Riskante Liebe
gerade reparierte, wischte sich bedächtig seine Hände an einem Lappen ab und sah seinen Ältesten aufmerksam an.
»Glaub mir Junge, das spürst du. Ich war als junger Spund auch kein Kind von Traurigkeit, habe nichts anbrennen lassen und hatte nie Schwierigkeiten, Mädels aufzureißen. Aber als ich deiner Mutter gegenüberstand, da wusste ich: Die oder keine. Sie ist nicht einfach, das weißt du. Eigensinnig und dickköpfig, hat mir nie Honig ums Maul geschmiert. Aber ihre unbändige Lebenslust und ihr Temperament haben mich schlichtweg umgehauen. Ich habe es nie bereut, sie zu meiner Frau und der Mutter meiner Kinder gemacht zu haben.«
Jetzt, in diesem Moment, mit Veeria dicht neben sich, wusste er ganz genau, was sein Vater gemeint hatte. Der Gedanke daran, sie hier schutzlos in dieser gefährlichen Wildnis und der Willkür ihrer Anführerin ausgeliefert zurückzulassen, war ihm unerträglich.
Nichts erschien ihm plötzlich verlockender, als sie mitzunehmen, ihr seine Umgebung und die Zivilisation zu zeigen und zu erklären, für sie verantwortlich zu sein und sie zu beschützen. Er brauchte ihre Nähe und Wärme. Spontan hatte er ihr die Frage gestellt. Angesichts ihrer Schweigsamkeit richtete er sich beunruhigt auf und blickte ihr ins Gesicht. Und schämte sich, als er reine, unverhüllte Freude in ihren Augen aufleuchten sah und ihre Antwort hörte. Sie hatte – wieder einmal – nah am Wasser gebaut und wischte sich mit den Fingerspitzen die Freudentränen aus den Augen.
» Ich hatte solche Angst vor dem Moment, an dem du mich verlassen würdest. Ich habe es nicht zu sagen gewagt, weil ich dich nicht unter Druck setzen oder dir ein schlechtes Gewissen machen wollte, aber ich liebe dich ebenfalls, schon von dem Moment an, als ich dich gefunden habe. Bist du dir sicher, dass du mich mitnehmen möchtest? Ich weiß nichts von deiner Heimat. Du wirst mir vieles erklären und beibringen müssen, bevor ich die Regeln begreife und alleine klarkomme. «
Er schnitt ein übertrieben erschrockenes Gesicht.
»Ich will doch gar nicht, dass du allein und ohne mich klarkommst, Kleine. Ich möcht e dich für immer bei mir haben.«
Sie lächelte, als er hinzufügte:
»Manche Dinge erkläre ich dir lieber nicht, dann bist du auf mich angewiesen und läufst nicht weg!«
Langsam setzte sie sich auf. Ihr eben noch freudig-erregter Ausdruck wich einem Stirnrunzeln.
»Was ist? Überlegst du schon, wann du meine Gesellschaft satt hast und wie du mir entkommen kannst?«
Drake war aufgestanden, schlüpfte in seine Hose und reichte ihr seine Hand, um sie hochzuziehen. Während sie ihre Sachen vom Boden aufhob, sich das Band um ihren Oberkörper wickelte, das Unterteil um die Hüfte, und sich schließlich nach ihrer Schleuder bückte, blickte sie ihn bittend an.
»Drake, ich will nichts lieber als dich begleiten. Aber ich kann nicht einfach von hier weggehen, ohne Jolaria noch einmal zu sehen. Ich muss ein letztes Mal ins Dorf zurück.«
Jetzt war er es, der die Stirn runzelte.
»Warum? Du kannst ihr ohnehin nicht von uns erzählen.«
Er verspürte plötzlich eine irrationale Angst davor, sie noch einmal zu ihren seltsamen Dorfgenossinnen gehen zu lassen. Was, wenn diese darauf kamen, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war? Sie brauchte es nur im Überschwang dieser Jolaria gestehen und die verriet es dann weiter … Veeria schüttelte eigensinnig ihren Kopf, so dass die langen Haare flogen.
»Ich werde ihr nic hts von uns erzählen, obwohl ich mir sicher bin, sie würde sich für mich freuen und es für sich behalten. Ich kann mich ihr auch nicht nähern, sonst sehen mich Seratta und die anderen und wollen wissen, wo meine Jagdbeute ist. Aber ich muss mich vergewissern, dass sie ohne mich klarkommt. Ich habe ein schlechtes Gewissen, sie mit den Kranken allein gelassen zu haben. Drake, sie hat mich aufgezogen, sich immer um mich gekümmert und nur mein Bestes gewollt. Ich muss sie noch einmal sehen und mich wenigstens in Gedanken von ihr verabschieden.«
Er legte den Arm um ihre Hüfte und zog sie sanft mit sich.
»Gut. Aber nur unter der Bedingung, dass ich dich begleite.«
***
Bei seinen leicht dahingesagten Worten fühlte ich mich, als ob mir jemand kaltes Wasser über den Kopf geschüttet hätte. Entsetzt zuckte ich zusammen und blieb stehen. Er durfte nicht in die Nähe unserer Hütten kommen! Die Gefahr, dass ihn eine der Frauen oder sogar Seratta selbst sehen könnte, war zu groß. Ich hatte
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