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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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müssen, sagte Wittfogel. Er muß sagen, daß es eine Kommission gibt, die sich mit solchen Problemen beschäftigt, daß sie diese Sache auf Johanssons Anraten untersucht hat und daß sie nicht genügend konkretes Material gefunden hat. Es fällt mir schwer, die Schwierigkeit zu sehen.
    Ich ging im Zimmer auf und ab. Irgend etwas stimmte hier nicht, etwas, das ich vergessen hatte und das mir um alles in der Welt nicht mehr einfallen wollte, wie sehr ich mich auch anstrengte. Begann ich schon verkalkt zu werden, mit meinen siebenunddreißig Jahren? Es wurde bestimmt höchste Zeit, daß ich wieder mit dem Tennisspielen anfing, auch ich.
    Ich schüttelte das alles ab, ungefähr wie ein Hund nach dem Schwimmen.
    – O.K., sagte ich.
    Ich ging zu den Mädchen im Sekretariat hinaus.
    – Wie sieht’s denn bei euch aus, Mädchen? Habt ihr viel zu tun? Habt ihr ein bißchen Kaffee für mich da?
    Vera, paß mal auf, wir haben eine Menge neuer Briefe zu schreiben...
     
    Es war so, wie wenn man aus einem ungewöhnlich lebhaften Traum aufwacht, einem Traum, der einem wichtig erscheint, und man weiß, daß man sich an eine bestimmte Einzelheit darin erinnern muß . Aber wie sehr man sich auch anstrengt, es will einem nicht gelingen; genau an dieser Stelle ist so etwas wie ein weißer Fleck.
    An der Stelle, wo der Traum wichtig ist.

Wenn die Farben langsam wiederkehren
     
    Wenn die Farben langsam wiederkehren, in einer solchen västmanländischen Frühsommernacht, dann kommt die weiße Farbe zuerst. Grün und Rot kommen zuallerletzt, und wenn das Blau kommt, ist es schon Morgen. Genau wie beim Filmentwickeln.
    Es war jetzt viel stiller, nur hier und da ein Vogel draußen in den Feldern; die Menschen hatten sich gleichsam zurückgezogen und waren nur als vereinzeltes Gelächter gegenwärtig.
    Das Kleid des Mädchens war weiß.
    Wir saßen in der Laube, ich hatte meine Jacke geöffnet, so daß sie mit daruntersaß, davon gewärmt, sie lehnte den Kopf an meine Brust, und ich wärmte sie. Ein angenehmer Duft stieg aus ihren Haaren auf. Auch ihre Schuhe waren weiß. Sie bewegte eine Fußspitze langsam auf und nieder.
    Ich hätte gern mit ihr geschlafen, hier und jetzt, gerade jetzt im allerersten Licht, wußte aber nicht recht, wie ich ihr das klarmachen sollte, und selbst wenn ich es gekonnt hätte, war ich doch nicht sicher, ob sie es auch wollte.
    Eins war sicher: Siskan hatte sich auf einen Spaziergang mit diesem Typen begeben, mit dem ich am frühen Abend Schach gespielt hatte. Ich war überhaupt nicht eifersüchtig, im Gegenteil, ich war richtig erleichtert, als ich feststellte, daß sie nicht irgendwelche Eskapaden mit dem Auto unternommen hatte, so etwas kann böse enden. Ich habe einen großen Respekt vor Autos. Ich habe nicht das geringste Verständnis für Trunkenheit am Steuer und solche Geschichten. Man setzt nicht das Leben anderer Menschen aufs Spiel...
    Oder tut man das vielleicht doch?
    – Ja, den Rest hast du sicher in den Zeitungen gelesen, sagte ich.
    Sie hatte hübsche kleine Brüste. Ich legte die Hand auf eine davon, ohne daß sie protestierte.
    Daß Siskan so etwas anfing, war im Grunde genommen ebenso befreiend wie erfrischend, und ich hoffte wirklich, daß es ihr Spaß machte. Er war bestimmt ein prima Kerl, intelligent und nett. Wenn ich jetzt mit diesem Mädchen schlafen würde, dann keineswegs aus Rachsucht, keineswegs aus einer blöden Lust, dasselbe zu tun.
    Es wäre eine Möglichkeit, zurückzukehren. Ja, wieder heimzukehren, dachte ich. Heim nach Västmanland. Heim zu den Farben. Zu den Farben, die langsam wiederkommen (das Weiß von allen Farben zuerst), heim zu einer Art des Redens, die ich fast vergessen hatte, HEIM ZUR WIRKLICHKEIT .
    Wir fangen noch einmal an. Wir geben nicht auf.
    Nichts anderes würde es bedeuten. Ich ließ die Hand auf ihrer festen, jungfräulichen Brust liegen, zog die Jacke noch weiter über sie, und sie protestierte nicht.
    – Ich bin trotzdem nicht sicher, ob ich es begriffen habe. Ich habe es zwar auch in den Zeitungen und im Fernsehen verfolgt, so ist es nicht. Vielleicht bin ich dumm. War es wirklich bakteriologische Kriegsführung?
    – Ich habe keine Ahnung. Der Beweis dafür ist nie erbracht worden. Johansson hat eine Gruppe von jungen Bakteriologen in Lund aufgetan, die das in der Zeitschrift Folket i Bild/Kulturfront behauptet haben, aber sie haben es nicht geschafft, es zu beweisen.
    – Bist du sicher?
    – Ich habe alles erzählt, was ich weiß. Wir werden

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