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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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zerknittertes Tuch wurde ihr über Mund und Nase gepresst, und sie war gezwungen, durch den Stoff zu atmen. Sie erkannte den süßlichen Geruch von Chloroform. Die Dämpfe stiegen ihr in die Nase und füllten ihre Lunge. Ein benommenes Schwindelgefühl ergriff von ihr Besitz. Sie wehrte sich verzweifelt, doch ihre Unterarme wurden in einer Art Schraubzwingengriff an ihren Körper gepresst.
    Sie trat mit aller Kraft nach hinten aus. Ihr Fuß traf einen der Kartons und kippte ihn um. Sie versuchte es noch einmal. Diesmal ertönte ein befriedigendes dumpfes Klatschen, gefolgt von einem wütenden Fluch, als der Absatz ihrer Stiefelette das Schienbein ihres Angreifers traf.
    »Verfluchtes Miststück!«, entfuhr es Quinby. Er packte sie fester. »Du machst mehr Ärger, als du wert bist. Wenn es nach mir ginge, würde ich dir einfach die Kehle durchschneiden.«
    Die Benommenheit wurde stärker. Eine seltsame Wärme durchströmte Louisas Körper. Ihr Magen zog sich zusammen. Sie hatte irgendwo gelesen, dass die Wirkung von Chloroform binnen zwei Minuten eintrat, oftmals sogar schneller; zu viel davon konnte tödlich sein. Ihr blieb nur sehr wenig Zeit.
    Sie hörte auf, sich zu wehren, und ließ ihren Körper erschlaffen. Sie hoffte, Quinby würde denken, das Betäubungsmittel hätte seine Wirkung getan, doch ihr Angreifer war wohl nicht bereit, ein Risiko einzugehen. Er presste weiterhin das schreckliche Tuch fest über ihren Mund und ihre Nase.
    Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Sie war völlig benommen. Sehr vage war sie sich bewusst, dass sie etwas unternehmen musste, bevor sie die Besinnung verlor.
    Quinby zerrte sie durch das Zimmer. Offenbar wollte er sie so schnell wie möglich aus dem Geschäft schaffen. Sie fühlte das Gewicht ihres Muffs, der von der schmalen Samtschlaufe an ihrem linken Handgelenk baumelte. Sie bewegte matt die Finger und hoffte, Quinby würde die Bewegung, falls er sie überhaupt bemerkte, als Zeichen dafür nehmen, dass ihre Gegenwehr erschlaffte.
    Das Letzte, was sie hörte, war das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Louisa schüttelte sacht die linke Hand. Ihren benebelten Sinnen schien es, als würde das Gewicht des Muffs abfallen, doch sie konnte sich nicht sicher sein. Dunkelheit und der schaurige Geruch des Chloroforms hüllten sie ein.

42
    »Was soll das heißen, sie ist noch nicht nach Hause gekommen?« Anthony zog seine goldene Uhr aus der Westentasche und warf einen Blick darauf. »Es ist beinahe halb sieben. Sie hätte schon vor einer Stunde hier sein sollen.«
    »Ja, Mr. Stalbridge, das weiß ich.« Mrs. Galt schürzte missbilligend die Lippen. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Mrs. Bryce nur selten pünktlich ist. Außerdem neigt sie dazu auszugehen, ohne irgendjemandem Bescheid zu geben, wo genau sie hingeht oder wann sie zurückkommen wird. Diesmal hat sie wenigstens erwähnt, dass sie zu Digbys Buchhandlung wollte.«
    Mrs. Galt zu befragen war nutzlos. Er ließ seinen Blick durchs Vestibül schweifen. Louisas Hut und Umhang waren verschwunden. Das sagte ihm nur, dass sie außer Haus war. Und das wusste er bereits.
    »Sie sagten, sie habe darum gebeten, dass ich hier auf sie warte?«, fragte er.
    »Ja, Sir. Als sie von ihrem Besuch in der Swanton Lane nach Hause kam, hat sie etwas davon gesagt, dass sie Sie so schnell wie möglich sprechen wolle.«
    Das ließ ihn aufmerken. »Sie war heute Nachmittag in der Swanton Lane?«
    »Ja, Sir.« Mrs. Galt schnaubte missbilligend. »Ich weiß nicht, warum sie darauf besteht, dort so oft hinzugehen. Es ist ja schön und gut, Geld für wohltätige Zwecke zu geben, aber es ist wirklich nicht nötig, dass eine vornehme Lady sich persönlich engagiert.«
    »Danke, Mrs. Galt. Sie waren mir eine große Hilfe. Ich werde mich auf die Suche nach Mrs. Bryce begeben.«
    »Viel Glück kann ich da nur sagen, Sir.« Mrs. Galt hielt ihm die Tür auf.
    Er stieg die Vordertreppe hinunter und überlegte, wie er vorgehen sollte. Die Nacht würde bald hereinbrechen. Ihm gefiel der Gedanke nicht, dass Louisa irgendwo dort draußen war, ganz auf sich allein gestellt.
    Er würde seine Suche nach Louisa mit einem Besuch in Digbys Buchhandlung beginnen. Vielleicht wusste der Antiquar, wo sie hingegangen war, nachdem sie seinen Laden verlassen hatte.

43
    Louisa erwachte mit dumpfen Kopfschmerzen. Der Geruch von Nässe, den man gemeinhin mit Kellern oder anderen unterirdischen Räumen verbindet, umgab sie. Sie lag auf einem harten,

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