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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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sagte er. Ich habe gerade gemerkt, daß ich noch scheißen gehen mußte, bevor wir anfangen. Hast du den Ball schon ein bißchen ausprobiert? Macht Spaß, wie?
    In diesem Augenblick ging etwas kaputt. Mir wurde eine Angst bewußt, die ich schon die ganze Zeit empfunden haben mußte, aber diese irrsinnige Episode machte sie deutlich. SIE WAR SCHON DIE GANZE ZEIT DAGEWESEN.
    – Was ist denn, sagte Olofsson ein bißchen besorgt.
    – Ach, weißt du, sagte ich, ich habe mir einen Zeh an der Wand angestoßen.
    – O verdammt, sagte er mitleidig. Willst du ihn nicht lieber verbinden?
    – Ach was, es ist schon vorbei. Laß uns jetzt spielen.
    – O.K., wie du willst. Diese beiden Linien markieren den Aufschlagsbereich. Der Aufschlag muß zuerst gegen die Rückwand prallen, und wenn er zurückkommt, auf den Boden. Prallt er gegen die Vorderwand, dann war er zu fest, trifft er im Aufschlagsbereich auf oder davor, war er zu schwach.
    Er ließ den Ball fallen und hochspringen, dann schlug er zu. Mit einem sonderbar festen, fast harten Knall prallte er von der Rückwand ab. Ich begriff, daß ein harter Schlag den Verputz von der Wand lösen konnte.
    – Hol ihn dir, los, schnell!
    Natürlich waren meine Reflexe viel zu langsam, ich rannte wie ein Verrückter hinter dem Ball her, der in immer überraschenderen Winkeln weitersprang.
    Es machte wirklich recht viel Spaß, es war ein intellektuelles Spiel. Die Bewegungen des schwarzen Balles vor den weißen Wänden erinnerten mich an die Brechungswinkel eines Lichtstrahls in einem Kristall; die Möglichkeiten, den Gegenspieler zu überrumpeln, waren offenbar praktisch unbegrenzt.
    Meine Ungeschicklichkeit und fehlende Übung zwangen mich, etwa viermal soviel zu laufen wie mein Lehrer, und nach zwanzig Minuten lief mir der Schweiß herunter und brannte in meinen Augen. Ich habe schon immer einen ganz wirkungsvollen Volleyschlag gehabt, und ein paarmal gelang es mir tatsächlich, den Ball volley zu treffen, was den Gegenspieler in den hinteren Teil des Feldes zurücktrieb. Ich begriff, daß es darum ging, ins Vorderfeld zu kommen; wer es beherrschte, hatte die Möglichkeit, die Schläge offensiv zu führen, vom hinteren Feld aus konnte man nur defensiv spielen.
    Nach zwanzig Minuten war ich fertig. Das Herz klopfte, ein kräftiges Kopfweh pochte in einem meiner Stirnlappen, mein Zeh schmerzte.
    – Gar nicht übel, sagte Tommy. Die meisten Anfänger klappen nach einer Viertelstunde zusammen. Du hast einen guten Volleyschlag. Aber du mußt lernen, länger auf den Ball zu warten, nicht so ungeduldig zu sein. Es ist immer noch mehr Zeit, als du denkst. Jetzt gehen wir duschen.
    Wir waren die einzigen im Duschraum. Für warmes und kaltes Wasser gab es je einen Hahn. Ich merkte, daß Tommy nur den Kaltwasserhahn benutzte. Ich machte es genauso. Es war wirklich angenehm.
    – Jetzt gehen wir mal kurz ins Dampfbad. Das tut gut.
    Er öffnete eine schmale Metalltür. Das Dampfbad erwies sich als eine unheimlich heiße Sauna, in der die Luft aber nicht trocken war, wie sie es in einer richtigen Sauna sein soll, sondern voll von dichtem Dampf. Sie brannte in den Lungen.
    – Setz dich vorsichtig hin, damit du dich nicht verbrennst. Er spülte die Holzbank mit einem Wasserschlauch ab.
    – Ich werde es hier höchstens zwei Minuten aushalten. Laß uns am besten schnell reden.
    Meine Stimme klang sonderbar. Das lag entweder an der Luft ringsum, die so dick war, daß man sie mit einem Messer hätte schneiden können, oder an meinen Lungen, die vielleicht schon ins Kochen geraten waren.
    Die Tür ging auf und Roffe, der Typ mit dem Unterleibschutz, trat ein. Er setzte sich uns gegenüber.
    – Na, sag mal, was wolltest du eigentlich fragen?
    Ich warf einen Blick auf Roffe.
    – Das ist schon O.K. Roffe ist dabei, weil er ein Spezialist ist.
    – Ach so, sagte ich. Ja dann. Es geht um folgendes: Ein Typ in meiner Kommission, ein Professor, hat sich in den Kopf gesetzt, daß es in einer Gegend im nördlichen Värmland ein Umweltgift gibt, das eine entsetzIiche Blutkrankheit hervorruft, eine Leukämie.
    Er hat eine Karte angefertigt, auf der er die Fälle eingekreist hat, so daß er die meisten Fälle im Zentrum hat. Dieses Zentrum liegt dreißig Kilometer westlich von Rörbäcksnäs.
    Genau an dieser Stelle habt ihr eine Anlage, die aus einem Metallbau besteht und von sieben Meter hohen Zäunen umgeben ist. Neben dem Gebäude gibt es auch noch eine Betonplatte.
    Dieser Professor hat nun die

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