sieh nach, ob alles in Ordnung ist, damit wir schnell starten können.«
Er schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf.
»Muss ich dich festbinden? Nochmals, ich lasse dich nicht allein zurückgehen.«
Seine Miene wurde zärtlicher, er musterte mich forschend und senkte dann seine Lippen kurz auf meine.
»Ich will ganz sichergehen, dass du bei mir bleibst. Du hast die Wahl: Nimm mich mit oder ich verschleppe dich gleich und ohne Abschied von Jolaria in den Helikopter.«
Ich hatte keine Chance und gab auf. Wenig später liefen wir durch den erwachenden Wald. Es würde heller Vormittag werden, bevor wir unser Ziel erreichten.
ELF
V orsichtig spähten Veeria und er über den Rand des felsigen Abhanges, auf dem sie sich hinter Bäumen und Sträuchern duckten. Am Fuß dieser grauen Felswand lag auf einer Wiese Veerias Dorf unter ihnen. Sie hatten einen großen Bogen um die Wiese geschlagen, sich von der Rückseite her angeschlichen und waren den steilen Pfad nach oben geklettert.
Jetzt kauerte sie neben ihm und zitterte vor unterdrückter Aufregung. Je näher sie ihrer Siedlung kamen, desto mehr hatte er ihre Angst vor einer unerwarteten Entdeckung gespürt. Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen und zog ihn in Deckung. Aber sie waren – außer ein paar vorwitzigen Eichhörnchen, aufflatternden Vögeln und einer aufgescheuch ten Maus - niemandem begegnet. Er drückte ihre Hand, die er nicht losgelassen hatte und konzentrierte sich darauf, die Siedlung genauer in Augenschein zu nehmen.
Etwa vierzig bis fünfzig windschief e, unterschiedlich große und nicht sehr stabil wirkende Hütten aus Holz und Gestrüpp, eingedeckt mit Rinde oder geflochtenen Grasmatten, drängten sich auf dem vorderen Drittel der großen Wiese zusammen. Dazwischen verliefen ausgetretene, schmutzige Pfade aus Lehm. Das Ganze wirkte ärmlich und provisorisch. Er grinste innerlich. Hier war der eindeutige Beweis dafür, dass Frauen, selbst wenn sie sich dies einbildeten, eben doch nicht völlig ohne Männer auskamen …
In der Mitte lag ein größerer unbebauter Platz mit einer großen und mehreren kleinen Feuerstellen. Und dort spielte sich gerade der Hauptteil des Dorflebens ab. Eine Menge Frauen, alle ähnlich
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