Riskante Nächte
mit offenem Mund an.
»Was war das?«, fragte er gepresst. »Marcus Stalbridge hat meinen Tresor entworfen?«
Quinby blitzte seinen Kollegen wütend an. »Was zum Henker faselst du da, Royce?«
Royce wand sich nervös. »Ich hab einen Cousin, der ein bisschen Ahnung vom Tresorknacken hat.«
»Das dürfte wohl Bert sein«, bemerkte Quinby. »Und der Grund, weshalb er Ahnung davon hat, ist, dass er ein professioneller Tresorknacker ist.«
»Im Ruhestand«, versicherte Royce eilig.
»Kommen Sie zur Sache«, bellte Elwin.
»Ja, Sir.« Royce scharrte verlegen mit seinen großen Füßen. »Es ist so, dass ich Bert zufällig über das Thema hab reden hören. Er hat erzählt, dass, ganz allgemein gesprochen, die Profis einen großen Bogen um Apollos machen, weil es letztendlich nur einen Weg rein gibt, nämlich, indem man ein Loch hineinsprengt.«
Elwin klammerte sich an die Rückenlehne eines Lesesessels und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Worauf wollen Sie hinaus, Royce?«
»Sprengstoff macht viel Lärm und erregt Aufmerksamkeit, was der Tresorknacker verständlicherweise nicht will«, erklärte Royce und nahm dabei einen lehrerhaften Ton an, »Besonders, wenn der Tresor in einem Privathaus wie diesem steht, wo gewöhnlich immer ein paar Leute sind.«
»Mich interessiert nicht, wie man Tresore knackt«, sagte Elwin sehr gedehnt und betonte jedes Wort, so als spräche er mit einem Idioten. »Erzählen Sie mir von Marcus Stalbridge.«
Royce nickte eifrig. »Ja, Sir. Nun, die Sache ist, Sir, mein Cousin und einige seiner, ähm, Kollegen bewundern Marcus Stalbridge sehr, weil er das Patent für den Apollo hält.«
»Verflucht!« Elwin hätte am liebsten etwas gegen die nächstgelegene Wand geworfen. »Anthony Stalbridge ist im Hause des Mannes aufgewachsen, der den sichersten Tresor auf dem Markt erfunden hat, just den Tresor, den ich besitze! Wenn irgendjemand das Geheimnis kennt, wie man einen Apollo knackt, dann er.«
»Oder sein Vater«, bemerkte Royce beflissen.
»Pah! Marcus Stalbridge war gestern Abend nicht hier. Aber sein Sohn war hier.«
»Was ist mit der Frau, Mrs. Bryce?«, fragte Quinby.
»Sie ist nicht wichtig.« Elwin tat den Einwurf mit einer ungehaltenen Geste ab. »Ein unbedeutender Niemand. Stalbridge muss sie für irgendeinen Zweck benutzt haben. Vermutlich als Tarnung, um den wahren Grund seines Aufenthalts in diesem Teil des Hauses zu verschleiern, falls er beim Verlassen des Schlafzimmers ertappt werden sollte.«
»Ich halte es nicht für klug, vorschnelle Schlüsse zu ziehen«, sagte Quinby.
»Sie wollen doch wohl nicht andeuten, Mrs. Bryce hätte den Tresor geknackt«, knurrte Elwin.
Quinby reagierte wieder einmal nur mit abfälligem Schulterzucken. »Man sollte Frauen niemals unterschätzen.«
»Die Vorstellung, dass ein dummes Weib eine gewiefte Tresorknackerin sein soll, ist doch absurd«, entgegnete Elwin. »Aber irgendjemand hat gestern Abend meinen Tresor geknackt. Wer immer es war, er wusste, was er tat. Es gibt nicht das geringste Anzeichen dafür, dass überhaupt jemand in meinem Schlafzimmer war. Wenn ich nicht heute Morgen den Tresor geöffnet hätte, wüsste ich bis jetzt nicht, dass gewisse Wertsachen fehlen.«
Quinby lümmelte sich mit der unbekümmerten Lässigkeit eines Mannes, der sich ganz wie zu Hause fühlte, auf die Schreibtischecke. »Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf, Mr. Hastings. Wir bringen die Sache schon wieder ins Lot.«
Abermals wallte Zorn in Elwin hoch. »Wagen Sie es ja nicht, in diesem anmaßenden Ton mit mir zu sprechen, Sie mieser kleiner Verbrecher. Und stehen Sie von dem Schreibtisch auf. Ich habe genug von Ihren Frechheiten. Für wen zum Teufel halten Sie sich denn?«
Quinbys Gesicht zuckte. Sein Blick wurde eisig. Er erhob sich betont langsam von der Schreibtischecke, wie eine Kobra, die sich zum Zuschlagen aufrichtet.
Ein leiser Schauder durchfuhr Elwin. Er versuchte, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass Quinby und Royce ihre Befehle von Clement Corvus erhielten, und der hatte die beiden angewiesen, Hastings zu bewachen. Trotzdem hatten die beiden Männer ihre derzeitige Stellung in Corvus’ Organisation gerade deshalb inne, weil sie zu kaltblütiger Gewalt fähig waren.
Royces Pfannkuchengesicht verzog sich zu einem Ausdruck, der zweifellos höfliche Neugier darstellen sollte. »Mit Verlaub, Sir«, sagte er. »Wie Sie gerade bemerkten, ist Mr. Stalbridge nach allem, was man so hört, ein wohlhabender Gentleman. Warum sollte
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