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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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beratschlagte mit Elin am Telefon, wann und wo wir um die Häuser ziehen wollten. Wir wollten am Freitag ins Kino und am Samstag in einen von diesen neuen Clubs gehen, die überall in der Innenstadt wie Pilze aus dem Boden schossen.
    »Ich hab da von einem total coolen neuen Laden gehört, der soll besser sein als das P 1«, schwärmte sie. »Da kommt man allerdings nur mit Fingerabdruck rein.«
    »Was?«, entfuhr es mir. »Das ist ja wie bei der Einreise in die USA!« Das Telefon, das ich zwischen Kinn und Schulter geklemmt hatte, um mir nebenbei die Fingernägel zu lackieren, rutschte bedenklich weit nach hinten. Zum Glück bekam ich es in letzter Sekunde noch zu fassen.
    »Hallo, bist du noch dran?« Elin klang besorgt.
    »Ja, alles klar. Und wie geht das? Da haben wir doch gar keine Chance. Oder steht da der Türsteher mit ’nem Scanner auf der Straße und sucht sich die Leute raus, die ihre Finger dann da draufhalten dürfen?«
    Sie lachte. »Nein, nein. Lass mich mal machen, das klappt schon«, sagte sie fröhlich und verabschiedete sich.
    Es klappte tatsächlich, denn zum Glück ist München, das sich zwar »Großstadt« nennt, letztlich nur ein Dorf, in dem so gut wie jeder jeden kennt. Und so kannten wir jemanden, der von jemandem wusste, der jemanden getroffen hatte, der öfter dort hinging, der uns mit reinnahm. Ich kam mir vor wie in Italien, wo das gesamte Leben nach diesem Prinzip funktioniert, und auf einmal bekam die Stadt sogar sympathische Züge. Zwar hatten die meisten Gäste in dem total hippen Club wieder mal nichts anderes zu tun, als herumzustehen und dabei möglichst gut auszusehen, aber das war vielleicht auch besser so. Der deutsche Hüftschwung ist ja bekanntlich eher weniger sehenswert und rangiert auf der Liste der Hottest Sexy Movements eher auf den fünfstelligen Rängen. Elin und ich tanzten jedenfalls die halbe Nacht durch, tranken die Cocktailkarte einmal rauf und runter, und ich hatte endlich mal wieder so richtig Spaß – wie früher mit Vale. Vielleicht war München ja tatsächlich nicht nur besser als Stuttgart, sondern grundsätzlich gar nicht so schlecht …
    Entsprechend gutgelaunt und motiviert war ich nach dem gelungenen Wochenende, als ich am Montagmorgen in der Uni an die Bürotür des Professors für Literaturwissenschaften klopfte, in dessen Seminar ich unbedingt noch reinwollte.
    Auf das freundliche »Herein« hin öffnete ich schwungvoll die Tür, um den sympathischen grauhaarigen Mittfünfziger mit einem echt bayerisch-italienischen »Grüß Gott« für mich einzunehmen. Ich hatte mich heute früh besonders sorgfältig geschminkt und mich trotz des regnerischen Wetters für einen Rock und hochhackige Stiefel entschieden, damit ich mir hinterher nicht vorwerfen konnte, ich hätte nicht alles versucht.
    Doch so weit kam ich gar nicht, denn mitten in der Bewegung blieb mein Blick an dem dunklen Lockenkopf hängen, der über einen Berg Bücher gebeugt an einem alten Holzschreibtisch saß und »Moment bitte« murmelte. Das Blut gefror mir in den Adern, als ich mitten in der Bewegung innehielt und verzweifelt innerhalb von Sekundenbruchteilen einen Fluchtplan auszuarbeiten versuchte, woran ich kläglich scheiterte. Diese Locken hatte ich schon mal gesehen. Vor nicht allzu langer Zeit. An einem Ort, mit dem ich nicht nur positive Erinnerungen verband. Oje, durchzuckte es mich, das Vogelnest.
    Da blickte er auch schon auf, und das »Guten Morgen«, das er auf den Lippen hatte, blieb ihm deutlich sichtbar im Halse stecken. Denn auch er hatte mich sofort erkannt. Wer von uns beiden den Wettbewerb mit dem Titel »Wer hat die schönste Paprikaschote auf dem Hals sitzen?« am Ende gewann, vermochte ich nicht zu sagen, jedenfalls war der Verlegenheitsquotient auf beiden Seiten in etwa gleich hoch.
    »Es … tut … mir … leid«, wagte ich den ersten Schritt. »Ich hab mich in der Mensa wie eine Idiotin benommen, bitte entschuldige.« Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen und spähte in Richtung der hinteren Tür des Vorzimmers, wo ich den Professor vermutete.
    »Er ist nicht da«, sagte mein Gegenüber nur knapp, anstatt auf meine Abbitte einzugehen »Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«
    Jetzt siezte mich der Kerl auch noch. Mamma mia, war das alles peinlich. »Ich wollte eigentlich den Professor sprechen, wegen der Einführung … Aber wenn er nicht da ist, komme ich lieber noch mal wieder.«
    »Worum geht’s denn genau?« Immerhin schaute er mich nun

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