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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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herablassen musste. Glühender Zorn brachte sein Blut zum Kochen. Mit einem Mal bemerkte er, dass sich seine Hand um einen massiven silbernen Briefbeschwerer geschlossen hatte. Er schleuderte ihn gegen die Wand. Der Briefbeschwerer traf mit einem leisen Klatschen den blauen Samt und kullerte auf den Teppich.
    Elwin hatte im vergangenen Jahr dringend Geld gebraucht. Kurz nach Victorias Tod hatte alles angefangen schiefzulaufen. Er konnte von Glück sagen, dass die feine Gesellschaft ihn als Mann nicht zu einer dreijährigen Trauer verdammte, wie das bei Witwen der Fall war. Von Witwern wurde erwartet, dass sie wieder heirateten, je früher, desto besser. Obwohl er keinen sonderlichen Drang verspürte, eine weitere Frau zu ehelichen, hatte er doch bald erkannt, dass eine finanziell einträgliche Vermählung seine einzige Hoffnung war, dem Bankrott zu entgehen.
    In den Monaten nach Victorias Tod in der Themse hatte er mehrere schwere finanzielle Verluste erlitten. Der Tod von Phillip Grantley vor zwei Wochen war ein katastrophaler Schlag gewesen. Unter anderem war Grantley als ebenso zuverlässiger wie anonymer Eintreiber der Erpressungsgelder unverzichtbar gewesen. Das Erpressergeschäft war die einzige seiner finanziellen Unternehmungen, die auch nach Victorias Ableben weiterhin ertragreich geblieben war.
    Zudem – und dies war noch entscheidender – hatte Grantley den Plan für das neue Finanzkonsortium ausgeheckt, und selbiges war Hastings’ einzige Hoffnung, sich von Lilly und ihrem geizigen Großvater zu befreien.
    Grantleys angeblicher Selbstmord hatte Elwin aus mehreren Gründen in Panik versetzt. Die Furcht, dass eines der Erpressungsopfer die Identität seines Geldeintreibers gelüftet und tödliche Rache geübt hatte, zehrte sehr an seinen Nerven. Victoria hatte darauf bestanden, Opfer auszusuchen, die reich, betagt und gebrechlich waren. Es war schwer vorstellbar, dass eines von ihnen Grantley ausfindig gemacht und ihn gar ermordet hatte, aber die Möglichkeit bestand. Was, wenn die gleiche Person herausgefunden hatte, dass er, Elwin Hastings, hinter den Erpressungen steckte? Es war jene Furcht gewesen, die ihn dazu getrieben hatte, zwei Leibwächter zu engagieren.
    Glücklicherweise hatte es keine weiteren Anzeichen dafür gegeben, dass er sich in Gefahr befand. In den vergangenen Tagen war er sogar allmählich zu der Überzeugung gelangt, übertrieben reagiert zu haben. Vielleicht waren sein Argwohn und seine Ängste unbegründet. Vielleicht hatte Grantley sich tatsächlich das Leben genommen. Dies wäre nicht das Ende der Welt, denn das Finanzkonsortium war eingerichtet und geschäftsbereit.
    Er hatte sogar überlegt, Quinby und Royce zu entlassen, doch das Desaster gestern Abend hatte alles auf den Kopf gestellt. Die Angst war zurückgekehrt und fraß an seinen Eingeweiden. So sehr es ihm auch missfiel, die Leibwächter beständig um sich zu haben, sie waren zumindest für seine Gemütsruhe unverzichtbar.
    Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er wenigstens in der Lage wäre, sich seiner nervtötenden Braut zu entledigen, sobald die Profite von seinem neuen Teilhabergeschäft zu fließen begannen. Er fragte sich, ob der Selbstmord einer zweiten Ehefrau seinem Ansehen in der feinen Gesellschaft schaden würde. Vielleicht sollte es diesmal besser ein Unfall sein. Doch zuerst musste er sich um die momentane Katastrophe kümmern.
    Er griff nach einem der samtenen Klingelzüge an der Wand hinter dem Schreibtisch und zog zweimal kräftig daran. Quinby und Royce kamen stehenden Fußes.
    Als Erstes nahm er sich Quinby vor. Es war eindeutig, dass er der intelligentere der beiden Leibwächter war. Er war außerdem der bei weitem gefährlichere und einschüchternde.
    »Erzählen Sie mir noch einmal, was gestern Abend im Flur vor meinem Schlafzimmer passiert ist, Quinby.«
    »Ich habe Ihnen bereits ausführlich Bericht erstattet, Mr. Hastings.« Quinby zuckte abfällig mit der Schulter. »Mehr gibt’s nicht zu sagen.«
    Elwin bezähmte einen weiteren Wutausbruch. Quinbys Benehmen war zum Aus-der-Haut-Fahren. Er war selten offen unverschämt oder respektlos, doch seine mangelnde Unterwürfigkeit gegenüber Höhergeborenen schimmerte immer wieder durch. Quinby entstammte einer niederen Klasse. Er war bemerkenswert gut darin, seinen Gossendialekt zu verbergen, doch beim Reden kam er dennoch immer wieder zum Vorschein. Der Goldring mit dem Onyx an seinem Finger war sichtlich teuer gewesen – der Ring eines

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