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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Daten reichten fast drei Jahre zurück. Neben jeder Summe standen Initialen. Die Initialen passten auf die fünf jungen Ladys, die kompromittiert worden waren. Anthony erkannte, dass es sich um eine Auflistung der Zahlungen handelte, die Thurlow als Gegenleistung dafür erhalten hatte, dass er die Erpressungsopfer an Hastings ausgeliefert hatte.
    Er steckte das Notizbuch in seine Tasche und ließ ein letztes Mal seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Irgendetwas stimmte nicht. Er studierte lange und eingehend die Gegenstände auf der Kommode und versuchte zu ergründen, was ihn störte. Wischspuren in der dünnen Staubschicht auf der Kommode und einige achtlos zusammengefaltete Taschentücher in einer Schublade des Kleiderschranks waren das Einzige, was ihm ins Auge fiel. Als er zu keinem Schluss kommen konnte, ging er wieder nach unten.
    Einer Eingebung folgend entschied er, nochmals den Schreibtisch zu durchsuchen, diesmal gründlicher. Als er einen Ordner mit unbezahlten Rechnungen aufklappte, erkannte er schlagartig, was nicht stimmte: Die Rechnungen waren durcheinander. Alles andere in Thurlows Wohnung war pedantisch ordentlich, doch die Rechnungen waren achtlos in den Ordner gestopft worden. Es schien, als hätte ihn jemand in großer Eile durchgesehen und dann wieder zurück in die Schublade geworfen.
    Mit dieser Beobachtung im Hinterkopf setzte er seine Suche fort. Als er alles durchgesehen hatte, war er überzeugt, dass er mit seinen Vermutungen richtiglag.
    Kurz darauf hielt draußen auf der Straße rumpelnd eine Kutsche. Er trat ans Fenster, schob die Gardine beiseite und sah die bärengleiche Gestalt von Harold Fowler aus einem Hansom steigen.
    Er öffnete die Tür, bevor Fowler klopfen konnte.
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten, Mr. Stalbridge.« Fowler kam in die Diele. Er nahm seine Melone ab und schaute sich mit der stoischen Neugier eines Mannes um, der daran gewöhnt war, nur aus traurigem Anlass gerufen zu werden. »Worum geht es?«
    »Der Bewohner dieser möblierten Unterkunft, Edmund Thurlow, liegt tot oben im Schlafzimmer. Wie es scheint, hat er sich in Verzweiflung über seine Spielschulden eine Pistole an den Kopf gesetzt. Es gibt einen Abschiedsbrief. Die Worte sind sorgsam in Druckbuchstaben geschrieben.«
    »In Druckbuchstaben, sagen Sie?« Fowlers buschiger Schnurrbart zuckte. Der Blick seiner traurigen Augen wurde wacher. »Wie bei Grantleys Abschiedsbrief.«
    »Ja.« Er reichte Fowler den Abschiedsbrief. »Die Druckbuchstaben machen es unmöglich, die Handschrift zu vergleichen, aber ich vermute, dass diese Zeilen nicht von Thurlow geschrieben wurden.«
    Fowler hielt den Brief in seiner prankengleich großen Hand und studierte ihn einen Moment lang eingehend. Schließlich schaute er mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf. »Ich stimme Ihnen zu, Sir. Aber wir werden niemals beweisen können, dass der Mörder diesen Abschiedsbrief geschrieben hat.«
    »Eine andere Sache noch«, sagte Anthony. »Auch das lässt sich nicht beweisen, aber ich könnte schwören, dass jemand die Wohnung durchsucht hat, bevor ich eingetroffen bin.«
    »Verstehe.« Fowlers Miene wurde grüblerisch. »Was hat Sie eigentlich heute hierhergeführt?«
    »Ich habe erfahren, dass Thurlow, wie Grantley, für Hastings gearbeitet hat. Wie es scheint, hat Hastings ihm bei verschiedenen Gelegenheiten große Geldsummen gezahlt. Ich wollte mit ihm reden.«
    »Sie denken, Hastings hat ihn ermordet, oder nicht?«
    »Ich halte es für sehr wahrscheinlich, ja. Aber das bringt mich dem Motiv für den Mord an Fiona Risby nicht einen Schritt näher. Und jetzt ist noch jemand, der mir möglicherweise meine Fragen hätte beantworten können, tot.«
    Fowlers düstere Miene wurde sanfter. »Ich hatte Sie gewarnt, Mr. Stalbridge. Die Chancen, nach all dieser Zeit etwas Neues herauszufinden, stehen unendlich schlecht. Ich rate Ihnen von Herzen, lassen Sie das arme tote Mädchen endlich in Frieden ruhen.«
    »Sie verstehen es nicht«, erwiderte Anthony. »Ich bin es, der keinen Frieden findet, Detective. Ich muss herausfinden, warum sie ermordet wurde.«
    »Meiner Erfahrung nach gibt es nur eine Handvoll Motive für Mord. Gier, Rache, den Drang, ein Geheimnis zu wahren, und Wahnsinn.«

20
    »Sind Sie wohlauf?«, fragte Anthony sanft.
    Louisa ließ ihren Blick über den mondbeschienenen Garten schweifen. Es war fast Mitternacht. Bunte Lampions hingen hie und da in den Sträuchern. Rechter Hand ragte der verwinkelte Umriss eines

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