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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Enders
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Und eben, bei mir, hatte sie wirklich nicht gewusst, dass ihr Kind bei der Geburt gestorben war. Ich verspürte große Lust, ihr dies ins Gesicht zu schleudern. Ich befand mich in einer gefährlichen Stimmung, denn mittlerweile waren mir die Wünsche und Befehle von Seratta herzlich gleichgültig geworden. Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Entschlossen sprang ich auf. Wenn ich ihr heute Abend gegenübertreten sollte, dann nicht verweint und schmutzig.
    Ich nahm ein kurzes Bad im Fluss, zog mir einen frischen Schurz, ein neues Brustband und einen Umhang darüber an, kämmte mein Haar und flocht es zu einem Zopf. Dann verstaute ich Steine und meine Schleuder in den Falten meines Unterteils und machte mich auf den Weg zum Dorfplatz. Es war dunkel geworden und schon von weitem erblickte ich die lodernden Flammen des großen Feuers, um das sich die Bewohnerinnen des Dorfes versammelt hatten. Sie alle saßen rings um die Feuerstelle auf dem Boden, während Seratta auf ihrem hohen, mit Fellen bedeckten Stein thronte, ihren Speer in der Hand hielt und von ihren um sie herumstehenden Wächterinnen umgeben war. Die leise geführten Unterhaltungen verstummten, als ich vor die Anführerin trat. Sie blickte mich erwartungsvoll an. Die Regel besagte, dass man sie mit einem Neigen des Kopfes und erhobenen Handflächen grüßen musste und abzuwarten hatte, bevor sie einem das Wort erteilte. Ich dachte nicht daran, ihre albernen, sinnlosen Vorschriften einzuhalten.
    »Seratta, ich …«, begann ich zu sprechen. Sie unterbrach mich mit überheblicher Miene, warf ihr Haar mit der für sie typischen Kopfbewegung nach hinten und deutete mit ausgestrecktem Arm auf mich.
    »Auch du, Veeria, hast zu warten, bis ich dir das Sprechen erlaube.«
Ich ignorierte eine warnende Stimme in meinem Kopf, die starke Ähnlichkeit mit der von Jolaria hatte, und trat noch einen Schritt näher auf Seratta zu. Dann setzte ich genau dieselbe eingebildete Miene mit hochgezogenen Augenbrauen auf wie sie, warf meinen Zopf mit derselben Kopfbewegung wie der ihren nach hinten und zeigte ebenfalls mit ausgestrecktem Arm und meinem Zeigefinger auf sie. Hinter mir erklang ein unterdrücktes Lachen, das aber sofort wieder verstummte. Laut erklärte ich:
    »Ich rede, wann es mir passt, Seratta. Ich wollte dir sagen, dass ich dir für dein Angebot danke, es aber nicht anzunehmen gedenke. Ich werde wieder in den Wald gehen, und euch mit Fleisch und Fellen versorgen. Ich werde dort leben, das liegt mir mehr als das Leben hier, wo mich niemand interessiert.«
    Ihre Augen hatten sich zu kleinen Schlitzen verengt, ihre Lippen waren wütend aufeinandergepresst und sie sprang von ihrem Platz auf. Da ich nur einige Fingerbreit kleiner war als sie, konnte mich ihre hochaufgerichtete Gestalt nicht beeindrucken.
    »Du wirst genau das tun, was ich dir sage, mein Kind. Ich schreibe es deiner großen Trauer über Jolarias Tod zu, dass du nicht mehr weißt, was du redest. Geh für diese Nacht in deine Hütte zurück, überlege dir, was du falsch gemacht hast und morgen früh möchte ich vor allen anderen von dir eine Entschuldigung hören, während du vor mir auf die Knie gehst!«
Ich war ehrlich überrascht. Sie war bereit, mir trotz meiner Auflehnung noch eine Chance zu geben. Rasch begriff ich jedoch, dass sie selbst damit ihr Gesicht wahren konnte und darüber hinaus noch als barmherzig galt, wenn sie Verständnis für die arme Veeria zeigte, der die Trauer offensichtlich den Verstand vernebelt hatte …
    Ich hatte nicht vor, sie in einem guten Licht erscheinen zu lassen. Ich wollte endlich die anderen wachrütteln, ihnen zeigen, dass sie sich gegen Seratta auflehnen und sich nicht länger alles von ihr gefallen lassen sollten.
    »Das ist sehr gnädig von dir. Aber ich brauche dein Mitleid nicht, Seratta. Du erinnerst dich, dass ich vor Jolarias Tod, während deiner Krankheit, für längere Zeit im Wald gelebt habe? Ich bin dort keineswegs, wie von mir behauptet, tagelang krank in einem hohlen Baum gelegen.« Ich wurde lauter. »Nein Seratta, ich habe bei einem MANN gelegen, den ich dort verletzt im Wald fand. Er war alles andere als grausam und gefährlich zu mir. Und er war keiner deiner bedauernswerten Reliantensklaven. Du musst ihn nicht suchen, er ist wieder zu seinen Leuten zurückgeflogen. Wir sind nicht die einzigen Überlebenden, wie man uns immer vorgemacht hat. Es gibt noch viele andere. Sie wählen ihre Anführer selbst. Frauen und Männer leben dort

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