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Riskante Liebe

Riskante Liebe

Titel: Riskante Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cara Enders
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Jolaria von uns gegangen war. Mit einem kurzen Blick auf den leblosen Körper erklärte sie:
    »Wir werden sie noch heute begraben. Ich lasse die Relianten ein Grab ausheben.«
Bevor sie die Hütte wieder verließ, warf sie einen prüfenden Blick auf Zaria und öffnete den Mund. Zaria kam ihr zuvor.
    »Nun, da in dieser Hütte ein Platz freigeworden ist, wäre es doch besser, ich würde bei Veeria schlafen? Sie fühlt sich sicher einsam und ist froh, nachts jemanden bei sich zu haben.« Ihr spitzes Gesicht verfinsterte sich kurz. »Außerdem ist Tarisa froh, mich loszuwerden. Wir verstehen uns überhaupt nicht.«
Bei ihrem ersten Satz wäre ich ihr beinahe ins Gesicht gesprungen. Was fiel ihr ein, über meinen Kopf hinweg bestimmen zu wollen, was mir guttat? Aber ihr letzter Satz war eine Lüge. Ich wusste, dass Tarisa und sie sich aneinander gewöhnt hatten. Mehr noch, oft hörte ich die beiden abends, wenn Zaria uns verlassen hatte und zu ihr hinüber gegangen war, wie sie sich leise über alles Mögliche unterhielten und oft unterdrückt lachten. Hatten sie sich gestritten?
    Seratta unterbrach meine Überlegungen mit einem boshaften Lächeln im Gesicht. Sie blickte Zaria strafend an.
    »Ich brauche keine Vorschläge von dir, Zaria. Ich entscheide, was in diesem Dorf für wen gut ist. Und deshalb wirst du weiterhin bei Tarisa schlafen und nur tagsüber zu Veeria gehen, um mit ihr zusammen zu arbeiten.«
Zaria senkte ergeben den Kopf, murmelte eine Entschuldigung und wirkte geknickt. Kaum hatte Seratta die Hütte verlassen und wir hörten ihre Stimme und die der Wächterinnen verklingen, richtete sich Zaria auf. In ihren Augen funkelte es, als sie mich wissend anblickte.
    »Ich nehme an, du bist froh darüber, die weiteren Nächte allein verbringen zu dürfen .«
    Ihre Betroffenheit war wie weggeblasen. Offensichtlich nahm sie Serattas Entscheidung leicht. Aber ihre nächsten Worte trafen mich wie ein Schlag.
    »Seratta ist leicht zu durchschauen. Sie will, dass alle um sie herum unglücklich sind. Wir sollen immer das tun, was uns schwerfällt. Ich bin froh, weiter bei Tarisa bleiben zu dürfen. Sie ist mir zu dem Menschen geworden, der Jolaria für dich war. Sie sorgt für mich, gibt mir gute Ratschläge und ich kann mich gut mit ihr unterhalten. Und ich habe gespürt, dass du allein bleiben möchtest. Deshalb habe ich so getan, als wäre es dir, Tarisa und mir lieber, ich müsse zu dir ziehen. Seratta ist darauf hereingefallen. Und jetzt kümmere ich mich um Jolarias Grab.«
    Ungläubig blickte ich ihr nach, als sie die Hütte verließ. Dieses Mädchen hatte es fertig gebracht, unsere Anführerin mühelos an der Nase herumzuführen! Und ich musste ihr dafür dankbar sein, denn nun hatte ich meinen Willen bekommen und durfte mich jede Nacht ungestört meinen schönen Erinnerungen an Drake und meiner Trauer um Jolaria hingeben.
     
    Das Begräbnis von Jolaria fand noch am Spätnachmittag ihres Todestages statt. Wieder überraschte mich die Weitsicht Zarias. Sie hatte dafür gesorgt, dass Jolaria unweit des großen Ahorns am Waldrand, unter welchem sie immer ihre gesammelten Kräuter sortiert und getrocknet hatte, begraben wurde. Eine Stelle, die auch ich nicht besser hätte aussuchen können. Das gesamte Dorf hatte sich im strahlenden Sonnenschein auf der Wiese versammelt. Auch die Relianten, die das Grab hatten ausheben müssen, standen in einiger Entfernung von uns, umringt von den Wächterinnen, die drohend ihre Speere auf sie gerichtet hielten. Die unnatürliche Stille wurde von vereinzeltem Schluchzen unterbrochen, als Seratta das Zeichen gab, den Leichnam in die Grube zu legen. Zaria, Tarisa und ich hoben Jolaria behutsam hinein. Seratta sprach die bei uns üblichen Worte:
    » Jolaria, hiermit übergeben wir deinen Körper der Erde.«
Ich wandte mich ab, denn ich brachte es weder fertig, eine Handvoll Erde auf den leblosen Körper  zu werfen, noch den anderen bei diesem Brauch zuzusehen. Kaum war die letzte der Frauen wieder in die Gruppe zurückgetreten, wischte sich Seratta, nachdem sie als Letzte den Leichnam mit Staub bedeckt hatte, die Hände direkt über dem offenen Grab ab. Ihr Gesicht nahm einen geschäftigen Ausdruck an und sie gab den Relianten ein Zeichen, die Grube mit der ausgehobenen Erde wieder zu bedecken und ein paar schwere Steine zum Schutz gegen die Tiere darüber zu legen. Danach wies sie auf die trauernden Frauen und klatschte in die Hände.
    »Jolaria hat ihren Frieden gefunden.

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