Risotto Mit Otto
nicht mehr ganz so grimmig an.
»Na ja«, ich fing an rumzueiern und spielte mit meinen Haaren, »ich wollte fragen …« Wenn ich ihm jetzt sagte, dass ich mich nachträglich auf die Liste schummeln wollte, hatte er mich in der Hand. Dann konnte ich das Seminar gleich abschreiben.
»Möchten Sie sich nachträglich auf die Liste setzen lassen?«, fragte er.
Ertappt!
Ich nickte bloß und wagte es nicht, ihn anzusehen. Wahrscheinlich wuchsen mir vor Verlegenheit schon Gänseblümchen aus den Ohren.
Offensichtlich durchdrang mein gequälter Gesichtsausdruck den harten Kern um sein weiches Herz, denn nach einer langen, nicht enden wollenden Pause sagte er allen Ernstes mit einem keineswegs ironischen Lächeln: »Okay, das lässt sich machen.«
»Was? Grazie! « Ich war völlig aus dem Häuschen und wäre ihm am liebsten spontan um den Hals gefallen, konnte mich jedoch gerade noch beherrschen.
»Aber nur, wenn du mir noch verrätst, wie du Apfelmus machst. Ich bin übrigens Rainer.«
»Angela.« Nun musste auch ich grinsen. Nachtragend war er offenbar nicht, und dafür war ich ihm sehr dankbar. Ich an seiner Stelle hätte mir garantiert was gehustet. Mir fiel ein Stein, ach was, eine komplette Felswand vom Herzen, als er auf den freien Holzstuhl vor seinem Schreibtisch deutete und ich mich gefühlte fünf Tonnen leichter darauf sinken ließ. »Gar nicht. Apfelmus kennen wir in Italien nämlich nicht«, schob ich die gewünschte Erklärung noch hinterher.
Den Kaffee, den er mir daraufhin spontan anbot, nahm ich gerne an, und wir hatten schnell ein gemeinsames Gesprächsthema gefunden, nachdem wir einmal festgestellt hatten, dass wir beide große Anhänger von Amedeo Modigliani waren und uns bei der Werksausstellung im Vittoriano in Rom im letzten Jahr zumindest theoretisch über den Weg hätten laufen können. Als ich eine halbe Stunde später den langen Flur auf dem Weg zum nächsten Seminar entlangging, hätte ich tanzen können vor Freude und Erleichterung. Und ich war erstaunt darüber, dass sich der vermeintliche Tollpatsch als nett entpuppt hatte. Vielleicht sollte ich die Menschen doch nicht immer gleich in den ersten fünf Minuten aburteilen, überlegte ich, als ich den Raum betrat und Elin freudig zuwinkte, die schon auf mich wartete und mir wie so oft einen Platz frei gehalten hatte.
Am Abend klingelte ich in der Nachbar-WG, eine Flasche Prosecco und meine letzte Packung Baci di Dama unterm Arm. Ich hütete meine italienischen Schätze wie einen Augapfel, vor allem das Olivenöl von meiner nonna und meine Lieblingskekse, und war dementsprechend furchtbar stolz, dass sie so lange gehalten hatten. Normalerweise konnte ich den Dingern keine Stunde widerstehen, wenn ich wusste, dass sie im Schrank auf mich warteten. Mürbeteig macht per se süchtig, und die Schokocreme zwischen den beiden runden Kekshälften lässt mich jedes Mal vollends die Fassung verlieren. So was Leckeres gehört glatt verboten, allein aus figurtechnischen Gründen. Oder gibt es etwa auch Menschen, die davon nicht dick werden?
Otto bestimmt, der mir im nächsten Moment in einem engen schwarzen T-Shirt öffnete und meinen anerkennenden Blick auf seine Brustmuskeln sichtlich irritiert zur Kenntnis nahm.
»Ciao«, sagte ich, bevor die Situation peinlich werden konnte. »Ich hab dir was mitgebracht. Wie wär’s mit ’nem Gläschen?« Ich hielt die Proseccoflasche auffordernd in die Höhe.
»Gerne«, sagte er und küsste mich zur Begrüßung auf die Wangen. »Ich koche gerade Risotto. Magst du vielleicht mitessen?«
»Oh, ganz was Neues«, erwiderte ich keck und schob mich an ihm vorbei in die Wohnung. »Ich bin dabei.«
Risotto mit Zucchini und Salsiccia
– für 2 Personen –
Zutaten
1 kleine Zwiebel
700 ml Wasser
2–3 EL Gemüsebrühe
2 EL Olivenöl extravergine
2 kleine Zucchini
150 g italienische Salsiccia
140 g Risottoreis
50 ml Schlagsahne
1/2 Tütchen Safranfäden
Salz
Pfeffer
1 EL Butter
glatte Petersilie
Zubereitung
Das Wasser zum Kochen bringen und die Gemüsebrühe einrühren. Die Zwiebel schälen, in feine Würfel schneiden und in dem vorher erhitzten Olivenöl in einem breiten Topf andünsten. Risottoreis dazugeben, glasig dünsten und anschließend mit einem Schöpflöffel von der vorbereiteten Brühe ablöschen. Sobald die Flüssigkeit eingekocht ist, jeweils so viel von der Brühe nachgießen, bis der Reis gerade eben bedeckt ist. Unter stetigem Rühren gut 20 bis 25 Minuten kochen und
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