Risotto Mit Otto
dabei immer wieder Brühe nachgießen. Zwischendurch die Zucchini waschen, putzen und in dünne Scheiben sowie die Salsiccia in fingerbreite Stücke schneiden. Beides in einer Pfanne in etwas Olivenöl von allen Seiten anbraten und warm stellen. Die Petersilie feinhacken, den Safran in etwas Brühe einrühren und gut vermischen.
Wenn der Reis noch leichten Biss hat, mit Salz und Pfeffer abschmecken, die Safranbrühe und die Sahne dazugeben. Anschließend Zucchini und Salsiccia unterheben. Sobald die restliche Flüssigkeit verdampft ist, auf Tellern anrichten und reichlich mit der Petersilie bestreuen.
Beate und Isabelle waren mit Freunden unterwegs. Ich wunderte mich, dass Otto für sich alleine kochte, aber mir sollte es recht sein, denn als ich in die Küche kam, in der es wieder mal aussah wie auf einem Schlachtfeld, duftete es verführerisch nach Salsiccia.
Kurz darauf hatten wir jeder zwei Portionen Risotto verdrückt und fast die ganze Flasche Prosecco geleert. Ich war davon total betüdelt und hätte meinen schüchternen Nachbarn am liebsten ein bisschen auf die Flirtprobe gestellt, doch das Gespräch lief in eine Richtung, die mir ganz und gar nicht behagte.
»Sag mal«, meinte Otto, und eine kritische Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. »Wer ist eigentlich dieser seltsame Signor Colluti?«, fragte er und bohrte zielsicher in einem von meinen wunden Punkten. »Beate hat mir da neulich etwas erzählt, und ich werde nicht ganz schlau daraus.«
Da meine Eltern sich mit meinen lapidaren Ausreden zufriedengegeben oder ihre ständigen Nachfragen aus sonstigen Gründen eingestellt hatten, war der alte Herr fast völlig aus meinem Gedächtnis verschwunden. Wie ausradiert sozusagen. Ich war Otto nicht gerade dankbar dafür, dass er das Thema aus den Tiefen meines Unterbewusstseins wieder hervorholte.
»Wie war eigentlich dein Tag heute? Läuft’s gut beim Maschinenbauen?«, fragte ich. Zugegeben, der Satz zählte nicht zu meinen klügsten Äußerungen, aber auf die Schnelle wollte mir partout kein besseres Ablenkungsmanöver einfallen. Wieso interessierte Otto sich überhaupt dafür? Es war doch alles in Ordnung, solange babbo Ruhe gab. Noch während ich den Satz dachte, wusste ich jedoch, dass es nur die halbe Wahrheit war.
Er nahm den Espressokocher vom Herd, schenkte mir unaufgefordert einen Kaffee ein und sah mich abwartend an.
»Otto, per favore «, sagte ich, halb quengelnd, halb lockend, und legte die Handflächen aneinander, um sie demonstrativ zu schütteln. »Bitte! Können wir von was anderem reden?«
»Wo ist das Problem?«, hakte er nach. »Warum zierst du dich so? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
»Okay.« Ich kapitulierte und erzählte ihm von meiner Ankunft in München, von dem furchteinflößenden Mafioso am Bahnhof, von meinem Besuch bei dem alten Herrn in der miefigen Wohnung und davon, dass meine Eltern immer noch davon ausgingen, dass ich bei ihm wohnte.
Otto hätte fast seinen Kaffee wieder ausgespuckt und sah mich entsetzt an. »Wie jetzt? Die denken, du wohnst bei dem? Dann zahlen sie doch sicher auch noch Miete an ihn! Willst du damit etwa sagen, dass der alte Sack seit vier Monaten die Kohle einstreicht, ohne dass du auch nur einen Tag bei ihm gelebt hast? Das ist doch wohl nicht dein Ernst?«
Was hatte er denn? Das war doch nicht mein Geld. Und wenn meine Eltern mich dafür in Sicherheit wähnten, war es mir den Preis wert. Schließlich hätte die Hölle gebrannt, wenn meine Mutter gewusst hätte … Egal, das ging Otto doch gar nichts an. Das war meine Sache.
Genau das sagte ich ihm auch. »Halt dich gefälligst da raus, ich komme schon klar.«
Diesmal ließ er sich von meiner hochnäsigen Miene und dem schnippischen Tonfall jedoch nicht beeindrucken. »Willst du dem Kerl das Geld etwa schenken? Das ist doch auch deinen Eltern gegenüber nicht fair. Du musst dich darum kümmern, Angela. Dringend! Er muss dir die Kohle zurückgeben.«
»Vielen Dank auch für das schlechte Gewissen«, begehrte ich auf.
»Bitte, das macht dann vier Euro fünfzig.« Er grinste.
Er hatte ja recht, aber: Musste das sein? Ich wusste genau, wenn ich diese Angelegenheit noch länger vor mir herschob, würde sie irgendwann hochgehen wie eine Zeitbombe. Ich hatte schon viel zu lange Glück gehabt, dass meine Aktion nicht aufgefallen war, und weil das Ganze schon so lange gutging, war es auf meiner Prioritätenliste eben auf die hinteren Ränge abgerutscht.
Ich übe mich nicht selten
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