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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Gentleman –, doch der Lump arbeitete für einen Unterweltkönig. Wie konnte er sich da auf die gleiche Stufe mit einem wahren Gentleman stellen?
    Royce hingegen mochte ungeschlacht und einfältig sein, doch wenigstens erwies er jenen, die höheren Standes waren, den nötigen Respekt.
    Wenn er die Wahl hätte, würde er Quinby feuern, ohne mit der Wimper zu zucken, dachte Elwin. Doch genau da lag der Hase im Pfeffer. Elwin hatte keine Wahl. Er brauchte Schutz, und laut Clement Corvus war Quinby der beste Mann in dieser Hinsicht. Elwin glaubte es gern. Der Blick in Quinbys Augen verriet unmissverständlich, dass er eiskalt war.
    »Erzählen Sie es mir noch einmal«, befahl Elwin ruhig.
    »Ich hab wie üblich meine Runde gemacht«, begann Quinby mit gelangweilter Stimme. »Ich hab ein Auge aufs Innere des Hauses gehabt, während Royce im Garten nachgesehen hat. Ich bin mit dem obersten Stock fertig gewesen und bin über die Hintertreppe runter in die Etage mit dem herrschaftlichen Schlafzimmer gegangen. Im Flur waren eine Lady und ein Gentleman. Sie haben sich geküsst.«
    »Mrs. Bryce und Mr. Stalbridge.«
    »Ja, obwohl ich ihre Namen erst später von dem Diener erfahren hab.«
    Die Frau war eindeutig Louisa Bryce gewesen, versicherte Elwin sich. Das war von den Dienstboten bestätigt worden, die sie in Begleitung von Stalbridge hatten weggehen sehen. Lady Ashtons mausgraue Verwandte aus der Provinz war nicht zu verwechseln. Mit ihrer Brille, ihren geschmacklosen Kleidern und ihren langweiligen Unterhaltungen war sie das Mauerblümchen auf allen gesellschaftlichen Anlässen, an denen sie teilnahm. Das einzig Rätselhafte war, weshalb Stalbridge einen derartigen Narren an ihr gefressen hatte.
    Elwin lehnte sich im Schreibtischsessel zurück und versuchte nachzudenken. Dies war wieder einmal eine jener Situationen, in denen ihm Victorias Klugheit fehlte. Sie war immer ausgesprochen gut darin gewesen, die Motive von Männern zu durchschauen.
    »Irgendeine Ahnung, wie lange Stalbridge sich dort oben im Flur vor meinem Schlafzimmer herumgedrückt hat?«, wollte er wissen.
    »Höchstens ein paar Minuten«, antwortete Quinby. »Als ich mich bei den Dienstboten umgehört hab, sagten zwei von ihnen, dass sie ihn noch kurz zuvor unten im Ballsaal gesehen hätten.«
    »Wie lange braucht man, um einen Tresor zu knacken?«
    Quinby spreizte die Finger einer Hand. »Hängt davon ab, wie gut der Tresorknacker ist. Die meisten Profis sind schnell. Sehr schnell.«
    Royce räusperte sich. »Mit Verlaub, Sir, aber Ihr Geldschrank is’ ’n Apollo Patented Safe.«
    »Na und?«, knurrte Elwin und zwang sich, die Ruhe zu wahren.
    »Die Dinger sind ohne Sprengstoff nicht zu knacken«, sagte Royce. »Und gestern Nacht wurde keiner benutzt. Sprengstoff, meine ich.«
    »Zum Henker, Stalbridge ist kein Tresorknacker.« Elwin stand abrupt aus seinem Sessel auf und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. »Er ist ein Gentleman.«
    Quinbys Mund verzog sich zu einem verächtlichen Grinsen, doch er sagte nichts.
    Elwin platzte fast der Kragen. »Was amüsiert Sie denn so, Quinby?«
    »Ich hab nur so bei mir gedacht, dass es zwar ein ungeschriebenes Gesetz gibt, dass ein Angehöriger der unteren Klassen nicht zum Gentleman aufsteigen kann, aber es gibt kein Gesetz, das besagt, dass ein Gentleman nicht zu einem Verbrecher werden kann.«
    Unverschämter Hund, dachte Elwin, doch er weigerte sich strikt, sich mit einem Mann, der in Londons Gosse geboren worden war, über die Feinheiten gesellschaftlicher Stellung zu streiten.
    »Worauf ich hinauswill«, sagte er laut, »ist, dass Stalbridge keinen Grund hat, sich der Einbrecherei oder dem Tresorknacken zuzuwenden. Die Familie ist über die vergangenen Jahre ausgesprochen reich geworden. Und wo zum Teufel sollte ein Gentleman das Handwerk des Tresorknackens erlernen?«
    »Guter Einwand«, sagte Quinby. »In Oxford oder Cambridge bringen sie das einem wohl kaum bei.«
    Elwin biss die Zähne zusammen. Er konnte es sich nicht leisten, sich von Quinby provozieren zu lassen. Er musste sich auf das vorliegende Problem konzentrieren.
    Royce räusperte sich abermals. »Mit Verlaub, Sir.«
    Elwin seufzte. »Was ist denn jetzt schon wieder, Royce?«
    »Der Name Stalbridge, Sir«, sagte Royce schüchtern. »Gibt es da vielleicht eine Verbindung zu Mr. Marcus Stalbridge, dem Gentleman, der den Apollo Patented Safe erfunden hat?«
    Elwin war, als hätte ihn der Blitz getroffen. Er drehte sich um und starrte Royce

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